Wiesbaden. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) fordert angesichts des Atomausstiegs mehr Forschung an neuen Technologien zur Energieerzeugung. "Der Ukrainekrieg und die Energiekrise zeigen uns, dass wir uns breit aufstellen müssen. Wir müssen besonders angesichts des Atomausstiegs technologieoffen Forschung fördern. Nicht nur aussteigen, sondern auch mal einsteigen", sagte Rhein der FAZ (Samstagsausgabe).
Die laserbasierte Kernfusion nannte der CDU-Politiker als Beispiel. "Es gibt ein enormes Potential, das bislang zu wenig genutzt wird. Im Dezember ist es zum ersten Mal gelungen, bei der Spaltung von Wasserstoffkernen mehr Energie zu erzeugen, als dafür aufgewandt wurde. Die Vereinigten Staaten investieren Milliarden in die Forschung. Das sollten wir in Deutschland auch tun", so Rhein.
"Auch wenn die Technologie erst in 20 oder 30 Jahren eine größere Rolle spielt, geht es jetzt darum, die Weichen dafür zu stellen. In Jahrzehnten profitieren wir dann davon."
Als Standort für die Kernfusion-Forschung eigne sich Hessen gut. "Nicht nur, dass bei uns das deutsch-amerikanische Unternehmen `Focused Energy` sitzt, das an der Energieerzeugung durch laserbasierte Kernfusion arbeitet. Es wird in Darmstadt auch der Ringbeschleuniger gebaut, den Forscher für ihre Arbeit benötigen", so der CDU-Politiker.
Bislang fördert Hessen die Kernfusion-Forschung mit etwa zweieinhalb Millionen Euro. Die hessische CDU möchte die Förderung deutlich ausbauen und das Land zum "Leitstandort" für Kernfusion machen. Rhein kritisierte den Ausstieg aus der Atomkraft scharf. Er halte das, was am 15. April geschehe, für "irrational, für ideologiegetrieben und in der Krise für falsch", sagte Rhein.
Die verbliebenen Atomkraftwerke hätten zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgt, so Rhein. "In einer Zeit, in der in Europa Kernkraftwerke gebaut werden, in der Deutschland aus guten Gründen aus der Kohlekraft aussteigen will, in der wir mehr Strom für Wärmepumpen und E-Autos brauchen werden, berauben wir uns einer seit Jahrzehnten zuverlässigen Stromquelle." Rhein hält den Ausstieg nicht für unumkehrbar. "Politisch ist der Atomausstieg erst mal beschlossen. Aber natürlich lässt sich diese Entscheidung ändern, wenn es den politischen Willen dazu gibt und die Betreiber dazu bereit sind, wieder einzusteigen. Je mehr Zeit allerdings nach dem Ausstieg vergeht, desto unwahrscheinlicher wird eine Rückkehr zur Kernkraft", sagte der hessische Ministerpräsident.
Es mangele dann an Brennstäben, Personal und Know-how.
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