Mit Luna und Zulu auf Streife: Ein Vormittag im Leben eines Polizeihundes

Die "Reiter- und Diensthundeführerstaffel" der Braunschweiger Polizei wird bei besonderen Lagen eingesetzt. Vor allem die Hunde sind hochspezialisiert und werden in Situationen herangezogen, wo den Menschen seine Sinne im Stich lassen. Wir haben zwei Hunde und ihre "Herrchen" einen Vormittag lang begleitet.

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Polizeioberkommissar Michael K. (links) mit Luna und Polizeikommissar Philipp S. mit Zulu. Die Tiere und ihre Hundeführer müssen ein eingespieltes Team bilden.
Polizeioberkommissar Michael K. (links) mit Luna und Polizeikommissar Philipp S. mit Zulu. Die Tiere und ihre Hundeführer müssen ein eingespieltes Team bilden. | Foto: Niklas Eppert

Braunschweig. Egal ob Kommissar Rex, mein Partner mit der kalten Schnauze oder Paw Patrol: Jeder kennt das Serienklischee des Polizeihundes. Wo der Mensch nicht weiterkommt, findet der vierbeinige Ermittler den entscheidenden Hinweis oder hilft seinem zweibeinigen Kollegen aus der Klemme, egal wie tief er sich hereingeritten hat. Aber wie viel hat das Klischee mit der Realität zu tun? Wir haben die Polizeihunde Luna und Zulu einen Vormittag lang im Übungsdienst begleitet.


Wer die "Reiter- und Diensthundeführerstaffel" der Polizeidirektion Braunschweig finden will, muss ein wenig suchen. Die Ansammlung von Funktionsbauten liegt etwas versteckt in einem Wohnviertel. Zwischen Spielstraßen und ordentlichen Einfamilienhäusern führt eine schmale Straße auf das Gelände, auf dem die Ställe der Reiterstaffel ebenso untergebracht sind, wie das "Hauptquartier" der Hundeführer. In einem der Mannschaftsräume treffen wir Diensthundeführer Michael K.

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Michael K. und Leichen- und Blutspürhund Luna. Wo der Mensch nicht weiter weiß, kommt Lunas Nase zum Einsatz.
Michael K. und Leichen- und Blutspürhund Luna. Wo der Mensch nicht weiter weiß, kommt Lunas Nase zum Einsatz. Foto: Niklas Eppert


Polizeioberkommissar Michael K. ist seit vier Jahren in der Diensthundeführerstaffel in Braunschweig. Seitdem ist auch der belgische Schäferhund Luna an seiner Seite. Luna wohnt, wie die meisten Polizeihunde, in der Familie des Diensthundeführers. In dieser Zeit ist Luna weitestgehend normaler Familienhund, nach dem Feierabend stehen lange Spaziergänge, Spielen und auch Streicheleinheiten auf dem Programm. Nur wenn Gäste kommen, kommt der belgische Schäferhund in den dienstlich gelieferten Zwinger. Polizeihunde sollen sich eine Distanz zu fremden Menschen bewahren. Am Ende sind Hunde wie Luna dann doch keine normalen Familienhunde.


Der lange Weg zur Einsatzbereitschaft


Denn Polizeihunde werden zunächst zu Schutzhunden ausgebildet. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Unterstützung bei Demonstrationen, Festsetzung und Aufspüren von Tätern. Davor steht jedoch eine lange Ausbildung an: sechs bis neun Monate dauert die Ausbildung zum Schutzhund. In dieser Zeit lernt das Tier einen Täter zu verbellen, also ihn mit Kläffen zu stellen und im Zweifel mit Gewalt, also per Biss, zur Aufgabe zu zwingen oder flüchtige Täter aufzuspüren. Der Hund muss dabei aufs Wort hören.

Am Ende dieser Ausbildung müssen Hund und Herrchen ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team bilden. Gerade "Aus" ist dabei der wichtigste Befehl. Ein Hund, der einfach einen Täter anfällt, statt dem Kommando des Hundeführers zu folgen, wäre für den Dienst als Schutzhund ungeeignet.

Polizeihunde wie Luna sind darauf trainiert ihr liebstes Spielzeug als Belohnung zu sehen. Nach jeder erfolgreichen Übung bekommt die Hündin ihre
Polizeihunde wie Luna sind darauf trainiert ihr liebstes Spielzeug als Belohnung zu sehen. Nach jeder erfolgreichen Übung bekommt die Hündin ihre "Beißwurst" und viel Lob vom Hundeführer. Foto: Niklas Eppert


Insgesamt kann die Ausbildung mehr als ein Jahr dauern, bis der Hund als spezialisierter Diensthund einsatzbereit ist. Beginnend mit einem vierwöchigen Basisseminar zu Beginn der Ausbildung, lernen Hund und Polizist in sechs bis neun Monaten gemeinsam den Schutzdienst. Danach absolviert ein Hund eine Spezialausbildung, die wiederum bis zu drei Monate dauert. Luna zum Beispiel ist Leichen- und Blutspürhund.

