Fümmelse. Wer einmal von Fümmelse im Landkreis Wolfenbüttel in Richtung Salzgitter-Drütte gefahren ist, der wird die großen Plakate der "Fümmelser Wieseneier" schon gesehen haben. Die Plakate sind an sogenannten Hühnermobilen angebracht, in denen die Hühner als kleine Herden gehalten werden. Die Mobile gehören Michelle und Florian Harms, die seit letztem Jahr von Fümmelse aus ihre Eier vertreiben. regionalHeute.de hat die Mobile besucht.
Wer morgens am Fümmelser Ortsausgang Richtung Salzgitter-Drütte aus seinem Auto aussteigt, der hört sie bereits: Die Fümmelser Wiesenhühner. Auch wenn sie an diesem Morgen um 8 Uhr noch nicht aus den Ställen gelassen wurden. Das ungeduldige Gackern ist bereits vom Straßenrand aus zu hören. Als Florian Harms schließlich die Tore der Hühnermobile öffnet, gibt es beim Federvieh kein Halten mehr: Die Hühner strömen aus der Klappe in den abgezäunten Bereich auf der Wiese am Ortsrand. Gerade an diesem Freitag ist die Situation für die Hühner besonders: Ihre Ställe wurden frisch verschoben. Es gibt also eine neue Wiese zu erkunden.
Wer von Fümmelse aus Richtung Salzgitter-Drütte fährt, der wird die Mobilställe der Familie Harms kaum übersehen. Foto: Niklas Eppert
Denn Hühnermobile sind, wie der Name schon sagt, keine feststehenden Ställe. In regelmäßigen Abständen stellt Familie Harms die Ställe auf einer Wiese um. Die Hühner sollen so Abwechslung, aber auch immer eine frische Weide haben, die sie abfressen können. Den ganzen Tag verbringen die Tiere zwischen hohem Gras, Strohballen und unter alten Anhängern, die ihnen gerade in der Sommerhitze Schatten spenden sollen. Erst abends, zum Sonnenuntergang, kommen sie zurück in den Mobilstall, wo sie auf Stangen die Nacht verbringen.
Die Eier direkt vom Huhn
Nur wenige Schritte von den kleinen Gehegen entfernt steht der Regiomat der Familie Harms in einer Hütte. Hier gibt es Eier, den Wiesenhonig, der von Michelle Harms Bienenvölkern produziert wird, und andere Produkte aus regionalen Betrieben. Hauptprodukt sind und bleiben jedoch die Wieseneier, auch wenn die Produktion in den letzten Wochen etwas schleppend lief. Die Harms haben im Juli neue Junghennen bekommen. Die vorherigen Bewohner des Stalls wurden geschlachtet. Irgendwann lasse die Legeleistung einfach nach.
Nach getaner Arbeit würden die ausgedienten Legehennen zu Suppenhuhn verarbeitet, wobei Familie Harms auf einen möglichst stressfreien Transport achte. Einige Wochen später zögen neue Hühner in die Ställe ein, die sich jedoch erst an die neue Umgebung gewöhnen müssten, bevor sie wirklich ihren Zweck erfüllen könnten. Werden die Tiere meist im Alter von etwa 18 Wochen geliefert, fangen sie erst zwischen der 20. und der 22. Woche an Eier zu legen, dazu anfangs sehr kleine. Bis dahin versuchen sie sich in der neuen Umgebung einzuleben, gewöhnen sich an das neue Gras, die vorbeifahrenden Autos und die Besucher an den Gehegen.
Die Eier legen die Hühner eigentlich in ein Gelege am Rand des Mobils. Wo ältere Hühner einen festen Tagesablauf haben und die Eier gezielt in die Nester legen, scharren und graben die Jungtiere im Sand herum. Sie müssten erst lernen, wozu diese Nester eigentlich da sind. Familie Harms legt dafür Eierattrappen in die Nester. Und meist erledige sich das Gescharre im Gelege, wenn die Hühner lernen, wie viel tiefer sie auf der Wiese kämen.
Dialog zwischen Bauer und Verbraucher
Familie Harms ist öfter an den Gehegen der Hühner anzutreffen. Die beiden scheuen dabei keine Diskussion. Immerhin sieht das Ehepaar das Gespräch mit Kunden als Teil des Berufs an. Die Landwirtschaft und die Verbraucher, glaubt Florian Harms, hätten sich in den vergangenen Jahren zunehmend voneinander entfernt. Er und seine Frau wollen einen Beitrag leisten, um diese Lücke zumindest ein wenig zu schließen. Jeder könne sich die Hühner auf den abgezäunten Flächen ansehen und die Eheleute ansprechen, wenn sie gerade verfügbar seien.
Die Hühner auf den abgezäunten Wiesen. In regelmäßigen Abständen werden die Mobile umgestellt, samt Interieur. Als ursprüngliche Waldrandbewohner fühlen sich die Hühner vor allem im Schatten wohl. Foto: Niklas Eppert
So könnten Missverständnisse schnell ausgeräumt werden. Etwa, wenn auch die Freilandhühner ab und an kahle Stellen im Gefieder oder kleinere Verletzungen hätten. Für den Laien sehe das erst einmal martialisch aus, am Ende sei das aber ganz natürlich. Immerhin gingen Hühner sehr robust miteinander um. Sie kämpften um ihren Platz in der Hierarchie der Herde, am Wasser würde gedrängelt, manchmal bekämen die rangniedrigen Hühner einfach so etwas von den anderen Tieren ab. Aber, so Harms, so sei nun mal die Natur.
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