Immer wieder kommt es bei prekären Lagen zu einem Einsatz von SEK (Spezialeinsatzkommando) und MEK (Mobiles Einsatzkommando). Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen SEK und MEK, was bedeuten die Abkürzungen und was sind die Aufgaben dieser Polizeieinheiten?
Wer oder was ist das SEK?
Beim Anschlag auf die israelische Olympiadelegation 1972 in München war die Polizei in ihrer damaligen Organisationsstruktur überfordert. In der Folge wurde zur Bewältigung ähnlicher Lagen auf Bundesebene die Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes GSG 9 gegründet. In den Bundesländern erfolgte die Bildung von Spezialeinsatzkommandos.
Die ursprüngliche Bezeichnung Sondereinsatzkommando wurde zu Spezialeinsatzkommando verändert. Hintergrund dafür waren die möglichen negativen Assoziationen des Begriffs Sondereinsatzkommando zu SS-Organisationen während der Nazi-Zeit.
Oberster Dienstherr ist wie bei den anderen Organisationseinheiten der Länder-Polizeien der jeweilige Landesinnenminister. In Niedersachsen bestehen zwei Spezialeinsatzkommandos in Hannover und Oldenburg, die dem Landeskriminalamt (LKA) angegliedert sind. Aufgabe dieser speziell ausgebildeten und ausgerüsteten Polizisten ist die Bewältigung von Einsätzen mit hohem Gefährdungs- und Gewaltpotential. Dabei kann es sich um Geiselnahmen, Entführungen und die Festnahmen extrem gefährlicher Personen sowie Terror- oder Amoklagen handeln.
In Braunschweig hatte sich Ende 2017 ein Mann mit Schusswaffen in seiner Wohnung verschanzt. Die örtliche Polizei forderte das SEK aus Hannover an. Foto: aktuell24(BM)
In besonderen Fällen wie bei einem Staatsbesuch können die Spezialisten ebenso zur Prävention eingesetzt werden. Nur in wenigen spektakulären Fällen berichten Medien über SEK-Einsätze. SEK-Einsätze finden jedoch jährlich vielfach zur Unterstützung anderer Polizeivollzugsbeamten statt. Die Einsatzanlässe reichen vom eskalierenden Familienstreit bis zum Amokverdacht in Schulen.
Wo ist das SEK stationiert?
Deutschlandweit gibt es mehrere Standorte, an denen das SEK stationiert ist. In Niedersachsen gibt es neben dem Standort in Hannover seit 2019 einen weiteren in Oldenburg. Doch Niedersachsen ist ein großes Flächenland. Ist das so nicht mit zu langen Anfahrten verbunden?
Auf Anfrage von regionalHeute.de teilte das Landeskriminalamt (LKA) mit, dass das nur im Einzelfall richtig sei. Man weist darauf hin, dass seit Gründung des SEK Niedersachsen am Standort Hannover keine Erkenntnisse vorliegen würden, dass sich dieser Umstand negativ auf die Einsatzlagen oder Anforderungen ausgewirkt habe. Eine veränderte Sicherheitslage, damit einhergehende Einsatzlagen und die selbstverständliche Weiterentwicklung der Spezialeinheiten habe aber zu der Entscheidung der Einrichtung eines Teilstandortes des SEK in Oldenburg beigetragen.
Der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, hatte seinerzeit dazu erklärt: "Im zweitgrößten deutschen Flächenland Niedersachsen müssen wir die polizeiliche Strategie punktuell immer wieder an die dynamische Sicherheitslage anpassen. Dazu gehört auch die ständige Verbesserung der Reaktionsmöglichkeiten und -zeiten bei besonderen Einsatzlagen. Der zweite SEK-Standort in Oldenburg ist so eine sinnvolle Ergänzung."
In welchen Lagen wird das SEK hinzugezogen?
Das SEK der Polizei Niedersachsen kommt regelmäßig zum Einsatz, wenn dies zur wirksamen Bekämpfung besonderer Erscheinungsformen der Kriminalität, insbesondere der politisch motivierten Gewaltkriminalität und des Terrorismus, der organisierten Kriminalität und sonstiger Schwerkriminalität erforderlich ist. Gleiches gilt für die Bewältigung besonderer Gefahrenlagen, wie beispielsweise Bedrohungslagen.
Die SEK Ausbildung: Verfügen die Beamten des SEK über eine besondere Ausbildung, Ausrüstung und Befugnis?
