Rewe: Keine Werbeprospekte mehr - viele Kunden sind entsetzt

Der Nahversorger setzt zukünftig nur noch auf digitale Werbung. Das soll umweltschonend sein - doch werden gerade ältere Menschen dadurch abgehängt? Das sagen unsere Leser.

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Die App löst das Papierprospekt ab.
Die App löst das Papierprospekt ab. | Foto: REWE

Region. Wer hätte es gedacht? Diese Meldung schlug ein wie eine Bombe: Rewe will zukünftig keine gedruckte Werbung mehr verteilen. Symbolisch wurde nun der "letzte Handzettel" übergeben. Seit dem 1. Juli wird es Angebote nur noch digital abzurufen geben. Ein Umstand, der offensichtlich viele Kunden verärgert. Entsprechend waren auch die Reaktionen im Netz. regionalHeute.de fasst die Kritik und die Beweggründe von Rewe zusammen.



Rewe hat sich entschieden, auf gedruckte Papierhandzettel in allen 3.700 Märkten zu verzichten und stattdessen die Angebote digital zu präsentieren. Das Hauptziel dieser Maßnahme ist die Nachhaltigkeit, indem Papier, CO2, Wasser und Energie eingespart werden, die normalerweise für die Produktion, Lieferung und Verteilung der Handzettel verwendet werden. Um sicherzustellen, dass Kunden aller Altersgruppen erreicht werden, wird Rewe parallel dazu die Werbung in anderen Medien ausbauen. Geplant ist eine Publikation in Zeitungen, Radio, TV und der Rewe App. Außerdem seien alle Angebote stets abrufbar unter: rewe.de/angebote. Zusätzlich kann man sich per WhatsApp informieren lassen: rewe.de/whatsapp

In vielen Märkten gab es eine feierliche Übergabe des letzten Handzettels. Hier in Salzgitter bei Rewe Familie Kaysal.
In vielen Märkten gab es eine feierliche Übergabe des letzten Handzettels. Hier in Salzgitter bei Rewe Familie Kaysal. Foto: Rudolf Karliczek


Rewe dazu: "Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei Rewe schon seit vielen Jahren eine zentrale Rolle. In der Vergangenheit haben wir bereits viel bewegt, sei es durch die Abschaffung der Plastiktüte, den Bau von nachhaltigen Green Buildings oder die Förderung der E-Mobilität. Nun geht Rewe den nächsten Schritt und schafft als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler den gedruckten Handzettel ab."

Immense Zahlen: In ganz Deutschland wurden zuletzt jährlich 24.981.335 Handzettel verteilt. Insgesamt seien das 73.000 Tonnen Papier, die entsprechend 70.000 Tonnen CO2 verursachten, 380.000.000 kWh Energie und 1.100.000 Tonnen Wasser benötigten, so rechnet Rewe vor.

Kritik an der Digitalisierung


"Viele finden unsere Entscheidung riskant. Der Papier-Prospekt ist schließlich seit Jahrzehnten das mit Abstand wichtigste Werbemittel der Branche. Wir können uns beim Thema Nachhaltigkeit aber nur verbessern, wenn wir umdenken, Altes hinterfragen und Mut beweisen", so ist sich Peter Maly, Rewe Group Vorstand, im Vorfeld bereits über die Kritik bewusst. Es gibt sogar einen TV-Spot, der auf die Umstellung aufmerksam macht: hier auf YouTube

"Und was machen die älteren Menschen die kein Internet haben?", fragt eine Nutzerin auf Facebook. Der Verzicht auf gedruckte Prospekte ist in den Augen vieler Leser eine Zumutung besonders für die ältere Bevölkerung.

"An die älteren Menschen die mit Handy und Apps nicht vertraut sind wurde nicht gedacht", stellt eine weitere Leserin fest. Der Umgang mit dem Internet und mit Smartphones sei noch nicht allen Senioren vertraut und sie seien auf das Druckerzeugnis angewiesen. "Und die Oma von nebenan hat dann nix mehr wo sie sich Zuhause informieren kann", so eine weitere kritische Stimme.

Für die meisten Leser seien Apps und ein "Digitalzwang" für die Kunden nicht hinnehmbar. Einige Kunden zeigten sich so unzufrieden, dass sie zukünftig woanders einkaufen wollen: "Schade. Keine Werbung. Kein Rewe."

Doch es gibt auch positives Feedback


Neben den vielen kritischen Stimmen, gibt es allerdings auch Befürworter der digitalen Lösung. Ein Nutzer schreibt: "Vollkommen richtige und gute Entscheidung. Bei den meisten wird dieser Reklamezettel sowieso im Papiermüll landen."

Zudem wiesen einige Leser darauf hin, dass auch ältere Menschen mittlerweile im digitalen Zeitalter angekommen seien: "Alte Leute sind nicht so wie ihr das immer behauptet. Meine Nachbarin (82) schreibt WhatsApp mit ihren Enkeln." oder "Mittlerweile müssten die Älteren sich mit der digitalen Welt auch auskennen."

Ein Kommentator scheint die Kritik ebenfalls albern zu finden, er meint zynisch: "Mir hat's schon genügt, dass sie keinen Stallburschen mehr auf dem Parkplatz haben, wenn ich mit meiner Pferdekutsche ankam... verdammter Fortschritt".

Letztlich ist die Entscheidung nun gefallen und angesichts der großen Möglichkeit, Geld einzusparen und den Umweltschutz voranzubringen, wird Rewe wohl auch nicht so bald wieder auf das Papierprospekt zurückkommen. Die Kunden werden sich wohl an den neuen, digitalen Weg gewöhnen müssen. Es ist zudem durchaus möglich, dass nach Rewe zukünftig noch andere Händler umsteigen werden.


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