Berlin. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, warnt die Sparkassen vor zu vielen Filialschließungen und zu niedrigen Zinsen auf Sparguthaben. "Es ist in Zeiten der schnellen Zinswende natürlich unmöglich, alle Bestandseinlagen sofort hoch zu verzinsen. Wenn wir aber den Eindruck hinterlassen, Sparsamkeit nicht mehr zu belohnen, dann nagt das an unserer DNA, eine Institution zum Sparen zu sein", sagte Schleweis am Donnerstag laut Redemanuskript bei einer internen Konferenz des Sparkassen-Fondsanbieters Deka, berichtet das "Handelsblatt" (Freitagsausgabe).
Die Sparkassen stehen schon länger in der Kritik, weil viele von ihnen trotz der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) keine oder nur vergleichsweise geringe Zinsen an ihre Kunden weitergeben. Bisher hatten Sparkassen-Vertreter dieses Vorgehen stets verteidigt oder relativiert. Schleweis, der Ende des Jahres als Präsident des DSGV aufhört, hat diese Linie nun verlassen.
In seiner Rede kritisierte Schleweis auch die vielen Filialschließungen von Sparkassen. "Eine Filiale mag für sich nicht mehr rentabel sein, wenn sie in Größenordnungen, die Menschen nicht mehr verstehen, geschlossen werden, weckt das Zweifel, ob wir noch die Interessenvertreter der breiten Bevölkerung sind." Bei aller Notwendigkeit zur Digitalisierung müssten die Sparkassen nahe bei ihren Kunden bleiben, forderte Schleweis. "So gesehen sind Filialschließungen, fehlende Passivzinsen und Serviceeinschränkungen Projektionsflächen für Ängste, die Menschen heute haben."
mehr News aus der Region