Braunschweig. Eintracht Braunschweig 2 hat endlich offiziell einen Trainer und eine Mannschaft. regionalSport.de bekam als erstes Medium die Möglichkeit, mit dem neuen Übungsleiter Marcus Danner und Eintracht Braunschweigs Geschäftsführer Wolfram Benz über die Wiedergeburt der "Zwoten" zu sprechen.
Was lange währt ...
Es hat wirklich lange gedauert. Länger, als manchem Fan und auch dem unmittelbar Beteiligten am Ende lieb ist. Dochdas Warten war notwendig. „Es war in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass hier in sehr kurzer Zeit eine Mannschaft zusammengestellt werden musste“, betont Wolfram Benz. Für den Geschäftsführer der Eintracht Braunschweig GmbH und Co. KGaA stimmen jetzt final „Prozesse und Wege“. DerKader der zweiten Mannschaft steht in weiten Teilen und hat mit Marcus Danner nun auch offiziell einen qualifizierten Übungsleiter.
Bei der Organisation der Mannschafthat man sich an der Hamburger Straße bewusst nicht von einer gewissen Hysterie anstecken lassen, die rund um die Kehrtwende entstand. Immerhin hatten die Löwen zu Jahresbeginn vermeldet, aus Kostengründen die Oberliga-Elf abzumelden. „Den Wunsch, dass wir doch melden wollen, gab es schon länger“, verrät Benz heute und erklärt: „Wir wollten uns aber auch einhundertprozentig sicher sein, dass wenn wir melden, wir auch sämtliche Bedingungen infrastrukturell, organisatorisch und auch finanziell erfüllen können, um auch wirklichAnfang August in der Landesliga an den Start gehen zu können. Das war uns wichtig“, betont der Löwen-Geschäftsführer.
Vor allem beim Budget sei schnell klar geworden, „dass Landesliga-Fußball auch etwas mit Finanzen zu tun hat. Da musste auch ich mich eines besseren belehren lassen“, verrät WolframBenz. "Bei all diesen Punkten sind wir uns jetzt sicher. Der Kader steht weitestgehend und ich glaube,es war wichtig und richtig, dass wir so lange gewartet haben“,betont Wolfram Benz in unserer kleinen morgendlichen Gesprächsrunde in seinem Büro im Eintracht-Kubus.
Ein Investment in die Zukunft
Organisatorischwird Eintracht Braunschweig 2 zukünftig der GmbH untergeordnet sein, gehört aber nicht zum Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). „Dawären zahlreiche zusätzliche Kriterien zu erfüllen“,erklärt Wolfram Benz.Primär ist die nun doch erfolgte Meldung vor allemals Investment in die Zukunft zu verstehen: „In der Tat wollten und möchten wir uns mit dieser Meldung in der Landesliga die Möglichkeit offen halten, zukünftig wieder über eine klassische U23 nachzudenken“, erklärt er.
Dabei seien das primäre Ziel und der große Auftrag, den diese 2.Mannschaft vor allem habe: „Die Landesliga zu halten und uns die Möglichkeiten zu geben, peu à peu in den nächsten Jahren - logischerweise gepaart mit dem sportlichen Erfolg der 1. Mannschaft - wieder in Richtung U23 nachzudenken.“ Auch wenn sie keine klassische U23 sei, so soll auch diese zweite Mannschaft im Gebilde „Eintracht“ keine Insel sein. Der neue Cheftrainer Christian Flüthmann hat das Gespräch dahingehend bereits angeregt. Davon berichtet Benz: "Wir schauen schon, dass wir einen regelmäßigen Austausch der Trainer auch zum Profibereich hinbekommen. Und dazu gehört auch Marcus Danner."
