Stockholm. Die Chefin der schwedischen Marine hat deutlich gemacht, dass es keinen vollständigen Schutz von kritischer Infrastruktur in der Ostsee gibt. "Das ist nicht möglich", sagte Ewa Skoog Haslum der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe).
"Dafür ist das Gebiet zu groß." Sie äußerte, es gehe nicht nur um die Beobachtung der Wasseroberfläche, sondern auch um die Tiefe des Meeres und was da passiere. "Das können sich Menschen oft nur schwer vorstellen, weil sie nun mal nicht in diesem Wasserraum leben." In gewisser Weise sei es da wie beim Weltraum.
"Über den reden wir viel, aber auch im Wasserraum gibt es viel Unbekanntes, das muss uns bewusst sein", so Skoog Haslum. Der Wasserraum sei vielleicht so etwas wie der neue Weltraum. "Die Nord-Stream-Sabotage hat gezeigt, wie wichtig das Thema ist." Ein Sprecher der Marine bestätigte der FAZ am Donnerstag, dass ein ziviles Schiff unter russischer Flagge an einem der beschädigten Rohre eingetroffen sei, um Untersuchungen vorzunehmen.
Eine schwedische Genehmigung brauche es dafür nicht, da es internationale Gewässer seien. Skoog Haslum sagte, dass man auch nicht ausschließen könne, dass sich ein U-Boot unbemerkt durch die Ostsee bewege. Wenn man sage, "dass man alles aufspüren kann, was sich dort bewegt, ist das ein bisschen Prahlerei". Sie denke aber, dass der Wasserraum mit der technischen Entwicklung immer transparenter werde.
"In Zukunft unentdeckt zu bleiben, wird also immer schwieriger", sagte sie. "Ich glaube aber nicht, dass heute irgendjemand sagen kann, dass er den Wasserraum zu 100 Prozent schützen kann." Mit Blick auf die Wartezeit zwischen NATO-Antrag und NATO-Beitritt äußerte Skoog Haslum: "Es ist herausfordernd." Sie fügte an: "Auch wenn es Rückversicherungen gibt von bestimmten Ländern, müssen wir doch warten. Aber wir haben eine sehr gute Kooperation mit Amerika, Großbritannien und den Ostseeanrainern, wie auch Deutschland. Wir arbeiten gut zusammen, tauschen Informationen, üben und sind bereit, gemeinsam auch Operationen durchzuführen."
Die USA und die NATO seien insgesamt sehr präsent in der Ostsee, vor allem seit dem 24. Februar. "Das begrüßen wir sehr."
Obwohl zur schwedischen Marine nur etwa 3.500 Menschen gehören, zeigte sich Skoog Haslum überzeugt, dass man zur Sicherheit der gesamten NATO beitragen könne. "Wir haben einzigartige Fähigkeiten, die wir beitragen können", sagte sie. "Wir können Verantwortung für unser eigenes Gebiet übernehmen." Man habe Korvetten, U-Boote, und Fähigkeiten zur Minenabwehr.
"Eine besondere Fähigkeit ist, dass wir viele Dienste leisten können rund um Raketensysteme, was ein wichtiger Beitrag des integrierten Raketenabwehrsystems der NATO wird", sagte sie. "Wir statten unsere Korvetten mit Boden-Luft-Raketen aus, und wir bauen neue Korvetten, die etwas größer sein werden, und unsere Boden-Boden-Raketen werden aufgerüstet und erhalten eine größere Reichweite. Und wir befinden uns mitten in einem großen Wachstumsprogramm." Die russischen Aktivitäten in der Ostsee hätten sich seit dem Überfall auf die Ukraine nicht so sehr verändert, sagte sie. "Aber die Bedrohung hat sich verändert, weil wir unseren eigenen früheren Erwartungen, was Russland bereit ist zu tun, nicht mehr trauen können."
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