Welternährungstag: Verbraucher können Beitrag leisten


Auch die Verbraucher in Deutschland können etwas gegen den Hunger in anderen Ländern tun. Symbolbild: Pixabay
Auch die Verbraucher in Deutschland können etwas gegen den Hunger in anderen Ländern tun. Symbolbild: Pixabay | Foto: Pixabay

Berlin/Peine. Am heutigen Mittwoch ist Welternährungstag. Er soll daran erinnern, dass Millionen Menschen auf der Welt Hunger leiden. 821 Millionen Menschen seien unterernährt, berichtet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit Bezug auf den UN-Welternährungsbericht 2018. Auch von Deutschland aus kann jeder seinen Beitrag leisten, wie der Wasserverband Peine in einer Pressemitteilung berichtet.


„Im Vergleich mit vielen Ländern auf der Welt haben wir es in Deutschland sehr gut“, sagt Hans-Hermann Baas, langjähriger Bürgermeister der Gemeinde Lengede und Vizepräsident der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AÖW). Zwar würden Initiativen wie die Tafeln zeigen, dass es auch hierzulande noch ungelöste soziale Verteilungsfragen gebe. Und auch in Sachen gesunder Ernährung könne in Deutschland noch als noch mehr getan werden. Doch existenziell sei hierzulande keiner von Hunger bedroht, anders als etwa in einigen Regionen Afrikas.

Dennoch könne und müsse die Politik und der deutsche Verbraucher mehr gegen den weltweiten Hunger tun, wirbt Baas nachdrücklich. „Wir als Verbraucher müssen uns viel stärker bewusst machen, dass wir einen immensen Einfluss auf die Produktion von Lebensmitteln in anderen Ländern und damit auch auf die dortige Versorgungslage und den Zugriff auf lokale Ressourcen haben. Jeder Verbraucher hierzulande kann und sollte seinen Beitrag leisten, um eine ressourcenschonende und auf regionale Produktion ausgerichtet Versorgung, die alle satt macht, weltweit zu befördern“, appelliert Baas an die Verantwortung jedes einzelnen.



Lebensmittelverschwendung stoppen


Beim Gang in den Supermarkt in Deutschland zeige sich der Überfluss: Vieles ist immer verfügbar. Lebensmittel müssen vernichtet werden, weil nicht alles rechtzeitig Käufer finde. „Ein erstes Umdenken hat eingesetzt“, freut sich Baas. „Saisonale Küche und regionale Produktion erhalten mehr Bedeutung. Die Bundesregierung setzt Kampagnen zur Aufklärung ein, zum Mindesthaltbarkeitsdatum wie auch gegen die Lebensmittelwegwerfmentalität. Denn nicht nur ist es angesichts des Hungers in der Welt moralisch nicht geboten, Lebensmittel wegzuwerfen. In ihnen sind auch jede Menge Ressourcen verwendet worden – allen voran steckt viel virtuelles Wasser darin“, erinnert Baas, der auch Verbandsvorsteher des Wasserverbands in Peine ist.

„Wir weisen bei unseren Wasserwerksführungen immer auf die Bedeutung von virtuellem Wasser hin. Schließlich beeinflussen wir als Verbraucher in Deutschland so die Wasserhaushalte in anderen Ländern ganz erheblich.“ Für Baas braucht es mehr Bewusstsein und Solidarität. „Wir können auch die gewachsene Weltbevölkerung ernähren, das hat die Wissenschaft gezeigt. Aber eben nicht mit Überfluss für einige, sondern mit regionalen Kreisläufen, die die Ressourcen nicht überstrapazieren und die Bevölkerung und ihre Bedürfnisse vor Ort in den Blick nehmen.“ 