Der Polizeihund und die "Beißwurst"


Als wir uns auf den Weg auf die Übungswiese machen, stößt Polizeikommissar Philipp S. zu uns. Philipp S. soll heute als Figurant dienen, einfach gesagt als Übungsobjekt bei einer späteren Ausbildungseinheit. Zunächst aber holt S. Zulu dazu, seinen Diensthund. Zulu ist ebenfalls belgischer Schäferhund und bereits Schutzhund, spezialisiert sei er allerdings noch nicht. Der Rüde solle aber in naher Zukunft Drogenspürhund werden.

Polizeikommissar Philipp S. und Zulu. Polizeihunde müssen auf die Befehle ihrer Hundeführer perfekt reagieren. Was früher erzwungen wurde, funktioniert heute mit positiver Bestärkung und einem guten Verhältnis.
Polizeikommissar Philipp S. und Zulu. Polizeihunde müssen auf die Befehle ihrer Hundeführer perfekt reagieren. Was früher erzwungen wurde, funktioniert heute mit positiver Bestärkung und einem guten Verhältnis. Foto: Niklas Eppert


Wir beginnen mit einfachen Suchübungen auf einer Wiese auf dem Polizeigelände. Ich verstecke meinen Schlüsselbund und mein Portmonee auf der Wiese, auf Kommando macht sich Zulu auf die Suche. Nach wenigen Sekunden findet der Hund beide Gegenstände. Statt, wie etwa Jagdhunde, seinen Fund mit Bellen anzuzeigen oder zu apportieren, legt er sich davor. Die Hunde sollen ihren Fund möglichst leise kenntlich machen. Zur Belohnung kriegt Zulu sein Lieblingsspielzeug, die heißgeliebte "Beißwurst". Der Polizist und sein Hund toben herum, immer wieder wird Zulu gelobt und gestreichelt. Man merkt dem Tier und seinem Halter ihre gute Beziehung an.

Michael K. erklärt dabei, dass eine solche Beziehung der Regelfall ist. Immer wieder, so K., käme das Klischee in die Öffentlichkeit, dass die Polizeihunde mit Zwang unterworfen und mit Gewalt scharf gemacht würden. "Ganz früher war das auch so", erklärt der Polizeioberkommissar, "Heute arbeiten wir ausschließlich mit positiver Bestärkung." Gerade die "Beißwurst" spiele dabei eine wichtige Rolle. Die Hunde werden auf ein Spielzeug als Belohnung trainiert. Das kann ein Ball sein, eine Figur, oder eben auch die "Beißwurst", wie bei Luna und Zulu.

Luna auf "Täterjagd"


Dass die Hunde allerdings auch anders können, zeigt die nächste Übung. In einem Übungsgebäude sollen K. und Luna einen Täter, dargestellt von Philipp S., ausfindig machen und stellen. S. trägt für die Übung einen Armschutz und eine Jacke, Luna soll ihn immerhin per Biss zu Boden bringen. Nachdem S. sich versteckt hat, kommen Michael K. und Luna dazu. Luna beginnt jede Tür auf dem langen Flur zu beschnuppern, an Tür Fünf wird sie schließlich fündig und gibt Zeichen. K. fordert den Täter auf heraus zu kommen.

Michael K. und Luna bringen den
Michael K. und Luna bringen den "Täter" zu Boden. Bei dieser Übung wurden keine Polizeibeamten verletzt. Foto: Niklas Eppert


S., mit einer neuen Jacke und einem Schutzärmel ausgerüstet, stürzt aus der Tür und simuliert einen Angriff. Luna stürzt sich auf Kommando auf den Polizisten und verbeißt sich im Armschutz. Trotz Gegenwehr ringt die Hündin den immerhin knapp 1,90 m großen Polizisten zu Boden. Der Täter ist gestellt. Als er dann noch die Flucht ergreift, vertreiben K. und Luna den vermeintlichen Verbrecher.

Am Ende sind die beiden Polizisten zufrieden. Luna hat sich vorbildlich verhalten und gehandelt. Zur Belohnung gibts, was auch sonst, die Beißwurst und viel Lob vom Hundeführer. Auch Luna scheint zufrieden, als sie mit K. um ihr Spielzeug "kämpft". Die Rute geht, die Ohren stehen. Von Zwang und Gewalt ist hier also nicht zu sehen. Einfach nähern, warnen Philipp S. und Michael K., sollte man sich einem Polizeihund trotzdem nicht. Als Schutzhunde sind sie auf Distanz zu Fremden trainiert. Kuscheltiere sind sie also, trotz Training, nicht.


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