Schlag gegen international agierende Online-Anlagebetrüger

Polizeibeamte aus Braunschweig hatten einen erheblichen Anteil an dem internationalen Einsatz zur Bekämpfung von Cyberkriminalität im Finanzwesen.

Nutzer an einem Computer
Nutzer an einem Computer | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Braunschweig. Am 22. März wurde durch Ermittler des Fachkommissariats Cybercrime der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Göttingen in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol erneut ein internationaler Einsatz in vier Ländern durchgeführt, bei dem neben der Sicherstellung zahlreicher weiterer Beweismittel und der Sicherung von Vermögenswerten auch fünf Beschuldigte im Alter von 29 bis 51 Jahren im europäischen Ausland festgenommen werden konnten. Das berichtet die Polizeidirektion Braunschweig am heutigen Donnerstag in einer Pressemitteilung.



Das umfangreiche Ermittlungsverfahren richtet sich gegen eine Tätergruppierung aus dem Bereich des sogenannten Cybertradings. Bei diesem in den vergangenen Jahren häufig anzutreffenden Kriminalitätsphänomen beraten angebliche Finanzexperten, die in aller Regel aus Callcentern im Ausland anrufen, die potentiellen Geschädigten über vermeintlich lukrative Anlage- und Finanzprodukte. Die Anleger werden dabei darüber getäuscht, dass die investierten Beträge tatsächlich gewinnbringend angelegt und auf Wunsch nebst den erzielten Gewinnen ausgezahlt werden.

Mit kleinen Beträgen fängt es an


Die Täter gehen bei der Kommunikation hoch professionell nach einem eigens hierfür gefertigten Skript vor, welches alle theoretisch möglichen Handlungsalternativen der potentiellen Anleger abhandelt. Das Ziel des vermeintlichen Finanzexperten ist regelmäßig, den Geschädigten zu einer zunächst verhältnismäßig geringen Investition in Höhe von 200 bis 250 Euro zu bewegen. Anschließend wird er über den Einsatz von Handelsplattformen, auf die für ihn ein Kundenkonto errichtet wird, darüber getäuscht, dass sich seine Investition rasant positiv entwickelt.

Die eingezahlten Gelder werden zu keinem Zeitpunkt einer Kapitalanlage zugeführt. Die für den Kunden sichtbare Handelsplattform ist ebenso wie das angebliche Kundenkonto ausschließlich zu Täuschungszwecken angelegt. Sobald ein Anleger eine (Teil-)Auszahlung wünscht, bricht der Kontakt zu seinem vermeintlichen Kundenberater regelmäßig ab oder das Investment erleidet infolge eines überraschenden Einbruchs einen Totalverlust. Rechtlich ist dieses Phänomen als gewerbs- und bandenmäßiger Betrug einzustufen, für den das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vorsieht.

89 Millionen Euro Schaden


Die Ermittlungen im hier anhängigen Verfahren richten sich gegen die betrügerischen Onlineplattformen "fx-leader.com" (später "fxleader.com" und "swiscapital.com"), "invcenter.com", "interactive-trading.com" und "qteck.io", die nach bisherigen Erkenntnissen von derselben Tätergruppierung betrieben worden sind. Die Beschuldigten haben über die genannten Plattformen einen weltweiten Gesamtschaden von mindestens 89 Millionen Euro bei über 33.000 Geschädigten verursacht. Allein in Deutschland beläuft sich der Schaden auf 22 Millionen Euro bei über 5.500 Geschädigten.

Bei den nun vollstreckten Ermittlungsmaßnahmen handelt es sich um Folgemaßnahmen des ersten Actiondays, welcher im Oktober 2021 stattfand. Nunmehr wurden in Bulgarien, Rumänien, Georgien und Israel unter anderem 13 Objekte, davon fünf Callcenter, durchsucht, fünf Europäische Haftbefehle vollstreckt sowie zahlreiche Zeugen vernommen. Darüber hinaus wurden erneut zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt, darunter 40 Mobiltelefone, Computer, elektronische Datenträger und Dokumente. Ferner konnten Vermögenswerte der Beschuldigten gesichert und deren Konten gepfändet werden.

Im Einsatz waren insgesamt 159 Polizeikräfte, davon 34 aus Niedersachsen. Des Weiteren waren 15 Staatsanwälte am Zugriff beteiligt, acht davon in Den Haag, unter anderem auch zwei der Staatsanwaltschaft Göttingen, zwei in Rumänien, drei in Bulgarien und zwei in Georgien

Lob von der Ministerin


Niedersachsens Innenministern Daniela Behrens erklärt: "Der Niedersächsischen Polizei ist hier in beispielhafter Zusammenarbeit mit der Justiz und den internationalen Strafverfolgungsbehörden ein beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen. Die Arbeit der Ermittlungsgruppe des Fachkommissariats Cybercrime Braunschweig zeigt, dass unsere Polizei technisch wie operativ in der Lage ist, hochkomplexe Cybercrime- und Betrugsfälle aufzuklären und Täterinnen und Täter auch über Staatsgrenzen hinweg zu verfolgen und dingfest zu machen." Dieser Fall mache beispielhaft deutlich: je mehr sich die Aktivitäten von Kriminellen in den digitalen Raum verlagerten, desto mehr komme es bei der Ermittlungsarbeit und der Strafverfolgung auf innovative technische Lösungen und eine funktionierende internationale Kooperation an.


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