Sex als Beruf: Wie Vicky (29) Geld für ihre Kinder anschafft

Die junge Frau empfängt ihre Kunden freizügig durch die halbgeöffnete Wagentür. Nur mit einem BH bekleidet begrüßt sie die Freier in gebrochenem Deutsch. Ihr Preis: 10 Euro für einen Blowjob, 30 Euro für Sex.

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Die junge Mutter mit dem Arbeitsnamen "Vicky" kommt aus Bulgarien. Sie hat zwei kleine Kinder und muss in Deutschland anschaffen, um ihre Familie zu ernähren. Foto/Podcast: Alexander Panknin
Die junge Mutter mit dem Arbeitsnamen "Vicky" kommt aus Bulgarien. Sie hat zwei kleine Kinder und muss in Deutschland anschaffen, um ihre Familie zu ernähren. Foto/Podcast: Alexander Panknin

Gifhorn. Die Wohnwagen an der B188, für die Behörden sind sie ein Schandfleck, doch das Geschäft mit den Lovemobils boomt. Aber wer sind die Frauen, die dort zum Discount-Preis anschaffen? regionalHeute.de hat mit einer der Liebesdamen gesprochen: Vicky (29) erzählt aus ihrem Leben und entblößt schockierende Details.


Die junge Frau empfängt ihre Kunden freizügig durch die halbgeöffnete Wagentür. Nur mit einem BH bekleidet begrüßt sie die Freier in gebrochenem Deutsch. Ihr Preis: 10 Euro für einen Blowjob, 30 Euro für Sex. Ihren Po bietet sie nicht an, dafür hat sie für gut zahlende Kunden einen besonderen Service: Sex ohne Kondom.

Vicky kommt aus Bulgarien, rund 2.000 Kilometer entfernt von Deutschland. Sie ist 29. Doch anders als viele Gleichaltrige geht sie nicht studieren oder einer normalen Arbeit nach, sie verkauft ihren Körper. Dabei tut sie dies nicht, weil ihr der Job Spaß macht. Ganz im Gegenteil, sie schafft an, weil sie das Geld für ihre Familie braucht. Bulgarien gilt als eines der ärmsten Länder Europas. Laut Eurostat sind rund die Hälfte aller Einwohner von Armut bedroht. So auch Vicky. Sie hat zwei kleine Kinder zu ernähren. Während ihres zweimonatigen Aufenthalts erhofft sie sich, genug Geld zu verdienen, damit ihre Tochter und ihr Sohn nicht weiter hungern müssen. Zurzeit kümmert sich ihre Mutter um die beiden. Diese jobbt selbst als Putzkraft in einer Küche.

„Nicht alle Mädchen wollten diesen Job“


Wenn sie das alles überstanden hat, will Vicky nach London. Dort habe sie Freunde, die ihr helfen könnten einen besseren Job zu finden – außerhalb des Rotlichts. Denn glücklich ist sie nicht, es sei schrecklich den fremden Männern ihren Körper anbieten zu müssen. Täglich kommen rund fünf Freier, die sie bedienen müsse. Dies sei aber sehr unterschiedlich und so würde sie an einem Tag bis zu 500 Euro verdienen, an einem anderen nur 100. Das Problem: sie bietet keine Extras, auf der B188 gilt sie mit ihren 29 Jahren schon als „alt“. Männer würden deutlich jüngere Frauen bevorzugen.

Ihr „Boss“ sei okay, er würde sie nicht schlecht behandeln, erzählt sie. Auch von ihrem Geld müsse sie nichts abgegeben: Sie zahlt nur die Miete für den Wagen. Diese immerhin: 60 Euro pro Tag.

Zu dem Job sei sie durch eine Empfehlung gekommen. In Deutschland würde man immer wieder frische junge Mädchen aus dem Ausland suchen. Es heißt, hier würde man leicht gutes Geld verdienen können. Doch für Vicky heißt es eher: „Augen zu und durch“. Auch wenn es nur zwei Monate sind, welche Narben dies in der Psyche eines Menschen hinterlässt, kann man sich nur vorstellen. Vicky sagt: „Nicht alle Mädchen wollten diesen Job. Aber das ist Schicksal. Wenn du kein Glück hast, endest du hier. So sieht’s aus.“

Vicky erzählt von ihrem Alltag (englisch)



Lovemobile an der B188


Die Lovemobile an der B 188 sind den Behörden schon eine ganze Weile ein Dorn im Auge. Wenn es nach Polizei und der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr geht, sollen sie schnell verschwinden. Hier würde es, Berichten der Polizei zufolge, vermehrt zu vermeidbaren Unfällen durch Sex-Gaffer und pirschende Freier kommen.

Die Besitzer der Wohnmobile zeigen sich allerdings wenig kooperativ. Im ersten Zuge seien diese von der Polizei angeschrieben worden. Doch die Eigentümer lassen sich bislang von Bußgeld-Androhungen wenig beeindrucken, mehr noch: einige von ihnen würden auch nicht den Weg zum Gericht scheuen, so die Polizei. Wie die Behörden weiter mit den Lovemobils umgehen werden, oder ob sie weiterhin nur wegschauen können, bleibt abzuwarten.

Ein weiterer Schritt könnte das neue Prostitutionsgesetz sein, dass im Juli vergangenen Jahres in Kraft trat. Dieses wurde erlassen, um Frauen und Männer besser vor Menschenhandel und Zwangsprostitution zu schützen und um die Situation der Prostituierten zu verbessern. Danach müssen sich Sexarbeiterinnen bei den Behörden anmelden, weiterhin wird ihnen eine gesundheitliche Beratung angeboten. Inwieweit das Gesetz tatsächlich umgesetzt werden kann, ob es Kontrollen gibt und wie groß die Dunkelziffer bleiben wird, muss sich ebenfalls erst zeigen.

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Ein gefährlicher Job


In Deutschland sind die Prostituierte Frauen ohne Namen. Sie kommen aus dem Ausland und sind nirgends registriert. Übele Menschen nutzen diesen Umstand aus und vergreifen sich an den Frauen, die ihren Peinigern an der dunklen Straße wehrlos ausgeliefert sind. Auch Vicky berichtete von einer Kollegin, die von einem Freier drangsaliert worden ist. Ein Umstand, der diesen harten Job noch unerträglicher machen würde, die Ungewissheit, wenn die Scheinwerfer eines auf dem Parkplatz einbiegenden Autos aufleuchten. Die Frauen wissen nie, was für ein Mensch sich hinter dem nächsten Freier verbirgt.

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