Salzgitter. Am 10. Juni ist Bundesweiter Aktionstag gegen das sogenannte Catcalling. Darunter fallen verschiedene Phänomen, sexueller Belästigung in der Öffentlichkeit oder online. Auch die Stadt Salzgitter beteiligt sich an der Aktion. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt Salzgitter hervor.
Unter Catcalling versteht man Pfeif- oder Kussgeräusche, aufdringliche Blicke, anzügliche Sprüche auf offener Straße, übergriffige Nachrichten auf Social Media wie „Hey, geiler Arsch!“, ungewollte Konfrontation mit Bildern oder Videos sexuellen Inhalts im Netz, wie etwa die sogenannten Dickpics.
44 Prozent Frauen und 32 Prozent Männer haben solche sexistischen Angriffe schon erlebt, wie aktuelle Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ergeben hat. Die meist berührungslose, aufgedrängte Sexualität ist es derzeit noch kein eigener Straftatbestand beziehungsweise keine Ordnungswidrigkeit. Das könne so nicht bleiben, findet die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter, Simone Semmler, Initiatorin des Anti-Catcalling-Tages #keinKompliment. Catcalling müsse bestraft werden. Die erste Petition zum Catcalling von Antonia Quell „Es ist 2020. Verbale sexuelle Belästigung sollte strafbar sein“ wurde von knapp 70.000 Personen unterstützt. Auch der Deutsche Juristinnenbund forderte im vorigen Jahr eine rechtliche Normierung berührungsloser sexueller Belästigung.
Die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten beteiligen sich an Aktionen „Es ist unerträglich, dass Frauen und Mädchen sich nicht unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können, ohne Belästigungen ausgesetzt zu sein.“, so Semmler. „Der gutmeinende Hinweis mancher Männer „Nimm’s doch als Kompliment“, sei absurd.
Catcalling führe zu Symptomen
Catcalling richte sich hauptsächlich gegen jüngere Frauen, heißt es in der Mitteilung. Belästigungen auf der Straße würden sich bei Betroffenen körperlich und emotional auswirken. Berichtet werde von Symptomen wie Muskelverspannungen, Atembeschwerden, Schwindel und Übelkeit sowie starker Angst, zum Beispiel vor Vergewaltigung oder davor, die eigene Privatsphäre nicht schützen zu können. Catcalling führe dazu, dass Frauen und Mädchen Bereiche im öffentlichen Raum meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen.
Dokumentation der Übergriffe geplant
Von Juni 2022 bis Mai 2023 sind Betroffene aufgerufen, ihre erlebten Belästigungen über eine zentrale Mailadresse in ihrer jeweiligen Kommune zu melden. Insgesamt sind mehr als 40 Kommunen und Kreise in der Bundesrepublik an der Aktion beteiligt. Dort werden die Meldungen gesammelt und dokumentiert. Am zweiten Aktionstag, den 9. Juni 2023 werden dann regional organisierte Aktionsgruppen diese Übergriffe mit Kreide dann an dem Ort sichtbar machen, an dem sie stattgefunden haben. In Salzgitter wird im Anschluss eine Kundgebung an der Stelle stattfinden, an der der größte dokumentierte Handlungsbedarf besteht.