Schädelfunde: Darum brauchen Untersuchungen so lange

In Braunschweig wartet man schon über ein Jahr auf Kunde aus Hannover. regionalHeute.de fragte bei der Medizinischen Hochschule nach, wo das Problem liegt.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Region. Anfang Mai wurde in einem Waldgebiet bei Clausthal-Zellerfeld von einem Passanten ein skelettierter, menschlicher Schädel gefunden. Um Licht in die Sache zu bekommen, wartet die Polizei seitdem auf Ergebnisse aus der Rechtsmedizin in Hannover. In Braunschweig ist seit einem Schädelfund in Rüningen sogar schon mehr als ein Jahr vergangen, ohne dass es Kunde aus der Landeshauptstadt gab. regionalHeute.de fragte bei der Medizinischen Hochschule nach, wo das Problem liegt.



Jeder kennt die Szenen aus gängigen Fernsehkrimis: Kaum ist der Ermittler vom Tatort zurück im Büro, klingelt schon das Telefon und der Rechtsmediziner übermittelt das Obduktionsergebnis. Auch DNA-Analysen oder komplexe chemische Untersuchungen sind Sachen von Stunden oder höchstens Tagen. Dass da Unverständnis aufkommen kann, wenn man hört, dass eine Untersuchung nach über einem Jahr noch nicht abgeschlossen ist, ist verständlich. Doch mit der Realität hat das Gezeigte offenbar wenig zu tun.

"Sehr angespannte Stellensituation"


"Tatsächlich gibt es viele Unterschiede zwischen Realität und den TV-Serien", klärt Prof. Dr. Michael Klintschar vom Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover auf. "Wir haben leider eine sehr angespannte Stellensituation, wodurch lange Bearbeitungszeiten resultieren", so der Rechtsmediziner gegenüber unserer Online-Zeitung.


Zu den genannten Fällen aus Clausthal-Zellerfeld und Braunschweig könne er verständlicherweise nichts sagen. Auch die Frage, wie viele Fälle die MHH durchschnittlich im Monat für die Polizei abzuarbeiten hat und für welche Polizeidirektionen man verantwortlich sei, ließe sich nicht so einfach beantworten. "Wir haben sehr viele unterschiedliche Aufgaben und dafür teils auch unterschiedliche Einzugsgebiete. Wir sind aber für den Bereich des Zentrums von Niedersachsen zuständig, den Westen macht unsere Außenstelle in Oldenburg, den Süden Göttingen und im Norden ist Hamburg tätig", so Michael Klintschar.

Doch wie häufig kommt es überhaupt vor, dass die Rechtsmedizin mit Funden einzelner Knochen zu tun hat? "Wir haben zirka 20 bis 30 mal pro Jahr Knochen zu begutachten", berichtet Klintschar. Diese würden teils nur morphologisch untersucht, teils aber auch molekularbiologisch.

"Oftmals große Wartezeiten"


Und wer entscheidet, mit welcher Priorität ein Fall bearbeitet wird? "Dies geschieht im Dialog mit der Polizei oder der Staatsanwaltschaft", erklärt der Rechtsmediziner. Die hohe Zahl an Fällen und die begrenzte Zahl an Mitarbeitern führe hier leider oftmals zu großen Wartezeiten. Die dringendsten Fälle könnten jedoch zeitnah abgearbeitet werden, versichert Michael Klintschar abschließend.


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