Amsterdamm. Der Chef des Rüstungskonzerns KNDS, Frank Haun, schlägt Alarm: Ohne US-Unterstützung könne sich die Ukraine im Kampf gegen Russland nicht behaupten: "Insgesamt gesehen sind wir militärisch derart schwach, dass wir eine langfristige Unterstützung des Landes alleine gar nicht leisten könnten", sagte Haun dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Es wird Zeit, dass Europa aufwacht." Älteres Gerät sei kaum noch lieferbar: "Der Hof ist ziemlich leer", so der Rüstungsmanager.
"Abgaben von Nato-Ländern stoßen mittlerweile auch an Grenzen, weil die Möglichkeiten ihrer eigenen Landesverteidigung tangiert werden." Noch dramatischer für den zweiten ukrainischen Kriegswinter sieht Haun aber zwei andere Probleme. Einerseits könnte die USA kriegsmüde werden: "Ein Teil der amerikanischen Öffentlichkeit rechnet die Sparzwänge im öffentlichen Sektor gegen die materielle Unterstützung der Ukraine auf", so Haun. "Außerdem ist der Schwelbrand im Nahen Osten wieder aufgeflammt. Und nächstes Jahr findet in den USA eine Präsidentenwahl statt. Was ist, wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht?" Andererseits investiere Europa viel zu wenig in militärische Abschreckung: "Quer durch Europa ist die Rüstungsindustrie seit dem Ende des Kalten Krieges mit den Verteidigungsbudgets geschrumpft. Das hatte auch Auswirkungen auf Lieferketten und die Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe", sagte Haun gegenüber "Focus" und warnt: "Die Russen setzen auf Massen alter Panzer und den Faktor Zeit. Wenn Europa wieder abschreckungsfähig werden will, muss es also auch in technisch und taktisch überlegene Land-Kampfsysteme investieren."
KNDS selbst hat laut Haun zwar einige neue Bestellungen aus Berlin erhalten, aber noch keinen Euro Umsatz aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Bundesregierung. Der in Amsterdam sitzende Rüstungskonzern ist ein Zusammenschluss des deutschen Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann und seines französischen Partnerunternehmens Nexter und hinter Rheinmetall der zweitgrößte Rüstungskonzern der Republik. Haun mahnt gegenüber "Focus" zur Eile: "Wir müssen wieder wehrhaft werden, zumal Putin und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping ja gerade weitere Kooperationen beschlossen haben."
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