Syrische Pädagogen: Bundesweites Pilotprojekt für Flüchtlinge


Die erfolgreichen Teilnehmerinnen/Teilnehmer und die Beteiligten des Pilotprojektes. Foto: Stadt Salzgitter
Die erfolgreichen Teilnehmerinnen/Teilnehmer und die Beteiligten des Pilotprojektes. Foto: Stadt Salzgitter | Foto: Stadt Salzgitter

Salzgitter. Die Zertifikatsübergabe Montag als wichtiger Schritt für den weiteren beruflichen Weg war für 17 Teilnehmer ein Grund für große Freude: Mit dem Abschluss des Volkshochschul (VHS)-Kurses „Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit interkulturellem Schwerpunkt an Schulen (VHS)“ wurde nun die dritte Phase des Modellprojektes „Start in den Lehrberuf“ der Stadt Salzgitter abgeschlossen.


Christa Frenzel, Erste Stadträtin der Stadt Salzgitter, blickte auf die Anfänge im Jahr 2016 zurück, als das Pilotprojekt mit der Überlegung begann, wie man an die vorhandenen Qualifizierungen der Neuzugewanderten anknüpfen und sie im Berufsleben aktivieren könnte.

In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Salzgitter engagierten sich die syrischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit mehrjähriger Berufserfahrung in ihrem Heimatland, an deutschen Schulen mit vielen Flüchtlingskindern, um dort zu übersetzen, zu vermitteln und die Integration zu unterstützen.

Start in den Lehrberuf


„Start in den Lehrberuf ist eine Brücke, die die Kulturen verbindet“, sagte Christa Frenzel. Das betonte auch Elmar Alexander Windeler, Geschäftsführer des Jobcenters Salzgitter. Mit dieser Qualifizierung ergebe sich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele berufliche Möglichkeiten in Kitas und Schulen. Er verwies auf die gute Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten und auf die erfolgreiche Umsetzung dieses Pilotprojektes.

Das bestätigte auch Berbel Unruh, Direktorin des VHS-Landesverbandes Niedersachsen: „In Salzgitter wurde dank eines besonderen Engagements aller Beteiligten ein neues Konzept auf den Weg gebracht.“ Projekte und Angebote, die unmittelbar aus der Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure vor Ort entstünden, seien aus der Erfahrung des Landesverbandes die ergiebigsten hinsichtlich Bildungserfolg und Integration.

Salzgitter als Vorbild


Der Erfolg von „Start in Lehrberuf“ sei Vorbild auch für andere Kommunen, die dieses Pilotprojekt umsetzen möchten. „Gute Ideen müssen verbreitet werden, damit sie weiter wachsen können“, so die Direktorin des VHS-Landesverbandes. Grundlage des Konzeptes bildeten zwei Lehrgänge des Landesverbands der Volkshochschulen Niedersachsens, der im Rahmen seiner Marke „vhsConcept“ verschiedene berufliche Qualifizierungen für den pädagogisch-sozialen Bereich verantwortet.

Eine Übertragbarkeit des Projektes auf andere Kommunen und Kreise unter Einbezug der regionalen Volkshochschulen ist ausdrücklich erwünscht. Das Curriculum des Kurses kann beim Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens e.V. erworben werden. (Ansprechperson: Sabine Bertram, bertram@vhs-nds.de, 0511 / 300 330 59).

Große Bedeutung für die integrative Arbeit


Frauke Kuba, Lehrerin und Betreuerin einer Teilnehmerin an der Grundschule Fredenberg, hob die enorme Bedeutung der Unterstützung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Schulen mit hohem Anteil von Flüchtlingskindern hervor. Die ehemalige Grundschullehrerin Shaza Alouni sei als Übersetzungshilfe, bei Elterngesprächen und als Vermittlerin zwischen den Kulturen aktiv gewesen. Das habe völlig andere Möglichkeiten eröffnet, Eltern einzubinden und mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten. Die Kurstage mit theoretischen und sprachlichen Inhalten, an denen sie nicht vor Ort in der Schule war, seien vom Kollegium der Schule stets als Durststrecke empfunden worden. Der Bedarf an Schulen sei immer noch groß.

Das ist für die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer ebenfalls wichtig. „Wir möchten unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten. Nur so können wir Deutschland Danke sagen“, sagte der Kursteilnehmer Mohamed Mazen Alajjan, der sich bei allen Beteiligten bedankte, die sich für dieses Integrationsprojekt einsetzen.

Danach folgt die Ausbildung


Im August 2018 wird die vierte Phase des Projektes starten: eine einjährige Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin beziehungsweise zum Sozialpädagogischen Assistenten an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Fredenberg. Bis dahin werden die Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch einen weiteren Sprachkurs vorbereitet, der die ersten Monate der Ausbildung ergänzt. Der Abschluss als Sozialassistentin beziehungsweise Sozialassistent, eröffnet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusätzlich die Möglichkeit zum Berufseinstieg in der frühkindlichen Erziehung, wo insbesondere in Salzgitter ebenfalls ein stetig wachsender Mangel an Fachkräften besteht.

