Peine. In Schweden kam es zu einem Eklat, da eine Kindergartengruppe eine alte Version von Pippi Langstrumpf mit "Negerkönig" hörte, obwohl der Begriff mittlerweile in "Südseekönig" geändert wurde. Auch in Deutschland gab es diese Änderung. regionalHeute.de fragte nach, ob Kinder dennoch die nicht politisch korrekte Version bekommen könnten.
Die Sprache befindet sich im dauernden Wandel, Begriffe wie "Neger" waren vor einem halben Jahrhundert normal und wurden dementsprechend auch in Kinderbuchklassikern wie „Pippi Langstrumpf" verwendet. Heutzutage sieht das anders aus, neben „Pippi Langstrumpf" wurden auch „Die kleine Hexe", „Räuber Hotzenplotz" oder „Tom Sawyer" in politisch korrekter Version veröffentlicht.
In der Stadtbibliothek in Peine seien zur Zeit rund 40.000 Medien vorhanden. Zusätzlich befänden sich noch etwa 22.000 in der Onleihe (E-Medien). "Bei einem Bestand dieses Umfangs ist nicht jeder einzelne Titel auf Begriffe, die nicht (mehr) politisch korrekt sind, prüfbar", erklärt Petra Neumann, Pressesprecherin der Stadt Peine auf Anfrage von regionalHeute.de. "In der Regel ist die Literatur im Bereich Belletristik und der Kinderbücherei nicht älter als zehn Jahre."
Eine Ausnahme würden jedoch die Klassiker der Weltliteratur, die im Bestand der Stadtbücherei vorhanden sind, bilden. Diese würden aus verschiedenen Gründen nicht so häufig ersetzt, so dass nicht immer die aktuellste Ausgabe eines Klassikers im Regal stehe, so Neumann weiter. "Tatsächlich befindet sich im Bestand der Stadtbücherei die nicht überarbeitete Buchausgabe von Lindgrens 'Pippi im Taka-Tuka-Land', die vorhandene Hörbuchfassung des Titels ist allerdings aktuell aus dem Jahr 2016 und daher in politisch korrekter Form."
"Rigoroses Entfernen von Werken wäre Zensur"
Sicherlich gäbe es im Bestand der Stadtbücherei den einen oder anderen weiteren Titel, der zum Kanon der Weltkinder- oder Bildungsliteratur gehört und aus heutiger Sicht in der Wortwahl diskussionswürdig ist, vermutet Neumann. "Allerdings sind es 'Klassiker', also Bücher, die in einem bestimmten Zeitgeist geschrieben wurden, aber trotzdem immer noch inhaltlich sehr viele Qualitäten haben, auch für die Kinder der heutigen Zeit", gibt sie zu bedenken.
Die Texte seien urheberrechtlich geschützt, so dass eine Veränderung nur mit Zustimmung des Autoren beziehungsweise des urheberrechtlichen Inhabers erfolgen könnten, was jedoch bei vielen Klassikern nicht der Fall sei, erklärt die Pressesprecherin. "Eine rigorose Entfernung von Werken, die aus welchen Gründen auch immer nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen, würde einer Zensur gleichkommen und das ist nicht die Aufgabe einer Bibliothek", bekräftig sie. Allerdings werde die Stadtbücherei ihren Bestand hinsichtlich solcher Werke überprüfen, die vom Verlag mit Zustimmung des Autoren geändert und neu verlegt wurden, und hier sukzessive Neuausgaben der Werke beschaffen.
Vermittlung geschieht im Elternhaus
Es sei die Aufgabe der Bibliothek, Inhalte zur Information und Bildung bereitzustellen. Diese sollten möglichst vielfältig sein, damit eine Auseinandersetzung mit Themen - auch kritischen - stattfinden kann. So biete die Stadtbücherei in ihrem Bestand zahlreiche Medien, besonders im Kinderbuchbereich, an, die sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen, für Freundschaft und Toleranz werben oder Integration fördern, erklärt Neumann.
Die Vermittlung der Inhalte eines Buches geschehe im Elternhaus, in der Kita und in der Schule. Hier werde Literatur vor- oder selbst gelesen und die Inhalte reflektiert. "Selbstverständlich wird auch beim Vorlesen, zum Beispiel bei den Bilderbuchkinos, darauf geachtet, dass die Begrifflichkeiten zeitgemäß sind, für die heutige Generation verständlich und erklärbar", schließt Neumann.
mehr News aus Peine