Flüchtlinge bekommen Chance auf Lehrberuf


Ausländische Schüler erhalten integrativen Unterricht Foto: Humboldteum e.V.
Ausländische Schüler erhalten integrativen Unterricht Foto: Humboldteum e.V. | Foto: humboldteum-ev

Salzgitter. Die Stadt Salzgitter konnte bis Mitte August 2016 erhebliche Zuzüge von Menschen mit Migrationshintergrund verzeichnen. Dazu gehörten nicht nur Flüchtlinge, sondern auch viele Menschen aus dem EU-Ausland.


Darunter viele Familien mit Kindern und Heranwachsenden, die keine oder nur geringe deutsche Sprachkenntnisse besitzen. Wie die Stadt berichtet sei dies ein Problem gerade für Schulen, die viele dieser Schülerinnen und Schüler aufgenommen haben.

Mit Stand Oktober 2016 haben die Schulen in Salzgitter 1219 (8,7%) von 13.975 Schülerinnen und Schüler insgesamt gemeldet, die geringe oder keine deutschen Sprachkenntnisse aufweisen. Die Betroffenheit der Schulen ist unterschiedlich. Einige haben nur wenige Schülerinnen und Schüler mit geringen bis keinen Sprachkenntnissen, einige sehr viele.

Die Stadt Salzgitter hat deshalb seit Anfang des Monats mit dem Jobcenter das einmalige Modellprojekt "Start in den Lehrberuf" gestartet.

Das Projekt "Start in den Lehrberuf"


Qualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen, die aus ihrer Heimat geflohen sind und bereits über hinreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen, soll ein niedrigschwelliger Einstieg in das deutsche Schulsystem ermöglicht werden. Zurzeit handelt es sich noch um Syrerinnen und Syrer, die für die arabisch-sprachigen Schülerinnen und Schüler und die Lehrerinnen und Lehrer übersetzen, beziehungsweise zwischen ihnen vermitteln.

Zugleich soll ein Beitrag zur Entlastung der Schulen von der zusätzlichen Belastung durch Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen geleistet werden.

Umsetzung


Das Programm wird vollständig als Maßnahme des Jobcenters finanziert und gliedert sich in zwei Module.

Zurzeit läuft mit sieben Fachkräften der erste Teil eines dreimonatigen Praktikums an ausgewählten allgemeinbildenden oder berufsbildenden Schulen, dass auf die Vorkenntnisse der Teilnehmer abgestimmt ist. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ab dem Frühjahr folgen.

Voraussetzung für die Teilnahme am Praktikum ist ein abgeschlossenes Asylverfahren. In Zukunft wird der Teilnehmerkreis, der dann ein abgeschlossenes Asylverfahren durchlaufen hat, erweitert.

Der zweite Teil der Maßnahme ist ein zertifizierter Lehrgang an der Volkshochschule (VHS) der Stadt Salzgitter, durch welchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als pädagogische Mitarbeiterin/Mitarbeiter erwerben. Diese soll möglichst unmittelbar an das Praktikum anschließen. Der Zertifizierungsprozess des Lehrganges läuft zurzeit. Grundlage ist ein urheberrechtlich geschützter Lehrplan des Verbandes der Volkshochschulen, welcher durch die VHS in Salzgitter in Absprache mit den Projektpartnern deutlich erweitert wird. Geplant ist 300 Stunden zum deutschen Schulsystem und pädagogischen Themen mit weiteren 300 Stunden berufsbezogenem Deutschunterricht zu kombinieren.

Interesse bei den Schulen


Die Mehrzahl der Schulen in Salzgitter hat bereits Interesse bekundet, so dass in den nächsten Tagen auch an andere Schulen mit dem Projekt starten wollen. Die Schulen werden entsprechend ihrem Anteil an Schülern mit sprachlichen Schwierigkeiten priorisiert.

Erstes Fazit der teilnehmenden Schulen


Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden ihre Rolle vor Ort bisher sehr schnell und sind vom ersten Tag an eine große Hilfe. Die Erfahrung zeigt, dass eine Woche praktische Tätigkeit und persönlicher Kontakt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Regel sprachlich und beruflich weiter bringt, als mehrere Wochen Intensivsprachkurs. Wenn gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wurde und die Verfahren eingespielt sind, wird die Unterstützung dann immer besser. Die Übertragbarkeit auf andere Schulen, wird hierbei erprobt.

Interesse bei den teilnehmenden Pädagoginnen und Pädagogen


Eine Informationsveranstaltung hat gezeigt, dass Motivation und Qualifikation bei den in Frage kommenden syrischen Lehrerinnen und Lehrern hoch ist. Etwa 15 syrische Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen mit abgeschlossenem Asylverfahren haben an der Informationsveranstaltung teilgenommen und hohes Interesse an dem Programm gezeigt.


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