Das Durchlaufen eines speziellen Auswahlverfahrens und das erfolgreiche Absolvieren eines mehrmonatigen Grundlehrganges sind erforderliche Voraussetzungen, neben der körperlichen und mentalen Eignung. Weitere Einzelheiten zum SEK werden vom LKA nicht bekannt gegeben, insbesondere nicht zu Personalstärken.
Ein Bewerber sollte in Stresssituationen kühlen Kopf bewahren und dabei handlungsfähig bleiben. Überreaktionen und Abenteuerlust sind inakzeptabel. Gefordert werden neben absoluter Zuverlässigkeit eine hohe Einsatzbereitschaft, Entscheidungsfreudigkeit und Teamfähigkeit. Da eine überdurchschnittliche physische und psychische Belastbarkeit gegeben sein muss, unterliegt die Zugehörigkeit zum SEK Niedersachsen einer Altersbeschränkung. Eine ärztliche Überprüfung ergänzt neben anderen Tests die Fitness des Bewerbers. Die Feststellung von zu viel Übergewicht oder zu hohem Blutdruck führen zum schnellen Ende des Überprüfungsverfahrens.
SEK-Beamten stehen effiziente Kurz- und Lang-Waffen zur Verfügung. Darunter befinden sich auch automatische Schusswaffen. Die Auswahl zwischen den verschiedenen Waffenarten entscheidet sich im Einzelfall je nach Einsatzlage und Erfordernis. Um für einen notwendigen Zugriff eine Handlungsunfähigkeit des polizeilichen Gegenübers erzeugen zu können, können Blendgranaten zum Einsatz kommen.
Moderne Kommunikations- und Sicherheitstechnik dient der bestmöglichen technischen Unterstützung bei allen Einsätzen. Dies gilt auch für die notwendige Flexibilität in der Luft und auf dem Wasser. Neben schnellen, geländegängigen Einsatzfahrzeugen für Straßen und Wege können Hubschrauber und Boote genutzt werden. Sogar Drohnen mit Wärmebildkameras können genutzt werden.
Zum eigenen Schutz von Leben und Gesundheit stehen den Angehörigen der beiden Spezialeinsatzkommandos in Niedersachsen geeignete Schutzwesten und Helme mit kugelsicheren Visieren zur Verfügung. Außerdem können transparente Schilder aus beschusshemmendem Material verwendet werden. Eine spezielle Unterzieh-Weste, mit einem Geflecht aus kleinen Ringen, bietet wie ein Kettenhemd Schutz vor Messerangriffen. Schwarze Sturmmasken schützen und verhüllen die Gesichter von SEK-Beamten im Einsatz. Dadurch soll auch deren Identität nicht unnötig preisgegeben werden.
Wo ist der Unterschied zwischen SEK und MEK?
Stefan Weinmeister, Pressesprecher der Polizei Braunschweig, erklärte regionalHeute.de den Unterschied zwischen dem Spezialeinsatzkommando und mobilen Einsatzkommando. Beides sind Spezialkräfte der Polizei. Allerdings sind sie verschiedenen Stellen der Polizei zugeordnet. "Das Spezialeinsatzkommando Niedersachsen (SEK) ist beim Landeskriminalamt Niedersachsen angegliedert und hat seinen Sitz in Hannover. Im Falle einer Alarmierung wird es von Hannover in den jeweiligen Einsatzraum in Niedersachsen entsandt. Anders verhält es sich bei dem Mobilen Einsatzkommando (MEK). Diese sind auch bei den jeweiligen Zentralen Kriminalinspektionen angegliedert. Demnach gibt es in den Polizeidirektionen Hannover, Lüneburg, Braunschweig, Göttingen, Oldenburg und Osnabrück jeweils ein MEK. Auch das LKA verfügt zusätzlich über ein MEK", so Weinmeister.
"Ganz pauschal gesagt ist das SEK speziell ausgebildet für stationäre beziehungsweise ortsfeste Lagen mit dem entsprechenden Gefährdungspotenzial. Das MEK wiederum ist für mobile Lagen zuständig, also alles, was sich in Bewegung setzt oder im Rahmen eines Einsatzes in die Bewegung gehen könnte - bei operativen Maßnahmen, zum Beispiel Observationen", erklärt Weinmeister.
Gehalt bei SEK und MEK - Was verdient man bei den Spezialeinheiten?
Trotz der immensen Gefahren, denen die SEK-Beamten unterliegen, richtet sich die Höhe des Gehalts nach dem gleichen Besoldungs- und Beurteilungssystem wie bei den anderen Polizeivollzugsbeamten des Landes Niedersachsens. Lediglich eine für die Dauer der Zugehörigkeit zum SEK gezahlte Gefahrenzulage macht den Unterschied.
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