Niedersachsen. Mit einem Hospitalisierungswert von 5,7 startet Niedersachsen mit dem Beginn der neuen Verordnung am morgigen Mittwoch direkt in die Warnstufe 1, denn der erste Schwellenwert von 3 ist damit weit überschritten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt den Wert für den heutigen Tag jedoch nur mit deutlich niedrigeren 2,59 an. Ein niedriger Wert, der auch oft in nationalen Medien auftaucht. Den Grund erklärt Gesundheitsministerin Daniela Behrens am heutigen Dienstag in einer Pressekonferenz. Niedersachsen nutzt eigene Zahlen, um den Meldeverzug beim RKI zu umgehen.
"Was nützt die Hospitalisierungsquote, wenn sie nicht die Realität widerspiegelt?", antwortet Behrens auf die Frage einer Journalistin, wieso Niedersachsen bei der Hospitalisierungsinzidenz von den RKI-Zahlen abweicht. Der Hospitalisierungswert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen mit einer Coronainfektion in Krankenhäuser eingewiesen werden. Wenn dieser Schwellenwert in einem Bundesland drei überschreitet, können nur noch Geimpfte und Genesene (2G) an weiten Teilen des öffentlichen Lebens teilnehmen.
"Unser System ist genauer als das vom RKI."
Behrens erläutert: "Wir haben unsere Intensivkapazitäten sehr gut unter Beobachtung, weil wir über das IVENA-System ein sehr zeitechtes Instrument haben, um genau die Belegung in unseren Krankenhäusern abzubilden. Unser System ist genauer als das vom RKI." IVENA steht für "interdisziplinärer Versorgungsnachweis" und ist seit mehreren Jahren in Niedersachsen im Einsatz. Das System war eigentlich zur Optimierung der Disposition im Rettungsdienst gedacht - Krankenhäuser tragen dort ihre Ressourcen ein. Dabei werden nicht nur verfügbare Betten, sondern auch verfügbares Personal und Diagnosegeräte berücksichtigt. Die Daten lassen sich sogar online einsehen.
Heftige Abweichung zu RKI-Zahlen
IVENA habe gegenüber den RKI-Zahlen noch einen weiteren Vorteil: "Wir rechnen bei uns alle Hospitalisierungsfälle ein, und nicht nur die der letzten sieben Tage. Daher ist unsere Zahl in der Tat höher, aber sie gibt die Realität in den Krankenhäusern besser wider." Was die Gesundheitsministerin damit meint: Das RKI berücksichtigt für die Krankenhausinzidenz nur Fälle, die in den vergangenen sieben Tagen neu an COVID-19 erkrankt sind. Frühere Neuinfektionen werden nicht berücksichtigt oder nachgemeldet, was zu erheblichen Verzerrungen führt. Nach NDR-Recherchen war der eigentliche Hospitalisierungswert in manchen Bundesländern doppelt bis fünffach so hoch, wie vom RKI angegeben.
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