Berlin. Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2030 ein Dokumentationszentrum und einen Erinnerungsort für die Opfer der rechtsradikalen Terrorgruppe NSU errichten. Ein Konzept, das die Bundeszentrale für politische Bildung erstellt hat, soll an diesem Mittwoch den Angehörigen der zehn Todesopfer präsentiert werden, wie die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwochausgabe) berichtet.
Der Standort ist offen, soll aber noch in diesem Jahr bestimmt werden. Ebenfalls noch 2024 solle ein "Aufbaustab" mit 15 Personalstellen die Arbeit aufnehmen, heißt es in dem Konzept der Bundeszentrale. Der Bundestag solle Mittel für die Umsetzung bewilligen und die Gründung einer öffentlich-rechtlichen Trägerstiftung einleiten.
"Ein würdiges Erinnern wird dabei helfen, der Relativierung von Rechtsextremismus entgegenzuwirken und neue Wachsamkeit zu entwickeln", sagte die zuständige Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Juliane Seifert (SPD), der Zeitung.
Das Konzept sieht für das Dokuzentrum drei "primäre Ziele" vor: eine "kritische Aufarbeitung des NSU-Komplexes", inklusive des "umfassenden Versagens des Staates"; die Schaffung eines Gedenkorts, der die Betroffenen in den Mittelpunkt stellt; und ein Bildungsangebot, das die NSU-Verbrechen in "die Geschichte des Rechtsterrorismus nach 1945" einordnet.
Neben dem Dokuzentrum soll es auch "dezentrale" Gedenkorte in anderen Städten mit Bezug zum NSU-Komplex geben. Dies sei ein "maßgebliches Anliegen", so Seifert. Viele Angehörige wünschten sich verständlicherweise "ein Gedenken in der Nähe der Heimatorte der Opfer".
Die Ausgestaltung des Projekts sei ein "hochsensibler Vorgang", sagte Thomas Krüger, der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, der SZ. Die Angehörigen seien deshalb von Anfang an in die Beratungen eingebunden gewesen. "Wenn sie es nicht mittragen, wäre das Konzept zum Scheitern verurteilt", so Krüger.
Auch bei der Diskussion über den Standort des Dokuzentrums sollen die Betroffenen eine wesentliche Stimme sein. Am Ende sei das aber "eine politische Entscheidung des Parlaments", sagte der Präsident der Bundeszentrale. Laut SZ hat sich unter den Angehörigen der Opfer eine klare Mehrheit herausgebildet, die einen Standort in Ostdeutschland wegen Sicherheitsbedenken ablehnt. In der Bundesregierung werden dem Vernehmen nach bedeutende Großstädte favorisiert. Gehandelt werden demnach vor allem Nürnberg, München, Köln und Berlin.
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