Klingebiel: Ein bundesweites Szenario B an Schulen wäre sinnvoll

Salzgitters Oberbürgermeister erklärt, dass zumindest ein Vorübergehender Wechsel in den geteilten Unterricht im gesamten Land sinnvoll wäre.

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An Salzgitters Schulen wird im Szenario B unterrichtet. Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel würde eine bundesweite Regelung begrüßen.
An Salzgitters Schulen wird im Szenario B unterrichtet. Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel würde eine bundesweite Regelung begrüßen. | Foto: Janosch Lübke

Salzgitter. Täglich berichten wir über die steigenden Corona-Neuinfektionen in der Region. Besonders die Stadt Salzgitter ist von dem Virus stark betroffen. Beinahe täglich werden hier auch neue Fälle an Schulen gemeldet, weshalb man sich für den weiteren Schulbetrieb in der Stadt für das Szenario B entschieden hat. Oberbürgermeister Frank Klingebiel berichtet gegenüber regionalHeute.de, dass er es für sinnvoll erachte, dieses Szenario für eine gewisse Zeit bundesweit einzuführen.


Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne erklärte am Morgen in der aktuellen Stunde des Landtags, dass die Schulen in Niedersachsen "pandemiefest" seien. Schule als Lern- und Lebensraum erweise sich in der Pandemie als besonders schutzwürdiges Gut, so Tonne und erklärt: "Und darum besteht auch große Einigkeit darüber, die Schulen möglichst lange im Präsenzbetrieb zu halten. Mit großer Achtsamkeit wägen wir daher immer wieder zwischen erforderlichem Infektionsschutz und dem uneingeschränkten Recht auf Bildung ab", so der Kultusminister und betont, dass Schulen keine Treiber der Corona-Pandemie seien. Im Rahmen regelmäßiger Abstimmungen mit dem Landesgesundheitsamt und dem Gesundheitsministerium werde diese Aussage immer wieder überprüft.


Durch die Einhaltung der Hygienemaßnahmen, regelmäßiges Lüften und die Vorgabe in das Szenario B zu wechseln, könne man den Schulbetrieb aufrecht halten, erklärt der Kultusminister. "Es gilt, mit Ruhe und Entschlossenheit, mit klaren Vorgaben und mit hoher Transparenz Kurs zu halten. Dafür steht die Landesregierung. Es ist wichtig, dass unsere Kinder weiterhin ohne Angst in die Schule gehen können und Eltern sie ohne Angst dorthin schicken können", schloss Tonne am Mittwoch seine Rede.

Szenario B mit „geteilten Klassen“


Ab einer Inzidenz von 100 Neuinfizierten je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner wechseln alle Schulen, die von einer Infektionsschutzmaßnahme betroffen sind, für die Dauer der Infektionsschutzmaßnahme (in der Regel 14 Tage) in das Szenario B. In diesem Wechselmodell kann dann wieder jederzeit das Abstandsgebot eingehalten werden und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung im Unterricht ist nicht länger erforderlich. Schülerinnen und Schüler, die sich nicht in der Schule befinden, werden im Szenario B verpflichtend zu Hause unterrichtet. Unter eine die Schule betreffende Infektionsschutzmaßnahme fallen infektionsschutzrechtliche Anordnungen des zuständigen Gesundheitsamtes, die mindestens eine Lerngruppe betreffen, wie zum Beispiel eine Quarantäneanordnung für eine Schulklasse, eine Kohorte oder einen Schuljahrgang.

Szenario B für alle Schulen


Den Schulbetrieb weiter aufrechtzuerhalten, hält auch Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel für die richtige Entscheidung. Eine komplette Schließung der Schulen - und auch der Kitas - hält Klingebiel nicht für sinnvoll. Das Szenario B, das an vielen Schulen in Salzgitter bereits eingeführt wurde, sollte laut Klingebiel aber bundesweit für einige Wochen eingeführt werden. "Meines Erachtens sollten sich die Kultusminister aller Länder überlegen, ob in der jetzigen Situation - wo die Zahlen so exponentiell ansteigen - nicht über zwei oder drei Wochen gesagt wird, alle Schulen gehen ins Szenario B", so Klingebiel. Eine grundsätzliche Schließung von Schulen sei seiner Auffassung nach schwer umsetzbar. Dem Infektionsschutz stehe hier auch das Recht auf Bildung, die Not berufstätiger Eltern die Betreuung ihres Kinder sicherzustellen und das Recht und die Notwendigkeit der Ausübung ihres Berufes gegenüber. "Dieses Spannungsfeld ist am ehesten nicht durch Schließung auflösbar, sondern durch die verantwortungsvolle Regelung, in das Szenario B zu wechseln", so Klingebiel.