"Der Wunsch, dass wir melden wollen, gab es schon länger. Wir wollten uns aber auch einhundertprozentig sicher sein, dass wenn wir melden, wir auch sämtliche Bedingungen infrastrukturell, organisatorisch und auch finanziell erfüllen können, um auch wirklich in Anfang August in der Landesliga an den Start gehen zu können. Das war uns wichtig." Eintrachts Geschäftsführer Wolfram Benz über die Beweggründe der langen Wartezeit
"Ich war Feuer und Flamme"
Dieser Austausch hat sogar bereits stattgefunden: Marcus Dannerwar schon im Trainingslager der Profis in Wesendorf für einen Tag dabei. "Die Treffen mit Christian Flüthmann waren sehr angenehm, sehr freundlich. Auch Markus Unger und Frank Eulberg haben mich herzlich willkommen geheißen. Man kennt sich“, berichtet der neue Trainer von Eintrachts zweiter Mannschaft, der bei allen Startschwierigkeiten in diesem Sommerrelativ schnell gefunden werden konnte.
Anfang Juni wurdeDanner vom Verein auf ein mögliches Interesse an dem Engagement angesprochen. Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass der 42-Jährige durch und durch Braunschweiger ist und sein Herz für die Eintracht schlägt. „Ich freue mich riesig, hier zu sein“, sagtDanner mit vollster Überzeugung und meint es auch so. Auch die Landesliga kennt er wie seine Westentasche. Dort hatte Danner zuletzt den TSC Vahdet angeleitet.
„Mir war sofort klar, dass diese Aufgabe schon zum Start eine gewisse Herausforderung mit sich bringen würde“,erzählt der erfahrene Trainer, dertrotzdem nicht allzu lange brauchte, sich die Sache zu überlegen: „Ein, zwei Tage– mehr hat es nicht gebraucht. Ich war schnell Feuer und Flamme und davon überzeugt, dass das gut werden kann – auch wenn der Start extrem schwierig wird.“

Mannschaftskapitän Gunnar Niemann bleibt als einziger Spieler der "alten U23" erhalten. Foto: Agentur Hübner
Herausforderung: Kaderplanung in Rekordzeit
Und der Start wurde schwierig. Die mit Abstand größte Herausforderung für dengebürtigen Braunschweiger war die Zusammenstellung einer schlagkräftigenTruppe und das innerhalb von Rekordzeit. „Die meisten Spieler hatten zu diesem Zeitpunkt schon irgendwo zugesagt oder standen kurz vor einer Zusage. Da war es schwierig, Spieler zu finden, die nochungebunden waren“, erklärt der neue Trainer.
Die ersten zwei, drei Zusagen seien deshalb besondersschwer gewesen. „Das waren Christian Ebeling, Steffen Blechner (beide Freie Turner - Anm. d. Verf.) und Sulhattin Capli (SV Lengede - Anm.d. Verf.)“, bestätigt Danner. Die Zusagen zogensogleichneuen Ärger nach sich. Die regionalen Amateurvereineäußerten durchaus berechtigte Bedenken, Leistungsträger an Eintracht Braunschweig verlieren zu können und zu diesem späten Zeitpunkt keinen Ersatz mehr zu finden.
Speziellbei den Freien Turnern stieß Danners Spielersuche negativ auf, obwohl nach Aussage der Spieler keine Zusage bei den Braun-Weißen erfolgt sei und es hier sogar eine Kooperation mit Eintracht Braunschweig gibt. In gemeinsamen Gesprächen konnte das Thema intern schnell und sachlich geklärt werden. „Ich denke, dass wir– gerade was die Kooperation mitden Freien Turnern angeht– die nächsten Schritteunvorbelastet angehen können“,formuliert Wolfram Benz heute zum Ausgang dieser Gespräche.
Ein bisschen brisant war ein Fall dabei schon: Christian Ebeling hatte bereits frühzeitig im Prinzenpark für die kommende Saison zugesagt und wechselte dann doch noch an die Hamburger Straße. Wer denblühenden Eintracht-Verehrer allerdingskennt, weiß aber auch, dass der sich die Chance niemals entgehenlassen würde, einmal für "seinen Verein" aufzulaufen.