Gleichzeit müsse die Agar- und Handelspolitik angepasst werden, um die lokalen Produzenten und Märkte zu stärken, führt Baas weiter aus. „Es muss Schluss damit sein, Lebensmittel minderer Qualität oder von den Industrieländern subventionierte Sorten in den ärmeren Drittländern in die Märkte zu drängen und damit die lokalen Wertschöpfungsketten außer Kraft zu setzen. Dann verdienen nur wenige Eliten oder Spekulanten machen mit dem Hunger sogar noch zusätzlichen Profit. Das darf nicht geschehen, Lebensmittel dürfen nicht zum Spekulationsobjekt werden. Das sind wir den Millionen unserer Mitmenschen schuldig, die um die nächste Mahlzeit kämpfen müssen.“ Schon geringe Lebensmittelpreisschwankungen bedeuten für die armen Bevölkerungsschichten auf der Welt gravierende Versorgungsfragen, erinnert Baas.

"Wasser ist ein Menschenrecht – das sollte Vorbild sein"


Ohne Wasser kein Leben – erst Recht nicht für das „Wasserwesen“ Mensch. 2010 haben die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht verankert. „Wir müssen dieses Recht weltweit durchsetzen. Deshalb engagieren wir uns mit der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft für dieses Menschenrecht. Ganz bewusst haben wir dazu auch die ‚Right2Water‘ Kampagne unterstützt und tragen die Idee des Zugangs zu sauberem Wasser weiter“, betont AÖW-Vizepräsident Baas. Denn auch nach fast zehn Jahren Menschenrechts-Status bleibe noch viel zu tun. Die Privatisierung von Wasser konterkariere genau diesen Gedanken. „Dagegen sprechen wir uns ganz nachdrücklich aus. Jeder Mensch müsse Zugang zu sauberem Wasser erhalten, das darf nicht vom Geldbeutel abhängig sein.“ In Deutschland stehe die AÖW deshalb auch konsequent für die regionale Wasserversorgung in kommunaler Hand. „Unser öffentlich-rechtliches Modell, das die gute Versorgung der Menschen zum Ziel hat und gerade mit Wasser keine Gewinne erzielen will, kann ein gutes Vorbild für andere Länder sein. Beim Austausch mit ausländischen Delegationen bringen wir unser Know-how hier gern ein und werben für eine gute Daseinsvorsorge, nicht nur beim Wasser.“

Für Baas habe die UN-Initiative, den Zugang zu Wasser als Menschenrecht zu verankern, Vorbildcharakter. Zwar könne man es nicht einklagen, dennoch habe es Durchsetzungskraft und Aufmerksamkeit für das Thema gebracht und wirke positiv nach. „Dieses Recht auf Wasser muss das Vorbild auch für die gesamte Ernährungsfrage sein“, regt Baas an. Die derzeitige UN-Dekade des Wassers bilde genau dafür den geeigneten Rahmen: von Ressourcenschutz über die Frage gerechter Verteilung bis zum virtuellen Wasser sind die Anknüpfungspunkte zur Welternährung gegeben.

Gutes Trinkwasser: Durstlöscher und aktiver Klimaschutz


Beim Thema Wasser erinnert Baas anlässlich des Welternährungstags auch an den Schatz, den wir in Deutschland jeden Tag rund um die Uhr aus dem heimischen Wasserhahn genießen könnten. „Es ist nicht nur streng kontrolliert, sondern dazu noch ein gesunder Durstlöscher: das gute Trinkwasser. Ein wichtiger Beitrag für eine gute Ernährung hierzulande.“ Zudem leistet das gute Trinkwasser aus der Leitung noch einen ökologischen Beitrag: Es vermeidet Plastikflaschen und Transporte auf der Straße – und damit CO2. Ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Ein zusätzlicher Pluspunkt, auf den zum Beispiel auch das Projekt Wasserwende (www.wasserwende.org) aufmerksam macht. „Wir engagieren uns mit der AÖW beim Projekt Wasserwende, um die Verbraucher in zunächst zwölf Regionen neu für dieses Thema zu sensibilisieren. Und das nicht nur am Welternährungstag, sondern dauerhaft“, betont Baas.


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