Hamburg. Die Chefin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Angela Titzrath, fordert von der Bundesregierung massive Hilfen für die deutschen Häfen. "Wir müssen in den kommenden Jahren große Summen investieren, um die Häfen zu modernisieren und auszubauen", sagte die ZDS-Präsidentin der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe).
"Da erwarten wir substanzielle Investitionen des Bundes in sämtliche marode Infrastrukturen." Wenn die Bundesregierung im September ihren Plan für eine nationale Hafenstrategie präsentiere, gehe es "um die Versorgungssicherheit des Landes und um unsere Exportfähigkeit", so Titzrath. "Also ganz klar um nationale Interessen." Im Ringen um Gelder für die deutschen Nord- und Ostseehäfen fordern die betroffenen Bundesländer eine Verzehnfachung der bisher veranschlagten 38 Millionen Euro pro Jahr.
Dies werde "bei Weitem nicht reichen", so Titzrath, die auch Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG ist. "Es geht um Milliardeninvestitionen. Wir brauchen eine Zeitenwende für unsere Häfen." Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hätten erkannt, dass "Häfen eine Schlüsselfunktion haben".
Sie erwarte von der Bundesregierung daher "nicht nur Geld, sondern auch weniger Bürokratie". Man habe in Deutschland "große Wettbewerbsnachteile" gegenüber anderen Häfen. Titzrath zeigt sich grundsätzlich offen für mehr Zusammenarbeit unter den Häfen. "Da, wo Konsolidierung möglich" sei, solle man diese "immer unterstützen", sagte sie.
Sie sei "stets offen dafür, sich solche Vorschläge anzuschauen". So könne man "darüber nachdenken, ob Hafenbehörden nicht stärker auf nationaler Ebene koordiniert werden". Die ZDS-Präsidentin spricht sich dagegen aus, zu große Anteile an deutschen Häfen an Investoren abzugeben. "Deutschland muss die Kontrolle über seine Seehäfen behalten", so Titzrath.
Ein abschreckendes Beispiel sei der griechische Seehafen Piräus, der heute zu 100 Prozent China gehöre. "Piräus ist für mich ein europäischer Sündenfall", so Titzrath. In Hamburg, wo der chinesische Cosco-Konzern 24,99 Prozent eines Hafen-Terminals übernommen hat, lägen die Dinge anders. Die Chinesen hätten "keine Kontrolle in Hamburg, weder über den Hafen noch über die IT".
Zudem gebe es keinen Kundenzugang für den chinesischen Investor.
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