Schlag gegen Automatensprenger: Täter auch in Region unterwegs

Es gab zahlreiche Festnahmen und Durchsuchungen nach internationalen Ermittlungen. Die Tatverdächtigen sollen auch für Überfälle in der Region verantwortlich sein.

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Symbolfoto | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Bei einem gemeinsamen Großeinsatz von niederländischen und deutschen Polizei- und Justizbehörden sind am Mittwoch acht mutmaßliche Mitglieder einer kriminellen Vereinigung, die unter anderem Geldautomatensprengungen begeht, unter Einsatz von Spezialkräften der niederländischen Polizei festgenommen worden - darunter auch ein mutmaßlicherer Drahtzieher. Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion Osnabrück hervor.



Weitere zehn Bandenmitglieder konnten ermittelt werden. Außerdem durchsuchten die rund 200 Einsatzkräfte im Rahmen des länderübergreifenden Joint Action Days insgesamt 26 Wohnungen und Geschäftsräume. Auch Sprengstoffspürhunde sowie niederländische Sprengstoffexperten waren im Einsatz.

23 Sprengungen von Geldautomaten in Deutschland


Die 18 Beschuldigten werden verdächtigt, als Teil einer kriminellen Vereinigung an mindestens 23 Sprengungen von Geldautomaten in Deutschland beteiligt gewesen zu sein. Unter anderem für zwei Taten im Januar 2022 in Salzgitter.Bei den Sprengungen entstand ein Beute- und Sachschaden von mehr als 5,5 Millionen Euro. Die sieben per europäischem Haftbefehl festgenommenen Männer und die per nationalem niederländischen Haftbefehl festgenommene Frau befinden sich zurzeit in niederländischer Untersuchungshaft. Bei den 26 Durchsuchungen, von denen 22 in den Niederlanden (Großraum Noord-Holland) stattfanden, beschlagnahmten die Ermittler umfangreiches Beweismittel. In den Niederlanden fanden die Ermittler weit über 100.000 Euro Bargeld, in Teilen auch eingefärbt. Derzeit wird weiteres sichergestelltes Bargeld in den Niederlanden gezählt. Darüber hinaus konnten fünf Fahrzeuge beschlagnahmt werden. Zudem fanden die Ermittler illegale Explosivstoffe. In Amstelveen musste wegen dieser Funde aus Sicherheitsgründen das betroffene Mehrfamilienhaus teilweise evakuiert werden. Auch hochwertiger Schmuck und teure Uhren wurden gefunden. Bei den vier Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen konnten Unterlagen bei Mietwagenfirmen sicher- gestellt werden. Die betroffenen Mietwagenfirmen selbst stehen jedoch nicht in Verdacht, sondern mögliche Personen, die dort potentielle Tatfahrzeuge angemietet hatten.



Internationale Zusammenarbeit


Die erfolgreichen Ermittlungen und Festnahmen seien das Ergebnis einer intensiven, internationalen Zusammenarbeit zwischen der niederländischen und deutschen Länderpolizei, dem Bundeskriminalamt und Europol. Die Polizei Noord-Holland sowie eine Ermittlungsgruppe
der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück ermitteln unter Federführung der „Zentralstelle zur Bekämpfung von Geldausgabeautomatensprengungen“ der Staatsanwaltschaft Osnabrück seit einem Jahr gemeinsam wegen diverser Sprengstoffanschläge auf Geldautomaten in vier Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Die siebenfestgenommenen Männer im Alter 19 bis 27 Jahren stammen aus Alkmaar, Amstelveen, Amsterdam, Haarlem, Heerhugowaard en Rotterdam. Die 23-jährige Frau aus Haarlem steht unter Verdacht, mit den Erlösen aus den Geldautomatensprengungen Geldwäsche betrieben zu haben. Einer der festgenommenen Männer soll bei zahlreichen Taten eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung und Durchführung der Geldautomatensprengungen innegehabt haben. Möglicherweise können den insgesamt 18 Beschuldigten noch weitere Taten zugeordnet werden. Die Ermittlungen dauern an.

Hintergrund


Nach einem Hinweis niederländischer Behörden zu einer Tat im August 2021 in Osnabrück kamen die Ermittlungen ins Rollen. Dabei konnten die Ermittlungen auf europäischer Ebene durch die konzentrierte Mitwirkung von Europol sowie durch das von der Polizeidirektion Osnabrück geführte EU-Teilprojekt „LUMEN-ATM“ vertieft und verdichtet werden. Für die Sprengungen der Automaten verwendeten die Täter ausnahmslos Festsprengstoff. Ein Trend, den auch das Bundeskriminalamt für das gesamte Bundesgebiet bestätigt. Diese Sprengstoffe führen auch in den Niederlanden zu großen Risiken, denn diese werden in Wohngebieten zusammengebaut und gelagert.


Die Täter agieren oft in wechselnden Zusammensetzungen innerhalb eines großen kriminellen Netzwerkes. Sie nehmen große Risiken für sich und andere in Kauf und werden darüber hinaus mühelos durch neue junge Mitglieder ersetzt. Die Täter gehen äußerst riskant und skrupellos vor – sowohl am Tatort als auch bei der Flucht mit ihren PS-starken Fahrzeugen. Untersuchungen zeigen, dass ein großer Teil der einschlägigen Taten von den Niederlanden aus begangen wird. Um Verdächtige aufzuspüren, arbeiten niederländische und deutsche Polizei- und Justizbehörden daher seit längerer Zeit intensiv zusammen. Aufgrund erhöhter Sicherheitsmaßnahmen und der Reduzierung der Zahl von Geldautomaten in den Niederlanden haben die Kriminellen ihr Tätigkeitsfeld ins Ausland verlagert. Im letzten Jahr verzeichnete das Bundeskriminalamt mit bundesweit 496 Taten einen Rekordwert.

Nach den ersten beiden größeren Erfolgen im Kampf gegen Geldautomatensprengungen im Herbst 2021 und im Sommer 2022 war dies bereits der dritte Schlag, an dem Ermittler der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück maßgeblich beteiligt waren.


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