Braunschweig. Als 1145 die Zisterziensermönche in Riddagshausen ein Kloster gründeten, war das Land eine Sumpflandschaft. Die Mönche legten die Sümpfe trocken, indem sie große Teiche rund um ihr Kloster anlegten. Später setzten sie darin Fische aus. Bis heute werden die Teiche zur Fischzucht genutzt, allerdings nicht mehr von den Mönchen. Heute hat Klaus Lübbe die Teiche gepachtet und züchtet, wie schon die Mönche, Fische. regionalHeute.de hat Lübbe im Naturschutzgebiet Riddagshausen besucht.
Wer Klaus Lübbes Betrieb finden will, der muss suchen. Allerdings lässt sich diese Suche mit einem Spaziergang durch einen naturbelassenen Park verbinden. Denn Lübbes Fischereibetrieb liegt mitten im Naturschutzgebiet Riddagshausen. Auf über 30 Hektar bewirtschaften Klaus Lübbe und seine Frau Anita die Riddagshäuser Teiche und züchten hier die meisten beliebten Speisefische: Karpfen, Lachsforellen, Aale und viele weitere. Alles in sogenannter extensiver Haltung.
Extensive Haltung bedeutet, dass die Teiche besonders schonend behandelt werden und die Tiere naturnah aufwachsen. Lübbe füttert etwa nichts zu. Die Fische ernähren sich ausschließlich von dem, was sie im Teich vorfinden. Eine Umstellung auf eine intensive Nutzung der Teiche wäre auch gar nicht nötig. Immerhin sind die Teiche tatsächlich Teil des Naturschutzgebietes Riddagshausen. Zwar erhielte Lübbe öffentliche Mittel, um Mehreinnahmen auszugleichen, die ihm durch die extensive Wirtschaft entgehen, ein voller Ausgleich sei das jedoch nicht. Auch wenn es möglich wäre, Lübbe würde nicht umstellen wollen, trotz hungriger Wasservögel.
Nicht nur für Menschen ein beliebtes Ausflugsziel
Besonders die Kormorane bereiten Lübbe Sorgen. Die Fischfresser konzentrieren sich geradezu an den Teichen und greifen dabei nicht geringe Mengen an Fisch ab. Wie viel, können die Lübbes schwierig einschätzen. Dabei sei der Kormoran bei weitem nicht das einzige Problem. Reiher und andere fischfressende Vögel leben ebenfalls im Naturschutzgebiet. Dazu kommt, dass Lübbes Laden etwas "weit vom Schuß" ist. Das mache die Direktvermarktung schwer.
Lübbes Betrieb liegt mitten im Naturschutzgebiet Riddagshausen. Den Hauptteil seines Umsatzes macht der 57-Jährige mit dem Besatz von Angelteichen. Foto: Niklas Eppert
Lübbes großartige Lage ist gleichzeitig sein Problem: Um das Fachwerkhaus herum sind keine Parkplätze. Seine Kunden müssten etwa 300 Meter laufen. Immerhin liegt Lübbes Laden, samt Räucheröfen und Schlachträumen, direkt neben seinem Wohnhaus, keine 50 Meter von den Teichen entfernt, mitten im Naturschutzgebiet. Viele Menschen kommen an diesem Nachmittag an Lübbes Laden vorbei, Familien, Fahrradfahrer. Viele bleiben stehen, lesen das Infoschild vor dem Eingang zu Lübbes Laden, hinein geht jedoch in der Zeit unseres Besuches niemand.
Auch wenn Lübbe sich über jeden Kunden freut, seinen Hauptumsatz mache der Betrieb über den Verkauf sogenannter "Besatzfische". Die Fische würden in einem der drei Standorte des Unternehmens, neben Riddagshausen in Lochow und Tangeln in Sachsen-Anhalt, gezüchtet und etwa an Anglervereine verkauft.
Wohnen und Arbeiten im Naturschutzgebiet
Klaus Lübbe hat die Riddagshäuser Teiche seit 1983 gepachtet. Damals seien die Teiche von der Stadt Braunschweig zur Bewirtschaftung ausgeschrieben worden, der alte Pächter hatte gerade aufgehört. Lübbe, der ursprünglich aus dem Raum Celle kommt, habe sich beworben und sei schließlich genommen worden. Seitdem lebt er mit seiner Familie in einem Fachwerkhaus zwischen den Teichen, in einer Grünen Oase am Braunschweiger Stadtrand. Seine Teiche hat er dabei immer im Blick. Im Sommer wird hier abgefischt.
Der Blick von der Terasse der Lübbes. Die Familie Lübbe wohnt inmitten ihres Betriebes im Naturschutzgebiet. Foto: Niklas Eppert
Mit zehn bis 15 Freiwilligen fährt Lübbe jedes Jahr auf die Teiche hinaus, um "die Ernte einzufahren". Neben seinen Töchtern, die in der Hochsaison dazu stößen, arbeite er beim Abfischen mit Menschen, die aus Spaß an der Sache dabei sind, einige seit mehr als 25 Jahren, jedes Jahr aufs Neue. Niemand von denen verlange ein Entgelt, die meisten arbeiteten für Essen, Trinken und den Spaß an der Fischerei. Danach kommen die Fische von Oktober bis April in eine Halteranlage. Hier könnten sich Kunden die Fische selbst aussuchen. Nur wenige Meter entfernt werden die Tiere dann geschlachtet und geräuchert.
Fischerei vor den Augen der Öffentlichkeit
Besonders für Kinder von Spaziergängern im Naturschutzgebiet sei das Abfischen ein besonderes Erlebnis. Immer wieder kämen sie zum Fischereiwirt, stellten Fragen oder wollten einfach zuschauen. Lübbe hält das für wichtig. Es vermittle den Kindern einen Bezug zu ihren Lebensmitteln. Ein Bezug, der heutzutage oftmals verloren gegangen sei, glaubt Klaus Lübbe. Umso wichtiger sei es, dass es auch hier eine Möglichkeit gebe, dabei zuzusehen.
Wer Lübbes Betrieb besuchen will, der sollte allerdings einen kleinen Spaziergang einplanen. Die nächsten Parkplätze sind am Hasselteich. Von hier aus sind es noch etwa 300 Meter bis zum Geschäft. Der Weg führt durch den grünen Park an den Teichen entlang. Für Informationen, auch für Angler und Angelvereine, können Sie die die Website der Lübbes besuchen.
Von Oktober bis März können sich Kunden ihre Fische in Halteranlagen wie dieser aussuchen. Im Sommer sind sie leer. Der Grasbewuchs ist Absicht: Er soll die Fische daran hindern die Böschung zu untergraben. Foto: Niklas Eppert
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