Steinhorst. Im Mai berichtete regionalHeute.de über den Verein Gaudium in Vita, der im ehemaligen Schullandheim in Lüsche (Gemeinde Steinhorst, Landkreis Gifhorn) ein sogenanntes Forschungszentrum unterhält. Dort werde nicht nur eine von der russischen Regierung finanzierte, esoterische Bildungsideologie verbreitet, die Betreiber stünden auch Querdenkern und Verschwörungstheoretikern nahe, hieß es in unserem Bericht. Das Niedersächsische Innenministerium sieht allerdings keinen akuten Handlungsbedarf, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Imke Byl, Julia Willie Hamburg und Hans-Joachim Janßen (Bündnis 90 / Die Grünen) hervorgeht.
Die Organisation ISKA und der Verein „Gaudium in Vita“, die in Lüsche wirkten, orientierten sich inhaltlich am Lernkonzept des russischen, 2019 verstorbenen Reformpädagogen Michail Petrowitsch Schetinin, mit dem abseits staatlicher Bildungspolitik ein „freies, selbstbestimmtes Lernen“ angestrebt werde, heißt es in der Einschätzung des Innenministeriums. Der Landesregierung lägen Hinweise darauf vor, dass dieses pädagogische Konzept in Seminaren des Vereins vermittelt werde. Programmatisch sei das Lernkonzept an die russische „Tekos-Schule“ und die „geistige Wiederbelebung Russlands“ angelehnt. Informationen über einen pro-russisch-nationalistischen Einfluss auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Schulgründer-Seminare lägen der Landesregierung aber nicht vor.
Keine konkreten Anhaltspunkte
Der Verein sei bestrebt, in der Abkehr von den gängigen Schul- und Lernkonzepten ein Konzept des „selbstbestimmten Lernens“ ohne „Schulgebäudeanwesenheitspflicht“ zu etablieren. Konkrete Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen oder das Anstiften beziehungsweise Provozieren zu Verstößen gegen die Schulpflicht lägen bislang jedoch nicht vor. Das Ziel des Vereins „Gaudium in Vita“ liege in der Abkehr von der Schulpflicht hin zu einer Bildungspflicht, um Kinder entweder zu Hause oder in alternativen, nichtstaatlichen Bildungseinrichtungen unterrichten zu können. Eine behördenübergreifende Kontrolle am 12. Juli dieses Jahres auf dem Anwesen mit dem aktuellen Namen „Forsthaus Lüsche“ habe keine maßgeblichen Beanstandungspunkte gegeben, die eine Untersagung des Fortbetriebes rechtfertigen würden.
Dennoch seien die Aktivitäten des Vereins sehr kritisch zu betrachten und unterlägen der fortlaufenden Bewertung durch die hierfür zuständigen Behörden. Grund seien auch Verbindungen zur Initiative „Lernwelten“ in Lüneburg, wo die Landesschulbehörde wegen Schulpflichtverletzungen tätig werden musste.
Verbindungen zu völkischen Siedlern
Zudem wiesen die in Niedersachsen handelnden Personen des Vereins „Gaudium in Vita“ Verbindungen und Kennverhältnisse zu „völkischen Siedlerinnen und Siedlern“ und dem Spektrum der sogenannten Corona-Leugnerinnen und Corona-Leugner auf. Die Vorsitzende und Präsidentin des Vereins „Gaudium in Vita“ sei in der Vergangenheit wiederholt im Kontext von Protestveranstaltungen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie aufgefallen.
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