Schule nach den Sommerferien: Test- und Maskenpflicht bleiben bestehen

Kultusminister Grant Hendrik Tonne stellte am heutigen Dienstag die Pläne für das kommende Schuljahr vor. Im Falle wieder steigender Fallzahlen will man erneute Schließungen verhindern, ganz ausgeschlossen seien sie aber nicht.

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Der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne.
Der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne. | Foto: Tanja Bischoff

Niedersachsen. Nach den Plänen des niedersächsischen Kultusministeriums soll das neue Schuljahr 2021/22 nach den Sommerferien Anfang September im vollständigen Regelbetrieb starten. Mit den neuen Erkenntnissen und einem umfangreichen Impfschutz der Lehrkräfte, sowie noch kommenden Impfangeboten für Schülerinnen und Schüler soll es auch in einer vierten Welle keine Schulschließungen mehr geben. Wie Tonne in einer Pressekonferenz in Hannover weiter berichtet, sollen aber die aktuellen Hygienemaßnahmen und die Testpflicht weiter bestehen, gegebenenfalls auch Inzidenzunabhängig ausgeweitet werden.


Die bisherige Bilanz der Testpflicht an Schulen wertet der Kultusminister als Erfolg. 2.900 (PCR-Bestätigte) Infektionsketten hätten unterbrochen werden können. "Das ist eine relativ gesehen kleine Zahl mit Blick auf 1,2 Millionen Menschen, aber wir haben durch die Tests 3.000 infektionen früher identifizieren und damit Schulen und Familien schützen können." Gleichwohl würden die Zahlen auch belegen, dass die Schulen nicht Treiber der Pandemie gewesen seien.

Heiger Scholz, Leiter des niedersächsischen Corona-Krisenstabes, wirft ein, dass die Lehre der Sinnhaftigkeit von Schulschließungen noch aus den Zeiten der spanischen Grippe komme: "Inzwischen wissen wir, dass die Epidemiologie bei SARS-CoV-2 anders funktioniert, als die der Influenza." Gegen neuerliche Schulschließungen spreche auch, dass inzwischen 86 Prozent der Lehrkräfte eine Erstimpfung erhalten hätten. Vor den Sommerferien soll auch Informationsmaterial an Eltern mit Informationen zu eventuellen Impfungen ihrer Kinder verschickt werden. Tonne hebt aber klar hervor, dass diese Schreiben "informieren" und nicht "missionieren" sollen. Eine Bestätigung, dass bis Ende der Sommerferien alle Lehrkräfte auch ihre Zweitimpfung erhalten haben, ließ sich der Kultusminister jedoch nicht direkt abringen. Man hoffe, bis dahin "in der Breite" unter den Lehrkräften durchgeimpft zu haben.

Kaum Veränderungen zum Status Quo


Gleichwohl die Pläne des Kultusministeriums für das neue Schuljahr sich optimistisch anhören, wird immer auf Basis der aktuellen Inzidenz geplant - auch die Szenarienwechsel auf Basis des Niedersächsischen Stufenplans 2.0 - also Wechsel in Szenario B mit geteilten Klassen ab einer Inzidenz von 50 - sollen beibehalten werden. Szenario C - eine Schulschließung - träte demnach ab einer Inzidenz von 165 wieder auf. "In Zehn wochen beginnt das neue Schuljahr, vor zehn Wochen, also am 13. April, betrug die Landesinzidenz noch 112. Man sieht wie viel Bewegung da drin ist." Die Planungen kommen also, so oder so, laufend auf den Prüfstand. Einen finalen Plan kündigt Tonne für zwei Wochen vor Ende der Sommerferien an.

Testungen und Maskenpflicht werden fortgeführt


"Wir wären schlecht beraten, alle Sicherheitsmaßnahmen fallen zu lassen. Das Virus bestraft Nachlässigkeiten. Die Diskussion um die Delta-Variante zeigt, dass Vorsicht geboten ist", mahnt Tonne und berichtet, dass die Testpflicht für Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme am Präsenzunterricht zunächst bis Ende September fortgeschrieben wird. Das vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass "niemand seriös abschätzen" könne, welche Auswirkungen die Sommerurlaube auf das Infektionsgeschehen hätten. Auch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auf Fluren und Gängen, sowie in den individuell gekennzeichneten Bereichen soll Inzidenzunabhängig bestehen bleiben. Im Unterricht und auf dem Schulhof fällt sie weg.

"Einstiegsphase" an allen Schulen


Zum Start des neuen Schuljahres solle in allen Schulen mindestens in der ersten Woche nach Schuljahresbeginn eine Einstiegsphase stattfinden. Diese könne auf bis zu vier Wochen ausgedehnt werden, kündigte Tonne an. Ziel der Einstiegsphase sei, gemeinsames soziales Interagieren und Lernen zu fördern. Konkret gehe es hierbei zum Beispiel um Orientierungstage, die den Klassenzusammenhalt und die Klassengemeinschaft sowie die Persönlichkeit neu stärken, Gespräche mit Schülerinnen und Schülern über ihre Erfahrungen in der Corona-Pandemie, aber auch das Wiederholen von Unterrichtsinhalten ist ausdrücklich möglich. Bei den bis zu 20 Projekttagen im Rahmen der Einstiegsphase können zudem auch gezielt Distanzlerntage und/oder Szenario B-Phasen für ältere Schülerinnen und Schüler fest im Schulalltag implementiert werden und das Szenario A ergänzen. Projekttage können auch über das Schuljahr verteilt angeboten werden.

