Berlin. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kritisiert die Grünen dafür, dass sie einen Vorstoß der EU-Kommission zur Lockerung des Gentechnikrechts ablehnen. Eine Zustimmung Deutschlands im Trilog-Verfahren steht wegen der Bedenken der Grünen auf der Kippe: "Das wäre ein schlimmes Signal", sagte sie dem "Spiegel".
"Wir dürfen nicht aus ideologischen Überlegungen ein Zukunftsfeld und die damit verbundenen Chancen aufgeben." Die Grünen sollten "auf die Wissenschaft hören" und in ihren Reihen mit den "Gentechnik-Mythen" aufräumen, fordert die FDP-Politikerin. Wenn der EU-Vorschlag abgelehnt würde, wäre das "fatal" und eine "Absage an eine vielversprechende Technologie", die den Nobelpreis bekommen habe. "Ich empfinde die Debatte mit der großen Mehrheit der Grünen als extrem frustrierend", sagte Detlef Weigel, Molekularbiologe und Direktor am Max-Planck-Institut für Biologie Tübingen.
"Da ist so wenig Kompromissbereitschaft und Offenheit, sich sachlich mit dem Thema zu befassen. Stattdessen werden immer wieder die alten Kamellen rausgeholt." Mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Deutschen Forschungsgemeinschaft fordern zwei renommierte Wissenschaftsorganisationen in Deutschland, gentechnisch veränderte Pflanzen in bestimmten Fällen vom strengen EU-Gentechnikrecht auszunehmen. Die Sicherheitsbewertung neuer Pflanzen solle von "den Eigenschaften des erzeugten Produkts" abhängen, nicht von der verwendeten Technologie, argumentieren sie in einem gemeinsamen Papier.
Auch in den Reihen der Grünen wächst die Skepsis an der bisherigen Position. "Es geht darum, wissenschaftsbasiert Chancen und Risiken zu bewerten. Dabei steht nicht die Technologie im Mittelpunkt, sondern die Wirkung auf Mensch und Umwelt", sagte die grüne Wissenschaftspolitikerin Anna Christmann. "Ich sehe diese Technologiefeindlichkeit mit wachsender Sorge. Wir sollten doch der wissenschaftlichen Entwicklung folgen", fordert unterdessen die grüne Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank.
Zahlreiche grüne Fachpolitiker wollen trotz dieser massiven Kritik bei ihrer Position bleiben, etwa der Vorsitzende des Umweltausschusses, Harald Ebner. "Die meisten Leute bekommen glänzende Augen, wenn man ihnen von trockenresistenten Pflanzen erzählt", sagte er. "Diese Pflanzen, die uns versprochen werden, die man leichter zulassen möchte, gibt es nicht. Sie sind nicht entwickelt. Die klassische Züchtung hingegen liefert sie bereits. Für Versprechungen und Täuschungen der Verbraucher sollten wir keine Gesetze ändern."
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