Bogenschießen: Der Braunschweiger Olympionike Florian Floto

von Frank Vollmer


Olympionike aus Braunschweig: Florian Floto konzentriert beim Training. Foto: Frank Vollmer
Olympionike aus Braunschweig: Florian Floto konzentriert beim Training. Foto: Frank Vollmer | Foto: Frank Vollmer



Braunschweig/Rio de Janeiro. In wenigen Wochen starten die Olympischen Spiele. Seit ein paar Tagen hat Braunschweig dabei einen weiteren Starter, der im Kampf um Edelmatell mitmischen darf: Florian Floto. RegionalSport.de traf sich mit dem sympathischen Sportbogenschützen zu einer besonderen Trainingseinheit beim Schützenverein Querum.

"Unter den ersten 10 wäre ein Highlight"


Florian Floto verspätet sich. Eine Viertelstunde nachdem wir verabredet waren rollt er auf dem Parkplatz des Schützenvereines Querum ein. Ein Impftermin hat den 28-Jährigen davon abgehalten, pünktlich zu sein. Jetzt, da Floto weiß, dass er als einziger männlicher Sportbogenschütze aus Deutschland mit nach Rio fahren darf, kommen derartige Termine schon mal unangemeldet dazwischen.

Erst am vergangenen Mittwoch war es gewiss: Florian Floto darf fahren. Zuvor musste er sich unter seinen Nationalmannschaftskollegen und Freunden Florian Kahllund, Carlo Schmitz und Marc Rudow beweisen. Jeder schoss gegen jeden. Nur der Sieger buchte das Ticket nach Brasilien. Florian setzte sich am Ende mit einem Punkt gegenüber Kahllund durch. Die Entscheidung hatte trotz der überwiegenden Freude einen leicht bitteren Beigeschmack: "Florian Kahllund hat den Startplatz für Olympia nach Deutschland geholt. Es wäre sein Platz gewesen", bedauert Floto und erzählt aus dem Nähkästchen. Kahllunds Lebensgefährtin habe sich als einzige Frau aus Deutschland bei den Bogenschützen für Rio qualifiziert. Es wäre eine besondere Konstellation gewesen. Floto habe schon sehr darunter zu knabbern gehabt. Ein Gespräch unter Freunden schaffte zumindest diesen Druck aus der Welt.

Druck hat Florian Floto nun sowieso zur Genüge. Sein Arbeitgeber BS Energy stellt den Ausnahme-Sportler seit einiger Zeit frei. "Ich muss allein deswegen schon beweisen, dass ich es wert bin", erzählt der Elektromonteur. Das bedeutet für ihn jeden Tag zweimal Training mit seinem High-Tech Bogen. Wie das aussieht erlebe ich live während wir uns unterhalten. Aus 70 Metern Entfernung senken sich die hypermodernen Metallpfeile in ihr winzig kleines Ziel. Am Ende ist die Streuung gering – der Kreis in dem sie stecken ist nicht größer als ein Handteller. Nur zwei der 16 Pfeile trafen nicht den gelben Kreis in der Mitte der Zielscheibe. Ich finde das überragend – Floto hadert mit seiner Leistung. Und versucht es gleich noch mal.

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Das kleine Ziel ist weit weg. Dazwischen: Wind, Reibung und Temperatur. Hier wird Präzision zur Kunst erhoben. Foto: Frank Vollmer


Dem Bogensport verfallen


Seit er acht war ist er seinem Sport verfallen. Wie so oft begann es beim Fußball. Sein Vater, selbst ein engagierter Sportschütze, holte den Bruder vom Fußball ab und entdeckte dabei, dass beim FC Wenden nebenan in der Sporthalle Bogenschützen trainierten. Als er zuhause davon berichtete "saß ich in Sekunden auf dem Fahrrad und nichts wie hin", lacht Floto. Seitdem kommt er nicht mehr los vom Bogensport. Mit 13 Jahren lernte er Adolf Kemper kennen. "Ich verdanke ihm alles, was ich heute kann", sagt Floto über seinen Mentor beim Schützenverein Querum. Kurz darauf war er auch erstmals bei den Kadetten – dem deutschen Juniorenteam dabei. Das ist nun 14 Jahre her und Florian war seitdem immer dabei. Gleich bei seinem ersten Juniorencup wurde er Europameister. 2006 folgte ein 3. Platz in Mexiko. Die Liste der Erfolge ist lang und reicht bis zum Titel des Weltmeisters 2016 mit der Mannschaft (regionalSport.de berichtete).

Zu Olympia fährt der Sportbogenschütze dagegen zum ersten Mal: "Die Teilnahme ist das i-Tüpfelchen auf meiner sportlichen Karriere", schätzt Floto ein. Dabei stehen die Chancen gar nicht so schlecht, sogar etwas zu gewinnen. "Im Finale kann alles passieren, da kann auch ein Außenseiter noch ganz vorne dabei sein", sagt er. Unter 64 männlichen Startern wird die Vorrunde schon vor der offiziellen Eröffnung der Spiele ausgeschossen. Jeder Schütze schickt 2 Mal 36 Pfeile auf die Reise. Erst danach folgen die Finalrunden. Die ziehen sich über drei Wochen: "Jedes Finale wird einzeln ausgeschossen", so Floto.

Schon Ende Juli fliegen die Bogenschützen nach Südamerika, um sich dort zunächst zu akklimatiesieren. Zuvor werden aber am kommenden Wochenende noch die Ranglisten der deutschen Bogenschützen ermittelt. Am Dienstag darauf geht es dann nach Hannover zur Olympiaeinkleidung. Dazwischen wird trainiert, trainiert, trainiert. Ja, Florian Floto ist ein Vollblutsportler. Nein, ich bin nicht sauer, dass er sich verspätet hat. Ich bin glücklich, dass er überhaupt die Zeit für ein Gespräch gefunden hat.

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Viel Erfolg in Rio, Florian! Foto: Franl Vollmer


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