Salzgitter. Mit der umfangreicheren fachlichen Qualifizierung von Tagespflegepersonen, dem Aufbau eines Vertretungssystems und weiteren ergänzenden Maßnahmen ist Salzgitter Vorreiter in Niedersachsen, wenn es darum geht die Qualität dieses familiennahen Betreuungsangebotes deutlich zu verbessern.
Die Stadt Salzgitter ist eine von bundesweit etwa 30 Kommunen, die seit Anfang 2016 bis Ende 2018 in einem Modellprojekt die Qualität der Kindertagespflege weiterentwickeln.
Es geht dabei um den Ausbau der Grundqualifizierung für Tagespflegepersonen, die Bereitstellung und Erprobung eines verlässlichen Vertretungssystems in der Kindertagespflege, die Fortbildung von Tagesmüttern und -vätern für inklusive Betreuungsangebote sowie eine Weiterbildung für die zuständigen Fachberatungen in der Stadtverwaltung. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit dem Bundesprogramm Tagespflege und der Stadt Salzgitter: "Weil die Kleinsten große Nähe brauchen".
Grundqualifizierung für Tagespflegepersonen
Im August vergangenen Jahres startete eine erste Grundqualifizierung, die in Kooperation mit der Stadt Salzgitter und der Evangelischen Familienbildungsstätte nach den Richtlinien des neuen kompetenzorientierten Qualifizierungshandbuches Kindertagespflege (QHB) durchgeführt wurde. Nach den Sommerferien soll die nächste Grundqualifizierung zur Kindertagespflege starten. Interessierte Frauen und Männer können sich schon jetzt beim Familienservicebüro der Stadt Salzgitter unter der Telefonnummer 05341 / 839-4505 darüber informieren.
Anschlussqualifizierung
Für schon tätige Tagespflegepersonen läuft seit Februar zudem eine erste Anschlussqualifizierung. Die teilnehmenden engagierten Tagesmütter wollen den gleichen Umfang an Grundqualifizierung erwerben, wie diejenigen, die nach dem neuen Qualifizierungshandbuch geschult werden.
Der Unterricht der Grundqualifizierung von 300 Stunden wird durch ein Praktikum von 80 Stunden ergänzt, das teils in einer Krippe, teils bei einer erfahrenen Tagespflegeperson stattfindet. Die angehenden Tagesmütter und -väter können so unter Anleitung Praxiserfahrungen in der Kinderbetreuung sammeln und ihr im Kursus erworbenes Wissen in der Praxis umsetzen. Aber auch aktives, eigenständiges und selbstbestimmtes Lernen gehört im Umfang von mehr als hundert Unterrichtsstunden zum Qualifizierungsprogramm.
Aufgaben der Tagespflege
Damit ist die Schulung der Tagespflegepersonen weit aus intensiver als bisher. Zu den Aufgaben der Tagespflege zählt heute nicht nur das Betreuen und Pflegen im engeren Sinn, sondern vielmehr auch das Fördern, Unterstützen und Begleiten kindlicher Bildungsprozesse. Gerade in den ersten Lebensjahren kann viel für eine gute Entwicklung der Kinder getan werden. Nach den Vorgaben des Lehrplans des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) waren bislang nur 160 Unterrichtsstunden üblich, um die fachliche Qualifikation zu erwerben. Die erweiterte Ausbildung stellt einen Gewinn für die Qualität der Tagespflege in Salzgitter dar, im Interesse der betreuten Kinder und ihrer Eltern.
Ende Januar haben sechs Frauen und ein Mann den Kursteil der Grundqualifizierung erfolgreich abgeschlossen und ein erstes Zertifikat als qualifizierte Kindertagespflegeperson des Bundesverbandes Kindertagespflege erhalten. Damit können sie nach Erteilung einer Pflegeerlaubnis, mit der Betreuung von Tageskindern beginnen, wobei sie parallel zu ihrer Tätigkeit weiter unterrichtet werden. Im Dezember diesen Jahres werden sie dann die gesamte Grundqualifizierung abgeschlossen haben.
Vertretungssystem in der Kindertagespflege
Ein Aspekt des bundesweiten Modellprojektes ist auch, ein verlässliches Vertretungssystems in der Kindertagespflege zu schaffen. Sollte eine Tagesmutter, ein -vater krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen ausfallen, sollen nach Möglichkeit eine Vertreterin, ein Vertreter einspringen, um die Betreuung der ausgefallenen Tagespflegekraft zu übernehmen. In Salzgitter wird das bereits durchgeführt. Bei der Bereitstellung von Vertretungen in der Kindetagespflege arbeitet die Stadt eng mit dem AWO-Kreisverband Salzgitter/Wolfenbüttel als Anstellungsträger zusammen. Seit September 2016 sind zwei angestellte erfahrene Tagesmütter in der Stadt unterwegs, um vor allem im Krankheitsfall Tagespflegepersonen zu vertreten, die allein oder mit einer Kollegin (Großtagespflege) in fremden Räumen Tageskinder betreuen. Die ersten Erfahrungen mit diesem Vertretungssystem sind vielversprechend. Für die Eltern wird die Betreuung ihrer Kinder damit noch verlässlicher. Das ist auch ein wichtiges Qualitätsmerkmal in der Kindertagespflege.
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