Berlin. Die ehemalige Vatikan-Botschafterin Annette Schavan sieht das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und den deutschen Katholiken als belastet an. "Jetzt ist die Lage verkorkst", sagte die CDU-Politikerin der "Zeit".
Zum Start der Weltsynode diese Woche im Vatikan äußerte sich Schavan über den Widerspruch zwischen den deutschen Reformwünschen und denen von Franziskus sowie über Mentalitätsunterschiede zwischen beiden Seiten, sie rät den Deutschen: "Wir müssen uns damit abfinden, dass dieser Papst nicht tut, was wir erwarten, sondern eigene Schwerpunkte setzt." Es gehe ihm nicht nur um das Innenleben der Kirche. Weder die Deutschen noch die Europäer stünden im Zentrum seines Denkens. "Er will weg von der regionalen, nationalen Perspektive hin zur globalen. Das demonstriert er mit seiner Flüchtlingspolitik ebenso wie mit seinem Reiseprogramm."
Für die Weltsynode prophezeit Schavan harte Auseinandersetzungen. Den deutschen Teilnehmern empfiehlt sie Zurückhaltung: "In Deutschland meinen einige, niemand könne so toll Theologie wie sie." Sie sollten nun den Vertretern anderer Kontinente zuhören.
Wer bei Franziskus Gehör finden wolle, dem rät sie zur Offenheit. "Selbstbewusstsein und Loyalität helfen. Üblich sind leider oft Unterwürfigkeit und Illoyalität." Der Vatikan sei die perfekte Theaterkulisse für Intriganten, aber Franziskus weigere sich, eine Rolle zu spielen.
"Er mag keinen ehrerbietigen Small Talk und schätzt Ehrlichkeit." Vom 4. bis 29. Oktober tagt in Rom die Weltsynode der Katholiken. Bischöfe und Laien treffen sich mit dem Papst, um über Kirchenreformen zu beraten. Die deutschen Synodenteilnehmer haben im Vorfeld eine Reformagenda erarbeitet, die unter anderem auf Frauenordination zielt, auf die Segnung Homosexueller und die Abschaffung des Pflichtzölibats.
Der Papst hingegen will, dass alle internationalen Teilnehmer zunächst ergebnisoffen diskutieren.
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