Manfred Caspar erzählt Schülern von seiner Jugend in der DDR

von Annabell Pommerehne


Am Freitag berichtete Manfred Caspar in der Ludwig-Erhard-Schule über seine Jugend in und seinen Fluchtversuch aus der ehemaligen DDR. Fotos: Rudolf Karliczek
Am Freitag berichtete Manfred Caspar in der Ludwig-Erhard-Schule über seine Jugend in und seinen Fluchtversuch aus der ehemaligen DDR. Fotos: Rudolf Karliczek | Foto: rk

Salzgitter. Am vergangenen Freitag war Manfred Caspar, ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Region Braunschweig, zu Gast in der Aula der Ludwig-Erhard-Schule. Im Rahmen der 30-jährigen Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland referierte er in zwei Vorträgen über sein Leben und seinen Fluchtversuch in und aus der ehemaligen DDR.


Seit 2016 ist Caspar im Ruhestand und nutzt diese Gelegenheit, um als Honorarreferent der Friedrich-Naumann-Stiftung zum Thema "Freiheit um jeden Preis - Jugend in der DDR" aufzuklären. Er erzählt von seinen eigenen Erlebnissen in der DDR, denn dort sei er geboren und aufgewachsen, habe seinen Realschulabschluss gemacht und Baumaschinist gelernt. Frei habe er sich in dem "Unrechts- und Willkürstaat" allerdings nie gefühlt. Als Freigeist habe er sich im Gegensatz zu vielen anderen nicht damit arrangieren können, nicht dorthin gehen, das lesen oder sagen zu können, was er wollte. Daher habe er mit 18 Jahren im Jahr 1969 einen Fluchtversuch aus der DDR über Bulgarien unternommen, sei aber leider gefasst worden. Er habe anderthalb Jahre in Haft verbracht. Durch Freikauf habe er letztlich in die BRD gelangen können, wo er allerdings im Visier der Staatssicherheit gewesen sei, die ihn der Fluchthilfe verdächtigt habe. Unabhängig davon habe Caspar in der BRD sein Abitur gemacht und Germanistik, Politik und Philosophie studiert. Er habe eigentlich Gymnasiallehrer werden wollen, geriet aufgrund eines großen Angebots an Lehrkräften seiner Zeit aber in die Betriebswirtschaft, wo er nach vielen Zwischenstationen und neben vielen Ehrenämtern für 25 Jahre als Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Region Braunschweig tätig war. Genauer berichtet Manfred Caspar von seiner Jugend in der DDR in seiner Biographie "Vom Wachsen der Flügel".

Biographie: Vom Wachsen der Flügel


Ihm sei es wichtig, seine Erlebnisse und Erfahrungen an die nächste Generation zu vermitteln, denn wo man hin will, könne man nur auf der Grundlage von Lerneffekten erkennen und lernen könne man nur aus der Vergangenheit. Es sei daher unverzichtbar, die jungen Menschen zu informieren, damit sie über die Trennung Deutschlands annähernd so gut Bescheid wissen wie über den Nationalsozialismus und das Dritte Reich. Für Caspar kommt die Thematik der Teilung im Verhältnis zum Nationalsozialismus zu kurz. Er wünscht sich mehr Intensität und biete sich daher als Zeitzeuge an. Er möchte den jungen Menschen Geschichtsbewusstsein und ein möglichst objektives Bild vermitteln, damit bei zukünftigen Fragen "die Antworten aus dem historischen Wissen abgeleitet werden können." Michael Wutke, Schulleiter der Ludwig-Erhard-Schule, empfindet den Besuch von Manfred Caspar als besondere Gelegenheit, einen Zeitzeugen einbinden zu können, der "die Schüler noch einmal auf andere Art und Weise teilhaben lassen kann an dem, was Geschichte real ausmacht. Jemand, der unmittelbar beteiligt ist, wird mit einer ganz anderen Authentizität berichten."

 Die Schüler scheinen ihm aufmerksam zugehört zu haben.
Die Schüler scheinen ihm aufmerksam zugehört zu haben. Foto: rk




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