„Jeder Spieler entscheidet das für sich selbst. Wir haben eine Idee, eine Vorstellung davon, wie Eintracht 2 in Zukunft aussehen kann und die ist aus unserer Sicht sehr interessant. Das teilen wir dem Spieler, der interessiert daran ist, mit uns zu sprechen, mit. Den Rest muss jeder für sich selbst entscheiden: Möchte ich dabei sein oder nicht?“ Marcus Danner

Steffen Blechner kommt von Freie Turner Braunschweig. Foto: Frank Vollmer
Ein alter Löwe und ganz viel Eintracht-Gen
„Nach den ersten Zusagen wurde es einwenig einfacher“, erzählt Marcus Danner und weiter: „Du erkennst vernünftige Spielerhäufig daran, dass sie nicht als erstes nach Geld fragen, sondern, wer nochTeil der Mannschaft ist. Mit wem spiele ich zusammen? Wer sitzt in der Kabine neben mir?“ Das sei laut Danner in der Regel ein gutes Zeichen für einen ordentlichen Charakter.
Symbolwirkung hatte dabei wohlin erster Linie der Verbleib von Gunnar Niemann. Der 23 Jahre alte Linksverteidiger studiert derzeit in Salzgitter und bleibt der Löwenreserve als einziger Spieler aus der vergangenen Saison erhalten. Niemann wird auch Mannschaftskapitän. „Das ist ein Glücksfall für uns“,freut sich Danner und ergänzt: „Gunnar wächst schon jetzt indie Rolle als Führungsspieler hinein. Das merkt man deutlich beim Training.“
Wieder zurück bei Eintracht Braunschweig ist dagegen Timo Richter. Der 29 Jahre alte Flügelspieler gehörte zwischen 2012 und 2014 zur U23 der Löwen und war zuletzt beim TV Mascherode aktiv. „Timo ist wichtig für die Kabine“, gewährt Marcus Danner einen Einblick. „Er sorgt sich um alles, kümmert sich um die Mannschaftskasse, treibt die Strafgelder ein, organisiert die Mannschaftsabende und kümmert sich um die jungen Spieler.“ Ganz nebenbei kennt Richter die Landesliga ganz gut,in der er unter anderem schon für den SSV Kästorf, TSC Vahdet oder den FC Braunschweig auflief.

Klassischer Strafraumstürmer und blühender Eintracht-Fan:Christian Ebeling. Foto: Moritz Eden/Archiv
Zwischen den Pfosten soll zukünftig Tobias Bremer stehen. Der 24-Jährige gilt neben seinen Qualitäten als Schlussmann auch als guter Fußballer. Bremer war zuletzt für ein halbes Jahr beim Brandenburgischen SC, nachdem er in unserer Region für BSV Ölper 2000, Freie Turner, VfV Hildesheim und Lupo Martini Wolfsburg die Handschuhe übergestreift hatte. Bei der Suche nach einem geeigneten Torwarttrainer spielte auchder Zufall eine Rolle: „Kai Rohrbach ist ein Arbeitskollege von Christian Ebeling“, erzählt Trainer Danner und ergänzt: „Er verfügt über eine gültige Torwarttrainer-Lizenz und brenntfür seine neue Aufgabe.Hier stimmte von Anfang an die Chemie mit den Torhütern.“
Co-Trainer der Mannschaft ist Dennis Spyra (31), mit dem Danner sich auch privat schon sehr lange in Fußballfragen einig ist.„Dennis begleite ich bereits seit seinem 18. Lebensjahr. Er hat lange Zeit unter mir gespielt und wir sind privat sehr gut befreundet", berichtet Marcus Danner und fügt an: "Er hat imvergangenen Jahr selbst wertvolle Erfahrungen als Cheftrainer sammeln dürfen und war beim TSV Geitelde erfolgreich tätig. Ich bin sehr froh, dass er an meiner Seite ist und wir gemeinsam diese extrem schwierige, aber auch extrem reizvolle Aufgabe angehen werden.“
