Salzgitter. Am 7. Oktober ruft der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) zum Welttag für menschenwürdige Arbeit auf. Weltweit nehmen an diesem Tag Millionen Menschen an Veranstaltungen teil, um für menschenwürdige Arbeit einzutreten. Die Beratungsstelle für mobile Beschäftigte berichtet über ihre Info-Aktion in Salzgitter in einer Pressemitteilung.
Der Schutz der Menschenrechte habe in Deutschland einen hohen Stellenwert und die Arbeits- und Sozialgesetzgebung seien auf hohem Niveau. Dennoch bestehe auch in Deutschland Handlungsbedarf.Immer wieder gebe es Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung in unterschiedlichen Branchen. Eine für Ausbeutung besonders anfällige Gruppe stellen laut der Beratungsstelle für mobile Beschäftigte ausländische Arbeitnehmer dar. Aufgrund unzureichender Sprachkenntnisse und mangelndes Wissens über das deutsche Arbeitsrecht fielen diese häufiger als deutsche Arbeitnehmer unseriösen Arbeitgebern zum Opfer.
Als Unterstützung für diese Arbeitnehmergruppe wurden im Jahr 2013 in Niedersachsen Beratungsstellen für mobile Beschäftigte eingerichtet. Die mittlerweile vier Beratungsstellen in der Trägerschaft der Bildungsvereinigung "Arbeit und Leben" werden vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung gefördert und bieten muttersprachliche Beratung in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten für überwiegend osteuropäische Arbeitskräfte an.
Info-Aktion in Salzgitter: Es muss sich vieles ändern
Zum diesjährigem Welttag für menschenwürdige Arbeit veranstalten die Beratungsstellen für mobile Beschäftigte zusammen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di eine Info-Aktion für Kurierfahrer am DPD-Depot in Salzgitter-Watenstedt. Die Paketdienstleisterbranche boomt, auch der DPD Standort in Salzgitter wurde 2016 ausgebaut. Seitdem werden hier nach Angaben von DPD pro Tag zirka 27.000 Pakete umgeschlagen. Arbeit als Paketzusteller ist ein Knochenjob: schwere Lieferungen, ständiger Zeitdruck, genervte Kunden und dazu noch etliche Überstunden, die oft nicht bezahlt werden. Die meisten Kurierfahrer sind nicht bei den großen Speditionsunternehmen angestellt, für die sie Pakete ausliefern, sondern stehen bei Subunternehmen unter Vertrag. Sven Paschke von Ver.di erzählt, es gebe dort häufig keine Tarifverträge, keine Betriebsräte, der Mindestlohn werde nicht gezahlt, und es würden keine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt. „In letzter Zeit wird unsere Beratungsstelle immer häufiger von dieser Berufsgruppe aufgesucht“, berichtet Alicja Bartosik von der Beratungsstelle in Braunschweig. „Die meisten Paketboten, die zu uns kommen, stammen aus Polen und Rumänien. Sie beklagen sich über missliche Arbeitsbedingungen: unerträgliche Arbeitszeiten, nicht vergütete Überstunden, vorenthaltenen Lohn und psychische Belastung.“
Arbeitnehmer über ihre Rechte aufklären
Mit ihrer Aktion möchte die Gewerkschaft und die Berater für mobile Beschäftigte auf die Zustände in der Paketbranche aufmerksam machen und Kurierfahrer aus unserer Region über ihrer Arbeitnehmerrechte aufklären. Im Fokus der Aktion stehen vor allem ausländische Paketboten, die oft nicht wissen, wo sie sich Unterstützung holen können. Die Berater und Gewerkschafter hoffen einige Missstände aufzudecken und den Betroffenen notwendiges Wissen über ihre Rechte an die Hand zu geben.