Wenn der Stahlhelm zum Nachttopf wird

Das Städtische Museum Schloss Salder zeigt ab Mitte März die Ausstellung "Not macht erfinderisch ...!".

Ein Nachttopf aus deutschem Stahlhelm.
Ein Nachttopf aus deutschem Stahlhelm. | Foto: Stadt Salzgitter

Salzgitter. Unter dem Titel "Not macht erfinderisch ...!" präsentiert das Städtische Museum Schloss Salder von Donnerstag, 14. März bis Sonntag, 14. Juli in seiner Ausstellung, wie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Hausrat aus Kriegsgerät hergestellt wurde. Der Eintritt ist wie immer frei. Zur Ausstellungseröffnung am 14. März, um 16 Uhr, wird aber um Anmeldung gebeten. Das teilt die Stadt Salzgitter in einer Pressemeldung mit.



Die hunderte ausgestellten Stücke sind so genannte "Notgegenstände". Das sind ganz allgemein meist dringend benötigte Alltagsgegenstände wie Möbel, Küchengeräte, Lampen, Kleidung und Spielzeug, die in Mangelphasen entweder von den Nutzerinnen und Nutzern selbst, aber auch handwerklich oder industriell hergestellt wurden. In Deutschland kam es vor allem in der schweren Versorgungkrise der Nachkriegszeit 1945 bis 1948 zu einer umfangreichen Produktion solcher Gegenstände. Verarbeitet wurden vor allem Munition, Militärmaterial und Kriegsschrott. Dies war infolge des Zweiten Weltkrieges im Überfluss vorhanden.

Kinderkleid aus Hakenkreuzfahne


Die in ihrer Urform vom Industriemuseum "Geschichtswerkstatt Herrenwyk" konzipierte und durch das Städtische Museum Schloss Salder stark erweiterte Ausstellung thematisiert diesen zentralen Überlebens-Aspekt der Nachkriegszeit anhand hunderter Originalobjekte. Das Kinderkleid aus einer Hakenkreuzfahne, Gülleschöpfer und Nachttöpfe aus Stahlhelmen, Buttergläser aus Glasminen und Weihnachtsglöckchen aus Granatteilen – das und vieles mehr gibt es zu sehen.

Buttertöpfe aus bemalten Glasminen-Körpern.
Buttertöpfe aus bemalten Glasminen-Körpern. Foto: Stadt Salzgitter


Die gezeigten Exponate stammen aus den Privatsammlungen Olaf Weddern und Peter Geissler sowie aus der ehemaligen Sammlung Dr. Wulf Haack, die dankenswerterweise der Förderkreis Schloss Salder kürzlich für das Städtische Museum Schloss Salder erwarb. Ein Blick wird in der Schau auch auf die damalige Situation in Salzgitter geworfen. Denn diese junge Großstadt - damals noch Watenstedt-Salzgitter - verdankte ihre Existenz der Rüstungsproduktion vor dem und im Krieg, für die Bergbau und Industrie unter massivem Einsatz von Zwangsarbeit Rohstoffe und Rüstungsgüter lieferte.

Leben in Barackenlagern


Und auch die Folgen des Krieges hatte Salzgitter in Form zahlloser Flüchtlinge besonders stark zu bewältigen. Gerade diese Menschen, die wie die zahlreichen Displaced Persons oft nichts mehr besaßen, lebten jahrelang in Barackenlagern unter schlimmen Bedingungen und waren dabei in viel stärkerem Maße auf Notgegenstände angewiesen als etwa die alteingesessene Bevölkerung.

Verschiedene Objekte aus Eihandgranaten.
Verschiedene Objekte aus Eihandgranaten. Foto: Stadt Salzgitter


Viele der ausgestellten Gegenstände wirken ungewohnt, befremdlich, teils recht skurril. Mal ist die militärische Herkunft eines Stückes auf den ersten Blick zu erkennen, in einem anderen Fall, selbst beim genauen Hinsehen nicht. In jedem Fall dokumentiert jeder einzelne Notgegenstand eine Phase der Geschichte, in der Erfindungsgeist und Kreativität halfen, das alltägliche Elend als Folge des von Deutschland begonnenen Krieges zu bewältigen.

Führungen sind samstags und sonntags und nach Voranmeldung unter museum@stadt.salzgitter.de oder telefonisch unter 05341 / 839-4623 oder -4618 möglich.


mehr News aus Salzgitter


Themen zu diesem Artikel


Krieg