Am Anfang stand die Sprache


Vor dem Kurs hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein dreimonatiges Praktikum an Grund-, Haupt- und Realschulen in Salzgitter mit vielen arabischsprachigen Schülerinnen und Schülern absolviert sowie an einem Sprachkurs teilgenommen. Über den Lehrgang hinaus waren sie an zwei Tagen pro Woche an ihren Schulen als integrative Sprachmittlerinnen und Sprachmittler sowie Brückenbauerinnen und Brückenbauer im Einsatz und somit eine wertvolle Ergänzung für die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern.

Darüber hinaus wird im Herbst ein zweiter Durchgang des Projektes „Start in den Lehrberuf“ beginnen.

Weiterführende Informationen zum Projekt


Die Verwaltung der Stadt Salzgitter hat aufgrund der besonders großen Zuzüge nach Salzgitter bereits im August 2016 Überlegungen zur Unterstützung der Schulen angestellt. Dazu gehörten nicht nur Flüchtlinge, sondern auch viele Menschen aus dem EU-Ausland. Darunter viele Familien mit Kindern und Heranwachsenden, die keine oder nur geringe deutsche Sprachkenntnisse besitzen. Ein Problem gerade für Schulen, die viele dieser Schülerinnen und Schüler aufgenommen haben.

Die Stadt Salzgitter hat deshalb mit dem Jobcenter das einmalige Modellprojekt „Start in den Lehrberuf“, das es so in keiner anderen Stadt in Deutschland gibt, am 1. Dezember 2016 gestartet.

Ziel ist es, die Schulen in Salzgitter zu entlasten, Schülerinnen und Schülern die Integration in die Schule zu erleichtern und Flüchtlingen, die früher als Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher oder Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen gearbeitet haben in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Das Projekt gliedert sich in 4 Phasen:

1. Phase
In einem dreimonatigen Praktikum an einer Schule in Salzgitter wurden die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern eingesetzt. Sie sollten sprachliche und kulturelle Barrieren zu Schülern überbrücken, die noch kaum deutsch sprechen. Sie selbst sollten so persönliche Kontakte knüpfen sowie das deutsche Schulsystem und deutsche Pädagogik kennenlernen.

Die Praktika haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Zeitraum Dezember 2016 bis Mai 2017 an Schulen in Salzgitter absolviert (Grundschule/Hauptschule Am Gutspark, Grundschule Am See, Grundschule Am Fredenberg, Grundschule Am Sonnenberg, Kranichdammschule, Grundschule Am Ziesberg, Grundschule Lichtenberg, Hauptschule Am Fredenberg, Hauptschule Klunkau, Dr. Klaus-Schmidt Hauptschule, Hauptschule Thiede, Realschule Salzgitter-Bad, Gymnasium Am Fredenberg, Gymnasium Salzgitter-Bad, IGS Salzgitter, Berufsbildende Schule Am Fredenberg, Ludwig-Erhardt-Schule).

2. Phase
In einer Übergangsphase wurden einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer als freiwillige Ehrenamtliche bei der Stadt registriert und waren weiterhin an ihren Schulen tätig. Ziel war es hier, den Kontakt zur Schule bis zur Phase 3 des Projektes fortbestehen zu lassen.

3. Phase
Am 3 Juli.2017 ist Phase 3 angelaufen. Diese begann mit einem vorbereitenden Sprachkurs vom 3. Juli bis zum 20. September 2017 an drei Tagen in der Woche für berufsbezogenes Deutsch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ein einheitliches Deutschniveau erreichen und ihre Kenntnisse ausbauen.

Ab dem 25. September 2017 begann der VHS-Kurs „Pädagogische/r Mitarbeiter/in“, der mit der feierlichen Zertifikatsübergabe endete. Der Kurs wird durch das Jobcenter finanziert.

An zwei Tagen in der Woche wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder an ihrer Schule eingesetzt und erfuhren dadurch, wie die theoretischen Kursinhalte in der Praxis durch deutsche Lehrerinnen und Lehrer angewandt werden.
Diese Inhalte umfassten Pädagogik, Methodik/Didaktik, Kommunikation und Gesprächsführung, Unterrichtsbegleitende Angebote, rechtliche Rahmenbedingungen und berufsbezogenes Deutsch.

4. Phase
Im August beginnt die vierte Phase (siehe Informationen oben). Von den 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die die dritte Phase erfolgreich abgeschlossen haben, machen 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dieser Ausbildung weiter.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach wie vor hoch motiviert und nahmen teilweise über zweistündige Anfahrtswege mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kauf, um an Praktikum und Kurs teilnehmen zu können. Insbesondere die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die von den Jobcentern in Goslar und Wolfenbüttel in das Projekt gebracht wurden, hatten oft lange Anfahrtswege.

Voraussetzung:

Voraussetzung für die Teilnahme am Praktikum ist ein abgeschlossenes Asylverfahren.

Die Kosten des Programms „Start in den Lehrberuf“ trägt das Jobcenter - als Qualifizierungsmaßnahme für den Arbeitsmarkt.


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