Prime Day Streik: Verdi macht Amazon einen Strich durch die Rechnung

Gerade zum aktuellen Prime Day rief Verdi die Mitarbeiter zum Streik auf. Dies könnte nun auch zu verzögerten Lieferzeiten führen.

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Symbolfoto. | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Region. Mit großer Werbetrommel hatte Amazon den aktuellen Prime Day angekündigt. Die Aktion startete am gestrigen Dienstag und endet am heutigen Mittwoch. Während etliche Kunden mit sensationellen Angeboten angelockt werden, bedeuten die Prime Days für die Mitarbeiter aber eine besondere Belastung - so sieht es zumindest die Verdi und macht Amazon einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Gerade jetzt rief die Gewerkschaft die Amazon-Mitarbeiter zum Streik auf.



In neun Amazon-Logistikzentren wurde daraufhin die Arbeit niedergelegt. „Seit zehn Jahren kämpfen aktive Amazon-Kolleginnen und Kollegen für einen Tarifvertrag bei Amazon. Die Beschäftigten verdienen Respekt für ihren Mut, den sie trotz des Drucks durch den Arbeitgeber in dieser Auseinandersetzung immer wieder aufbringen“, erklärt Streikleiterin Monika Di Silvestre in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft.

Nur Streik kann jetzt noch helfen


Amazon habe zwar die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren wiederholt erhöht und liegt damit inzwischen über dem aktuellen Mindestlohn. „Das hätte die Unternehmensleitung aber niemals ohne den Druck der Streiks freiwillig getan“, so Di Silvestre. Tatsächlich blieben die Einkommen der Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oft um mehrere hundert Euro unter denen ihrerKollegen in tarifgebundenen Unternehmen. Das Geschäftsmodell von Amazon sei auf einer „Hire&Fire“-Mentalität aufgebaut und missachte die Bedürfnisse der in dem Unternehmen arbeitenden Menschen, kritisiert die Gewerkschaft. Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels längst auch bei Amazon angekommen. „Wer qualifizierte und motivierte Beschäftigte haben möchte, muss als Arbeitgeber attraktiv sein. Ein Tarifvertrag kann dazu erheblich beitragen“, so Monika Di Silvestre.

Tarifverträge gefordert


Konzerne wie Amazon verschafften sich Wettbewerbsvorteile auf dem Rücken der Beschäftigten und beschleunigten dadurch den Verdrängungswettbewerb im Handel massiv. Verdi fordert vom US-Konzern Amazon seit zehn Jahren die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels. „Denn nur Tarifverträge schützen Beschäftigte verbindlich vor Unternehmenswillkür und sie sind ein Zeichen von Anerkennung der harten Arbeit, die Beschäftigte täglich leisten. Deshalb ist es wichtig und notwendig, nicht nachzulassen. Es geht um Würde und Respekt“, sagte die Gewerkschafterin.

Verdi fordert vom Unternehmen die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrages ‚Gute und gesunde Arbeit‘.

Das sagt Amazon


Mittlerweile hat sich auch Amazon dazu geäußert, in dem Statement heißt es: "Unsere Teams an den Logistik-Standorten haben sich gewissenhaft auf die Prime Day Aktionstage vorbereitet und sind bereit, die Kundenbestellungen zu bearbeiten. Wir bieten eines der weltweit fortschrittlichsten Arbeitsumfelder mit wettbewerbsfähigen Löhnen, Prozessen und Systemen, die das Wohlbefinden und die Sicherheit aller Mitarbeiter:innen gewährleisten. Der umgerechnete Einstiegslohn für Logistikmitarbeitende bei Amazon in Deutschland wird ab September bei 14 Euro brutto pro Stunde aufwärts liegen, inklusive Bonuszahlungen. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit liegt der Lohn im Durchschnitt dann bei 37.000 Euro brutto pro Jahr. Zahlreiche Extras und Vergünstigungen kommen noch hinzu, wie die Übernahme der Kosten für das neue 49-Euro Ticket (Deutschlandticket) für alle direkten Amazon Mitarbeitenden an allen Amazon Standorten. Dazu kommen die Möglichkeit zur betrieblichen Altersvorsorge, Zuschüsse für eine Weiterbildung von bis zu 8.000 Euro, kostenlose Versicherungen, vergünstigte Mahlzeiten, kostenlose Getränke sowie Zuschläge, etwa für Überstunden."

Auswirkungen des Streiks


Auch wenn der Streik nicht alle Amazon-Logistikzentren betrifft, keines davon in unserer Region, könnte es auch bei uns zu verzögerten Lieferzeiten zu kommen. Wer den heutigen Prime Day also noch nutzen möchte, um sich kurzfristig für den Urlaub einzudecken, der sollte vorher genau auf die Lieferzeiten achten. Amazon selbst schreibt: "Wir erwarten keine Einschränkungen durch die Aktion."


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