Salzgitter. Dass ein 64-jähriger vermisster Patient des St. Elisabeth-Krankenhauses in Salzgitter-Bad erst drei Tage später tot auf einer Toilette in der Notaufnahme gefunden wird, sorgt für Unverständnis, heftige Kritik und viele offene Fragen. Warum wurde bei einer Suche nach dem Patienten nicht auf der Toilette nachgesehen und hätte das Reinigungspersonal nicht Alarm schlagen müssen?
"Die Reinigungskräfte hatten dann wahrscheinlich frei, dass ein Mensch drei Tage lang auf einer Toilette liegt oder wie?", fragt eine regionalHeute.de Leserin. "Das verrät viel über die Sauberkeit im St. Elisabeth Krankenhaus", schreibt ein anderer. Doch es wird auch angemerkt: "Leider wird immer an der falschen Stelle gespart, denn viel Zeit haben die Reinigungskräfte in vielen Unternehmen nicht."
Aber hätte das Personal denn nicht ausgiebig nach dem Patienten suchen müssen? "Mal ehrlich, wäre ich Pfleger in einem Krankenhaus und ein Patient ist vermisst, ich würde doch mit als Erstes auf die Idee kommen mal die Klos zu überprüfen", schreibt ein Leser. Und ein anderer: "Das Personal hat einfach gepennt und den Fehler müssen die sich eingestehen."
Das sagt das Krankenhaus
Das Krankenhaus selbst zeigt sich ratlos. "Die Erschütterung innerhalb der Bevölkerung können wir absolut nachvollziehen. Wir sind selbst erschüttert, dass dies in unserem Krankenhaus passieren konnte und können uns zu diesem Zeitpunkt nicht erklären, wie es dazu kommen konnte. Wir arbeiten bereits seit dem Unglück an der Aufarbeitung, um mögliche Missstände aufzuklären, die dazu geführt haben", erklärt Krankenhaus Geschäftsführer Lutz Blume gegenüber unserer Online-Zeitung.
Man habe das gesamte Krankenhausgelände und die gegenüberliegenden Parkanlagen inklusive Parkhaus abgesucht. Zudem wurde die Polizei eingeschaltet. Die hat, so bestätigt es ein Polizeisprecher, auch mit mindestens einem Personenspürhund nach dem vermissten Patienten gesucht, jedoch lediglich außerhalb des Krankenhauses.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hält es für verwunderlich und sehr bedenklich, dass sich ein Patient unbemerkt drei Tage in einer Toilettenkabine befinden kann, obwohl er vermisst wird und angeblich umfangreich nach ihm gesucht worden sei. "Das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Suche nicht so sorgfältig erfolgt ist, wie sie hätte erfolgen müssen", betont Staatsanwalt Christian Wolters und rät: "Das Klinikum sollte daher seine internen Abläufe überprüfen." Der Fall wurde dennoch eingestellt, da davon auszugehen sei, dass der Patient aufgrund seiner erheblichen Vorerkrankungen auf der Toilette plötzlich gestorben ist, sodass auch ein früheres Auffinden den Todeseintritt nicht verhindert hätte.
Aufarbeitung wird andauern
Welche Konsequenzen zieht das St. Elisabeth Krankenhaus nun als Reaktion auf diesen Vorfall? "Gemeinsam mit unserem Dienstleister, der für die Reinigung im Krankenhaus zuständig ist, haben wir bereits die Arbeitsprozesse analysiert und arbeiten weiter an einer noch konkreteren Festlegung von Arbeitsanweisungen. Zum Beispiel haben wir sofort nach dem tragischen Ereignis festgelegt, dass verschlossene Türen kontrolliert und gegebenenfalls vom technischen Dienst geöffnet werden. Wir sind auch dabei, das Unglück zusammen mit unseren Mitarbeitenden aufzuarbeiten und zu schauen, an welchen Stellen wir besser werden müssen. Das wird uns noch bis ins nächste Jahr begleiten", erklärt Blume.
Mit der Witwe des verstorbenen Patienten habe man Ende September telefonischen Kontakt gehabt und ihr signalisiert, dass man jederzeit für weitere Gespräche zur Verfügung stehe. "Uns ist es wichtig, auch weiterhin mit ihr in Kontakt zu bleiben, sofern sie das wünscht. Wir können das Unglück nicht rückgängig machen, aber wir können zur Aufklärung beitragen, um Klarheit für die Angehörigen von Herrn W. zu schaffen", so der Geschäftsführer abschließend.
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