Braunschweig. Wie man es dreht und wendet: Pyrotechnik im Stadion ist ein zweischneidiges Schwert. Feuer und Rauch sehen speziell bei Flutlichtspielen toll aus und emotionalisieren das Spiel – sind aber nunmal in Deutschland verboten. Eintracht Braunschweig darf dahingehend in Kürze mit hohen Strafen seitens des DFB rechnen. Damit schaden die Fans vor allem ihrem eigenen Verein.
Pyro im Stadion - ein zweischneidiges Schwert
Auf der einen Seite wissen nur wenige Vereine in Fußball-Deutschland eine ähnlich aktive Fanszene hinter sich wie Eintracht Braunschweig. Nach sportlich eher mageren Jahren ist das alleine schon mal keine Selbstverständlichkeit. So fallen dieniedersächsischenAllesfahrer vergleichsweise selten negativ ins Gewicht. Hier und da fliegt da mal eine Klobürste auf den Rasen (wir berichteten), aber der Deutsche Meister von 1967ist meilenweit davon entfernt, durch eine problematische Fanszene dauerhaft drangsaliert zu werden. Darüberhinaus agieren die aktiven blau-gelben Fans weitgehend mit Augenmaß und auch ihre zahlreichen sozialen Engagements wie das alljährliche „Jannes-Turnier“ darf man in einer Bewertung nicht unter den Tisch kehren.
Und doch werden aktuell vor allem die Ultras zu einem kleinen Problem für ihren geliebten Traditionsverein. Das DFB-Sportgericht hat die Löwen in dieser Saison bisher zwar "nur" einmal zu einer 4.375 Euro-Geldstrafe verurteilt, weil bei Viktoria Köln gezündelt worden war (wir bericheten), doch dürfte das Strafenkonto beim BTSV in Kürze erheblich anwachsen. Schon die flammende Spielunterbrechung in Münster Mitte Oktober hatte es in sich. Am vergangenen Montag ließen sichdie Blöcke 9 und 8dann gegen Zickau erstmals in dieser Saison auch daheim zu einerZündenden Showverleiten. Das damiteinher gehende Banner "Kurze Zündschnur - Langer Atem" darf wohl als Ankündigung weiterer Pyroshows verstanden werden.

Die Fans geben der Polizeidank Pyro auch Argumente. Foto: Frank Vollmer
Die Spaßbremse DFB
Der DFB versteht bei diesem Thema keinen Spaß, sprach zuletzt immer wieder empfindliche Strafen aus, die vor allem die Vereine treffen. So musste Eintrachts Ligakonkurrent Hansa Rostock gerade eine Rechnungin Höhe von13.250 Euro nach Frankfurt überweisen. 13.250 Euro im bezahlten Fußballsind docheigentlich Peanuts, oder? Mitnichten, liebe Erbsenzähler! Vor allem für die Drittligisten, die in einer allgemein angespannten finanziellen Situation jeden Cent dreimal umdrehen müssen, können diese Strafen zu eine Bürde werden. Und damit auch die eigenen Fans als Verursacher.
Darüberhinaus heilt eine ganz andere Wunde auf diese Weise auch nicht aus.So scheint das Verhältnis zwischen dem Verein Eintracht Braunschweig und der Polizei weiterhin unterkühlt. Im Sommer diesen Jahres erst installierte die Polizei entgegen der Bedenken der Blau-Gelben neue Überwachungskameras im Eintracht-Stadion (wir berichteten). Einevon diesen Kameras hängt inprominenter Position direkt über dem „Neuner“ und soll im Falle von Pyro-Zünderei die „Täter“ identifizieren. Die Ultras kleben diese Kamera bei jedem Heimspiel aufs Neue mit einer raffinierten Methodik ab und leben damit auchihr Rebellen-Image aus. Unterdessen solldie Polizei intern bereits damit gedroht haben, den Block zu stürmen. Die Lage bleibt also auch hier angespannt.
Zertifizierte Rauchtöpfe in Eigenregie?
Um die "Problematik" in den Griff zu bekommen, hat der Hamburger Sportvereinjüngsteinen Vorschlag unterbreitet.Nach insgesamt 294.000 Euro Strafe in dervergangenen Zweitliga-Saison schlugen die Hanseaten unlängst vor, in Zukunft selbst Pyrotechnik in der Arena abzubrennen und haben das im Geheimen sogar schon gestetet. Zertifizierte Rauchtöpfe in Eigenregie - ist das die Lösung? Pyro im Stadion bleibt wohlnoch länger ein zweischneidiges Schwert.

Vorne Aktionstag für Vielfalt, hinten Pyroschow. Beim Rest des Stadions hinterlassen die Ultras gemischte Gefühle. Foto: Agentur Hübner
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Dies ist ein Kommentar von Frank Vollmer. Die Meinung des Autors entspricht nicht zwingend der Meinung unserer Redaktion.
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