Im Podcast: Oberbürgermeister Frank Klingebiel zur Schulsituation zu Corona


Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel
Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel Foto: Rudolf Karliczek




Auch Deutscher Lehreverband kritisiert Vorgehen an Schulen


Wie der Deutsche Lehrerverband, kürzlich in einer Presseerklärung mitteilte, werde der kritische Grenzwert von Corona-Neuinfektionen in immer mehr Städten und Kommunen überschritten. In diesen Hotspots fordert der Deutsche Lehrerverband, die Klassen unverzüglich zu halbieren. „Es empört uns, dass die beschlossenen und vom RKI empfohlenen Richtwerte einer Inzidenzzahl von 35/50 der Corona-Ampel für verschärfte Hygieneschutzmaßnahmen an Schulen von der Bildungspolitik komplett ignoriert werden, um Schulen unter inakzeptablen Bedingungen offenzuhalten“, so Heinz Peter Meidinger. „Die KMK hat bei ihrer letzten Sitzung mit ihrer Entscheidung, dass Quer- und Stoßlüften bei Minusgraden ausreichend sei, eine rote Linie überschritten und sich damit aus der Verantwortung gegenüber dem Gesundheitsschutz der Schülerinnen und Schüler gestohlen. Es braucht Richtlinien und klare Handlungsanweisungen, ab welchen Inzidenzzahlen eine Maskenpflicht für welche Klassenstufen gilt und ab wann es notwendig ist, die Klassen wieder zu teilen."

Kritik an Lüftungskonzept


Und auch der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte fordert angesichts steigender Zahlen ein konsequentes, zielführendes und nachhaltiges Handel. Wie es in einer Presseerklärung heißt, sorge man sich angesichts der ständig wachsenden Coronafallzahlen in Niedersachsen um die Gesundheit und Sicherheit so- wohl der Lehrkräfte als auch der Schülerinnen und Schüler. „Die Infektionszahlen steigen exponentiell an, unsere Schulen sind keine Oasen der Sicherheit, auch wenn unser Kultusminister versucht, diesen Eindruck zu erwecken. Das zeigen die täglichen Meldungen über Coronafälle aus den Schulen“, so Torsten Neumann, VNL/VDR-Landesvorsitzender in einer Stellungnahme zur aktuellen Schulsituation.

Der VNL/VDR warnt vor einer möglichen Aufweichung der Quarantäneregelung. Wenn in einer Klasse ein Coronafall aufgetreten ist, so müssten mindestens die gesamte Klasse sowie die dort unterrichtenden Lehrkräfte in Quarantäne geschickt werden und nicht nur unmittelbare Sitznachbarn. Das konsequente Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung müsse auch nach derzeitigem Stand in allen Klassen erfolgen, sowohl im eingeschränkten Regelbetrieb als auch im Wechselbetrieb, dem Szenario B. Die Kritik am Lüftungskonzept des Kultusministers bleibt bestehen,so der Verband. Die vom Kultusminister geforderte 20-5-20-Regel beim Lüften der Schulräume ist gerade in den kälteren Monaten fern jeder Realität. Der Einsatz von Profi-Lüftungsanlagen, ergänzt durch den Einsatz von CO2-Ampeln, insbesondere an den Schulen, an denen eine effektive Lüftung nicht oder nur schwer möglich ist, diene dem Schutz aller. Die Anschaffung müsse endlich in Angriff genommen werden.

„Um der weiteren Ausbreitung des Coronavirus Einhalt zu gebieten, fordern wir ein konsequentes, zielführendes und nachhaltiges Handeln aller Verantwortlichen. Dazu gehört ein schnelles Umsetzen der Quarantäneregelung ohne Einschränkungen. Der Wechsel von Szenario A in Szenario B und zurück darf nicht nur von kurzer Dauer sein. Die Bereitstellung von effektiven FFP2-Masken für Lehrkräfte durch den Dienstherrn muss im Rahmen der Fürsorgepflicht sofort erfolgen. Vorsorge ist besser als Nach- sorge“, so Neumann abschließend.


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