Peine. Wohl kein anderes Bauprojekt in Peine hat eine derart wechselhafte und schwierige Entstehungsgeschichte wie die Hertha-Peters-Brücke – aber nun ist es soweit: Am heutigen Mittwoch wurde der Ersatzneubau aus Stahl für die Öffentlichkeit freigegeben. Darüber berichtet die Stadt Peine in einer Pressemitteilung.
Fußgänger und Fahrradfahrer können sich über die Wiederherstellung der Verbindung im Peiner Süden freuen. Wege aus den Neubaugebieten südlich des Mittellandkanals zu den Kitas, Schulen und anderen Zielen im Stadtzentrum werden einfacher und in anderer Richtung aus der Kernstadt Richtung Krankenhaus sowie zu den Naherholungsgebieten am Gräwig oder den südlichen Ortschaften und Gemeinden ebenfalls.
Förderung vom Land
Für Gesamtkosten in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro, davon Baukosten rund 5,1 Millionen, Planungs- und Nebenkosten zirka 0,5 Millionen, habe dank der wohlwollenden Förderung des Landes Niedersachsen in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro auf der Grundlage des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes der teilweise herausfordernde Weg des Projektes jetzt zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden können.
Viele Bürgerinnen und Bürgern schätzten die Qualitäten dieser Fußwege- und Radfahrachse sowohl im Alltags- wie im Freizeitverkehr. Dennoch war bereits die erste sowie auch die neue zweite Hertha-Peters-Brücke vielfach Gegenstand kontroverser Sichtweisen. Der frühere Bürgermeister Gerhard Heinze erinnerte bei der Eröffnung der ersten Hertha-Peters-Brücke daran, dass die Ideen für ein solches Bauwerk bis in das Jahr 1964 zurückreichen. So habe man Anfang der 1960er-Jahre bereits beim Bau einer Sandfanganlage am Mittellandkanal den notwendigen Raum für eine spätere Brücke eingeplant. Es dauerte jedoch bis in das Jahr 1982, bis daraus erste Pläne entstanden.
Erste Brücke 1988 fertig
Es dauerte weitere Jahre bis nach lebhaften Diskussionen die erste Hertha-Peters-Brücke dann tatsächlich aus Bongossi-Holz errichtet wurde, einem tropischen Hartholz aus Kamerun, dem die Fachwelt damals hohe Widerstandskraft und Langlebigkeit bei ebenfalls geringem Bauunterhaltungsaufwand bescheinigte. Die Freigabe der Brücke erfolgte 1988.
Die damalige fachliche Einschätzung zur Haltbarkeit von Tropenhölzern erwies sich später allerdings als zu optimistisch. Denn ab dem Jahr 2010 wurde zunehmend sichtbar, dass, entgegen früherer Prognosen, auch dieses Tropenholz als Naturbaustoff durchaus Unterschiede in der Qualität und Widerstandsfähigkeit an einzelnen Bauteilen aufwies. Zunehmender Pilzbefall wurde festgestellt, dessen Ausmaß zu kontroversen Debatten über den Handlungsbedarf führte. Es war sehr umstritten, ob Sanierungsmaßnahmen oder sogleich ein Abriss und Ersatzneubau in Angriff genommen werden sollten.
Entscheidung für Neubau
Nach einem umfangreichen teilweise streitbaren Diskurs und Entscheidungsprozess fielen am Ende im Rat dann 2017 die Würfel zugunsten der Neubaulösung. In einem Ingenieurwettbewerb setzte sich für das neue Projekt erneut das Büro grbv aus Hannover durch, welches unter dem früheren Büronamen Gruhl, Reißmann, Braemer und Vogel bereits maßgeblich an dem Ursprungsbauwerk beteiligt war.
Der Ratsbeschluss zur Realisierung einer Stahl-Schrägseilbrücke fiel endgültig am 20. Februar 2020. Es folgte eine Realisierungsphase mit weiteren erheblichen Schwierigkeiten überraschenden Ausmaßes. Gleich zu Beginn sorgte die Corona-Pandemie für Verzögerungen und teilweise Stillstand in Phasen des sogenannten Lockdowns, dann folgte auch noch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022.
Turbulenzen und Marktveränderungen
Diese unvorhersehbaren Ereignisse sorgten für erhebliche Turbulenzen und Marktveränderungen, auch in der Bauwirtschaft und insbesondere beim Stahlbau. Trotz steigender Kosten und phasenweise schwieriger Begleitumstände sei über all die Monate hinweg eine konstruktive, faire und letztlich erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen maßgeblichen Projektbeteiligten gelungen, die heute eine feierliche Freigabe der neuen eleganten Hertha-Peters-Brücke für die öffentliche Nutzung möglich mache, so die Stadt Peine.
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