Quo Vadis Wald? Nabu und Grüne widmen sich gemeinsam dem Thema


Karl-Friedrich Weber referierte am vergangenen Donnerstag zum Thema „Naturnahe Waldwirtschaft im Zeichen des Klimawandels." Foto: Martina Götzke
Karl-Friedrich Weber referierte am vergangenen Donnerstag zum Thema „Naturnahe Waldwirtschaft im Zeichen des Klimawandels." Foto: Martina Götzke | Foto: Martina Götzke

Groß Ilsede. Knapp 30 Personen fanden ihren Weg am vergangenen Donnerstag in das Kompetenzzentrum, um dort dem Vortrag des Forstingenieurs Karl-Friedrich Weber mit dem Titel „Naturnahe Waldwirtschaft im Zeichen des Klimawandels“ zu folgen. Davon berichten der NABU und der Kreisverband der Grünen in Peine.


Weber, der seit 1961 aktiver Förster und mittlerweile außer Dienst sei, habe selbst mehrere Umweltverbandsgruppen und eine Stiftung für den Erhalt naturnaher Wälder gegründet. Zu Beginn habe er betont, dass auch er noch immer dabei sei, „den Wald richtig kennenzulernen“. Damit habe er den roten Faden aufgegriffen, der sich durch die zweistündige Veranstaltung gezogen habe: Wie viel hat Forstwirtschaft mit Waldschutz zu tun? Und wie viel wissen wir eigentlich wirklich über unsere lebenswichtigen Wälder?

Forstwirtschaft und Waldschutz?


Schlüssig habe der Förster und Waldschützer schon zu Beginn des Vortrags aufgedeckt, wie durch die intensive Forstwirtschaft der letzten Jahrzehnte der Wald durch Monokulturen, Altersklassenwaldbewirtschaftung und den Einsatz von schwerem Gerät sukzessive geschwächt worden sei und werde, sodass jetzt die Folgen der klimatischen Veränderungen und die Buchdrucker, auch bekannt unter dem Namen Borkenkäfer, dem aktuellen Wald schwer zu schaffen machen. „Der Borkenkäfer ist nicht die Wurzel des Übels, sondern die Fichtenmonokulturen, die sehr stressanfällig sind und nun durch die Arbeit der Käfer dezimiert werden“, habe Weber erklärt und betont, dass 40 Prozent der Wälder in Deutschland aktuell falsch bewirtschaftet werden.

„Das Leben ist robust, die Vitalitätszustände des Waldes waren schon immer sehr wechselhaft und abhängig vom Zustand der Wasserversorgung. Seit der Jungsteinzeit haben sich die Baumbestände in Mitteleuropa immer wieder gewandelt. Erst die massiven Eingriffe in den Wald durch die Forstwirtschaft mit ihren Monokulturen, flächendeckenden Kahlschlägen und daraus folgenden Altersklassenwäldern hat den Wald so anfällig gemacht, wie wir ihn gerade erleben. Der Stress durch die Folgen des Klimawandels mit zunehmenden Extremwetterlagen kann dadurch kaum kompensiert werden“, habe der Experte aus Königslutter ausgeführt. Er habe für einen Dauerwald mit gemischtem Baumbestand plädiert, in dem die Natur ihren Lauf nehmen könne, da die Bäume sich nur so in unterschiedlichen Altersphasen entwickeln können. Auch den Begriff „Naturnähe“, für den es bisher keine eindeutige Definition gebe, habe er kritisch unter die Lupe genommen.

Dauerwald mit gemischtem Baumbestand


„Bisher haben wir nur ein klitzekleines Teilwissen über das System Wald erlangt, viele Pilze und andere Arten sind noch gar nicht identifiziert und wir bekommen gerade erst eine Ahnung, wie in dieser Welt miteinander kommuniziert wird und in welchen symbiotischen Beziehungen die Arten zueinander stehen. Die Wechselwirkungen des Ökosystems sind nicht mit klassischen naturwissenschaftlichen Methoden und Theorien messbar, das natürliche Chaos hat einen Sinn, den wir Menschen nicht durchdringen können“, habe Weber seine Erkenntnisse aus seiner jahrzehntelangen Arbeit und Beobachtungen in unterschiedlichsten Wäldern Europas zusammengefasst. Im Anschluss habe sich eine rege Diskussion entwickelt und etliche Fragen aus dem Publikum seien umfangreich beantwortet worden.


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