Salzgitter. Eltern, Kinder, Lehrer/innen, Erzieher/innen und die Stadtverwaltung haben ein ganz besonderes Projekt gewagt – die Entwicklung des Modells „Kooperativer Hort“.
In den vergangenen Monaten erarbeiteten die Beteiligten der Salzgitteraner Grundschulen Kranichdamm und Am Sonnenberg, der Horte St. Lukas, St. Joseph, Pusteblume und Kiga Luga und der Stadt Salzgitter im Rahmen einer informellen Bürgerbeteiligung in einem intensiven Prozess Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten. Als Ergebnis aus dieser Bürgerbeteiligung ist das „Salzgitter Modell Kooperativer Hort“ entstanden, das zum Abschluss des aktuellen Modellprojektes am Freitag, 11. März dem Niedersächsischen Kultusministerium und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Der Auslöser für die Entwicklung des Projektes, an dem das Land drei weitere niedersächsischen Kommunen (Aurich, Osterholz-Scharmbeck und Neustadt am Rübenberge) beteiligte, war der zunehmende Ausbau von Grundschulen in Niedersachsen zu Ganztagsgrundschulen. Folge daraus ist derzeit, dass durch die Ausweitung der schulischen Zeiten bis in den Nachmittag teilweise die herkömmliche Hortbetreuung in den Nachmittagsstunden an Bedeutung verloren hat. Andererseits wünschen sich viele Eltern für ihre Kinder in der 1. und 2. Klasse noch den „geschützten Raum“ des Hortes nach dem täglichen Unterricht, um ihnen einen leichteren Übergang vom Kindergarten in die Grundschule zu ermöglichen. Es musste also die Frage geklärt werden: Wie können Schule (Land) und Hort (Aufsicht Jugendhilfe/Kommunen) so zusammenarbeiten, dass Bildung- und Betreuung von Kindern im Grundschulalter möglichst unter einem Dach und mit einer personellen Konstanz möglich ist, auch nach 15:30 Uhr?
Dass das Interesse bei den Gebietskörperschaften in Niedersachsen an diesem Thema sehr groß ist, zeigte sich auch daran, dass sich 22 Kommunen für das Modellprojekt beworben hatten. Aber auch daran, das seitdem bekannt wurde, dass die Stadt Salzgitter an dem Projekt teilnimmt, der Fachdienst Kinder, Jugend und Familie immer wieder Anfragen aus anderen Gemeinden und Städten zu diesem Thema erhalte, berichtete Fachdienstleiterin, Dr. Roswitha Krum.
In der Veranstaltung am Freitagabend erläuterte die Staatssekretärin des Niedersächsischen Kultusministeriums Erika Huxhold zunächst die Ziele, die das Land mit dem Kooperativen Hort verfolgt: „Für die Niedersächsische Landesregierung bedeutet modernes Regieren einen lebendigen Austausch zwischen Bevölkerung und dem Land. Bei dem Modellprojekt zur informellen Bürgerbeteiligung am Beispiel des ,Kooperativen Hortes‘ ging es dem Land darum, mit den Modellkommunen, den Eltern und auch den Kindern in den Dialog darüber zu treten, welche Erwartungen und Bedürfnisse sie an die ganztägige Bildung und Betreuung ihrer Kinder im Grundschulalter haben. Wir wollten die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig in die Entwicklung einer zukunftsfähigen Ganztagsbildung von Grundschulkindern in Kooperation von Grundschule und Tageseinrichtung einbinden“, so Huxhold. Dieser Prozess habe in Salzgitter besonders gut funktioniert.
Am Ende des Prozesses, so die Staatssekretärin, solle stehen, dass flächendeckend in ganz Niedersachsen und in allen Schulformen Ganztagsschulen angeboten werden. Nicht in allen Regionen sei die Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und Schulen so konstruktiv wie in Salzgitter. Gerade hier habe sie das Engagement der Schulen und Kindergärten beeindruckt. „Sie haben teilweise unsere Erwartungen übertroffen“, gab sie zu.
Die Erste Stadträtin Christa Frenzel betonte: „Wir machen in der Kinderbetreuungslandschaft seit dem Krippengipfel quasi einen Quantensprung. Anhand dieses Projektes könne die Betreuungskette von der Krippe, über den Kindergarten, beziehungsweise den Hortbereich, bis in die Schule gesichert und qualitativ vorgehalten werden. „Wir nutzen jeden Baustein, der sich uns bietet“, so Frenzel.
Ab 1. August soll das gemeinsame entworfene Konzept in die praktische Umsetzung einer Modellphase in den teilnehmenden Grundschulen und Kindergärten gehen. Wie lange dieser Zeitraum dauert, so Gerald Nolte vom Niedersächsischen Kultusministerium, sei noch nicht festgelegt, er könnte aber bis zu fünf Jahre dauern. Nach Beendigung des Modellprojektes könnten die daraus gewonnenen Ergebnisse in den vier Teilnehmerkommunen durch das Land in Form einer Veränderung des Kindertagesstättengesetzes einfließen.
Christa Frenzel betonte: „Die Rahmenbedingungen des Modellprojekts müssen jedoch von den Kommunen geprüft werden. Es ist überfällig, das die Systeme im Bereich der Schule und des Kindergartens kompatibel gemacht werden. Aber zusätzliche finanzielle Lasten kann die Stadt Salzgitter zur Realisierung dieses Projekt nicht stemmen.“ Bisher sei die Betreuung in Schulen und in Horten nie ganzheitlich betrachtet worden. Ein Zusammenwachen von Hort und Schule sei überfällig, ergänzte sie.
mehr News aus Salzgitter