"Es gibt viel positives Feedback. Ich war neulich bei dem Fantreffen. Das war überragend. Da habe ich mich mit vielen Leuten unterhalten. Sie sind auf mich zugekommen und die finden es super, dass Eintracht sich nun doch dazu entschlossen hat, eine zweite Mannschaft zu melden. Aber nicht mit der Erwartungshaltung, dass wir die ganze Liga an die Wand spielen.Ihnen istvollkommen bewusst, wie schwer es überhaupt ist, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die den Verein vernünftig und würdig repräsentiert. Das sind alles gute Jungs, die wir beieinander haben. Trotz des immensen Zeitdrucks und den eingeschränkten Möglichkeiten haben wir sehr darauf geachtet. " Marcus Danner

Auch Sulhattin Capli (hier im Trikot von Lupo Martini) spielte bereits für den Eintracht-Nachwuchs. Foto: Agentur Hübner
Fünfmal die Woche
Neben den bereits genannten gehören unter anderem Steffen Blechner, Nevio Engel, Felix Karger, Marvin Oktay (alle Freie Turner) und Philipp Walther (TSV Geitelde) zur neuen „Zwoten“, die sich seit dem offiziellen Trainingsstart am 28. Juni 2019 fünfmal in der Woche (!!) auf dem Trainingsplatz hinter dem Eintracht-Stadon auf die neue Saison vorbereitet. „Wir hatten anfangs die Befürchtung, dass es ein bunt zusammengewürfelter Haufen wird“, berichtet Marcus Danner. Das sei aber glücklicherweise nicht der Fall: „Es sind überall Verbindungen untereinander und zu Eintracht Braunschweig vorhanden. Bis aufChristianund Steffen haben alle im Jugendbereich schon für Eintracht Braunschweig gespielt. Das macht es noch einmal deutlich einfacher.“
Mit dem erklärten Ziel Klassenerhalt startet das Team in knapp zwei Wochen, am Samstag, dem 3. August 2019 (17.00), beim SC Hainberg in die neue Saison. Eine Woche später gibt es das erste Braunschweig-Derby bei Germania Lamme. Seine Heimpremiere feiertdie "Zwote" am 18. August 2019 (15.00) in der Rheingoldarena gegen den KSV Vahdet Salzgitter.Bis dahin gibt es nocheiniges zu tun. In der kommenden Woche tritt Eintracht Braunschweig 2 beim Tandurecup des SV Gartenstadt als Titelverteidiger an. Dort kann man die Danner-Elf erstmals in Aktion sehen.

Timo Richter spielte zwischen 2012 und 2014 für Eintrachts U23. Foto:
Diegewisse Anspannung
Stand jetztgehören zum Kader17 Spieler, diederzeit so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen, um sich noch besser kennenzulernen. „Darum trainieren wir auch fünfmal in der Woche und das möchten wir auch so beibehalten“, erklärt der ehrgeizige Fußballtrainer.
„Viele denken, wir stapeln mit unserem Saisonziel zu tief, aber es ist realistisch zum jetzigen Zeitpunkt. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, wie wenig Zeit uns zur Verfügung stand.Es bestand kein Gerüst, kein Kern auf dem wir aufbauen konnten. Wir sind bis zum Start der Saison erst seit 5 Wochen zusammen. Neben der Vorbereitung auf den Saisonstart basteln wir weiter am Kader. Drei bis vier Spieler fehlen uns noch, damit wir eine stabile Saison gewährleisten können. Unsere Jungs haben Herz und werden sich für die Eintracht in jedem Spiel zerreißen. Aber alles andere braucht Geduld und seine Zeit."
Danner und sein Team hoffen darauf, "dass möglichst viele Braunschweiger uns beim 'Neustart' unterstützen. Und dieser Mannschaft eine faire Chance geben. Hochglanz-Fußball und Kabinettstückchen sollte keiner erwarten – freuen darf man sich hingegen auf Fußball pur und jede Menge Leidenschaft.“ Eine gewisse Anspannung ist bei Marcus Danner schon jetzt, so kurz vor dem Start, da: „Alles andere wäre schlimm, oder?“, fragt Danner rhetorisch in die Runde underntet dafür zustimmendes Nicken.
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