Keine Klassenarbeiten in den ersten Wochen


Um einen Schulstart zu gewährleisten, der für die Schülerinnen und Schüler ohne Druck und Stress verläuft, werden bis zum 24.09.2021 keine Klassenarbeiten oder Tests geschrieben. Bei den schriftlichen Arbeiten ist vorgesehen, dass die Gesamtzahl der schriftlichen Arbeiten abgesenkt bleibt.

Gewichtung schriftlicher und mündlicher Leistungen


Darüber hinaus können die Fachkonferenzen die Gewichtung der schriftlichen Leistungen in Bezug auf die Gesamtnote in den Fächern anpassen, also die mündlichen Leistungen stärker gewichten. Es sollen die flexiblen Stundentafeln gelten, sodass die Schulen gezielt Stunden umschichten können. So können Schwerpunkte nach Bedarfslage gesetzt werden. Auch die Kerncurricula sollten gestrafft und mit präziseren Vorgaben und Schwerpunktsetzungen versehen werden, welche Lernziele verbindlich erreicht werden sollen. Entsprechende Hinweise werden derzeit erarbeitet.

Abschlussarbeiten


Kutusminister Tonne sichert den Schülerinnen und Schülern zu, dass ihnen bei den Abschlussprüfungen keine Nachteile durch die Pandemie entstehen werden: "Die Sondersituation für die Jugendlichen, die im Schuljahr 2021/2022 ihren Abschluss machen, werden wir erneut angemessen berücksichtigen." Auf den positiven Erfahrungen der beiden letzten Prüfungsdurchläufe aufbauend sollen im kommenden Schuljahr für die Abschlussprüfungen folgende Rahmenbedingungen gelten:

Abschlussprüfungen Sekundarstufe I:

• 2022 finden dezentrale schriftliche Arbeiten in Deutsch, MA und EN statt.
• Die mündliche Prüfung soll wieder verbindlich für alle Prüflinge stattfinden.
• Vorherige Bereitstellung von zentralen Aufgaben zur Nutzung für dezentrale Arbeiten durch die Fachlehrkräfte.
• Die Prüfungstermine bleiben bestehen.

Zentralabitur 2022:

• Die thematischen Hinweise wurden im Juni 2021 erneut fachspezifisch auf die Situation der Pandemie angepasst, spezifische Inhalte klar ausgeschärft, für nicht prüfungsrelevant erklärt oder durch Modularisierung von Prüfungsaufgaben eine hohe Flexibilität geschaffen.
• Für alle zentralen Prüfungsfächer wird den Prüferinnen und Prüfern erneut eine erweiterte Aufgabenauswahl vorgelegt, sodass durch diese Vorauswahl durch die Kurslehrkraft eine höhere Passung zwischen den Prüfungsaufgaben und den tatsächlich unterrichteten Inhalten erreicht wird.
• Je nach Pandemiegeschehen kann nach Antragstellung zur Not auf dezentrale Prüfungen zurückgegriffen werden.
• Die Prüfungstermine bleiben bestehen.

Aufholen von fehlendem Unterrichtsstoff


Die Bestimmung der individuellen Lernausgangslage und das Ausgleichen möglicher Lernrückstände werde nach Ansicht des Kultusministeriums eine zentrale Herausforderung des nächsten Schuljahres sein. Die Schulen würden finanziell und personell so ausgestattet, dass sie sich angemessen um die individuelle Lernförderung der Schülerinnen und Schüler kümmern könnten, kündigte Kultusminister Tonne an. „Das ist der Kern unseres Aktionsprogramms, das derzeit finalisiert wird und zeitnah im Detail vorgestellt wird. So viel lässt sich heute bereits sagen: Jede Schule wird ein Sonderbudget erhalten. Mit dem zusätzlichen Geld können die Schulen zum Beispiel schulinterne Projekte zur ganzheitlichen Aufarbeitung der Pandemieerfahrung oder zur Stärkung der Persönlichkeit finanzieren, aber auch im Rahmen des schulischen Angebots Unterstützungsangebote mit Lehramtsstudierenden, pensionierten Lehrkräften, Nachhilfeinstituten, Vereinen und Verbänden Unterstützung organisieren.

Als Grundlage für die individuelle Lernförderung sei die Bestimmung der Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler entscheidend. Diese kann in Gesprächen oder durch digitale Lern- und Diagnostikangebote erfolgen und wird durch ein E-Book mit Hinweisen und Unterstützungsangeboten flankiert. "Es gibt Ängste und Verunsicherung - diese sollten wir nehmen und nicht verstärken. Ankommen lassen, individuell unterstützen, Fördern und Fordern - so sollten wir das neue Schuljahr angehen", so Tonne abschließend.



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