Startchancenprogramm: Schulen aus der Region erhalten Fördermittel

Das Programm, auf das sich Bund und Länder Anfang des Jahres geeinigt haben, soll die Chancengleichheit im Bildungssystem fördern.

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Symbolfoto | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Region. Am Donnerstag hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg die Liste der 390 niedersächsischen Schulen im Startchancenprogramm des Bundes und der Länder vorgestellt. Die Auswahl der teilnehmenden Schulen erfolgte ausschließlich auf der Grundlage von schulscharfen Sozialdaten. Laut Kultusministerium sind 77 Schulen aus der Region in das Programm aufgenommen worden.


Bei der Auswahl der 390 Schulen komme erstmals der für Niedersachsen entwickelte sozialdatenbasierte Index zum Einsatz, erklärt das Ministerium. Künftig sollen mit dem Index zusätzliche Ressourcen an Schulen gesteuert werden, um diese gezielt dort einsetzen zu können, wo sie am dringendsten benötigt werden. Bei der Erstellung des Sozialindex war wichtig, dass er schulscharf funktioniert und für die Schulen keinen zusätzlichen Arbeitsaufwand verursacht. Herangezogen wurden ausschließlich Daten, die dem Kultusministerium bereits vorliegen.

Fördermittel gezielt verteilen


Bund und Länder hätten sich Anfang Februar auf eine Verteilung der Mittel nach den Kriterien Armut und Migration verständigt und nehmen damit erstmals Abstand von einer reinen Gießkannenverteilung der Mittel. Nationale und internationale Studien würden belegen, dass zwischen diesen Faktoren sowie Bildungserfolg und Bildungsteilhabe ein direkter Zusammenhang besteht.

„Noch immer hängt der Bildungserfolg zu sehr vom Geldbeutel oder vom Status der Eltern ab. Mit dem Startchancenprogramm und vielen weiteren bereits ergriffenen Maßnahmen wollen wir diesen Zusammenhang aufbrechen, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppeln und für mehr Chancengerechtigkeit sorgen“, sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg und fügte an: „Dazu werden die 390 Startchancenschulen, die einen hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schülern haben, bis 2034 gezielt unterstützt. Es geht dabei aber nicht einfach nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um systemische Veränderungen und eine Stärkung der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens. Denn gute Bildung entsteht, wenn sich Schule an den Bedürfnissen der Schulgemeinschaft ausrichtet. Ich sehe das Startchancenprogramm deshalb für jede der 390 Schulen als eine große Chance, die Schulentwicklung voranzutreiben und viele offene Fragen, die an unseren Schulen bestehen, mit diesem Programm zu erproben, Lösungen zu entwickeln und neue Wege zu gehen. Ziel ist es, neue Erkenntnisse und Lösungen zu erzielen, wie wir die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus durchbrechen können. Viele Schulen blicken mit Zuversicht der Teilnahme am Programm entgegen. Wir erreichen somit heute die nächste Stufe. Die Schulen stehen jetzt fest, im kommenden Jahr können wir somit das Programm in den Schulen entwickeln und implementieren. Dieser Aufbau ist wichtig, um die zehn Jahre auch nachhaltig und wirksam zu nutzen.“

77 Schulen aus der Region im Programm


In Niedersachsen wurden nun 390 Schulen ermittelt: 250 Grundschulen, 130 weiterführende Schulen und 10 berufsbildende Schulen werden ab dem 1. August 2024 am Startchancenprogramm teilnehmen. In der Region profitieren insgesamt 77 Schulen von dem Programm. Davon 45 Grundschulen (GS), drei Grund- und Hauptschulen (GHS), 15 Hauptschulen (HS), 5 Realschulen (RS), 4 Haupt-und Realschulen (HRS), 3 Oberschulen (OBS), eine Gesamtschule (IGS) und eine Berufsbildende Schule (BBS).

Braunschweig
GS Ilmenaustraße, GS Isoldestraße, GS Rühme, GS Bebelhof, GS Rheinring, GS am Schwarzen Berge, GS Bültenweg, GS Schunteraue, GS Heidberg, GS Altmühlstraße, GHS Rüningen, GHS Pestalozzistraße, HS Sophienstraße, RS Georg Eckert Straße
Landkreis Gifhorn
GS Am Lerchenberg Wesendorf, HS Meinersen, HS Rühen, RS Fritz Reuter, OBS Weyhausen
Landkreis Goslar
Schiller-Grundschule, Goethe-Grundschule, GS Jürgenohl, GS Am Schildberg Seesen, HRS Clausthal-Zellerfeld, OBS an der Deilich Bad Harzburg
Landkreis Helmstedt
GS Lessingstraße und HS Schöningen.
Landkreis Peine
GS Wallschule, GS in der Südstadt, GS Eichendorff, GHS Burg, HS Hohenhameln, HS Albert Schweitzer Vechelde, RS Gunzelin, HRS Bodenstedt/Wilhelm
Salzgitter
GS Am Fredenberg, GS Am Ziesberg, GS Am See Salzgitter, GS Dürerring, GS Kranichdamm, GS am Ostertal, HS Dr. Klaus-Schmidt, HS an der Klunkau, HS am Fredenberg HS Thiede, RS Gottfried Linke, RS Emil Langen, BBS Fredenberg.
Landkreis Wolfenbüttel
GS Karlstrasse, HS Erich-Kästner, HRS im Innerstetal Baddeckenstedt
Wolfsburg
GS Wohltberg , GS Bunte Grundschule, GS Regenbogenschule, GS Eichendorff-Schule I, GS Friedrich von Schiller Wolfsburg, HS Fallersleben, HS Vorsfelde, OBS Wolfsburg.

Größtenteils Grundschulen in Programm


Der Fokus des Bund-Länder-Programms liegt mit 60 Prozent auf den Grundschulen, die restlichen 40 Prozent sind weiterführende und berufsbildende Schulen. Hintergrund dieser gezielten Aufteilung sei, dass gerade an Grundschulen die Grundlage für den Bildungserfolg insgesamt gelegt werde.

96 Millionen Euro für Niedersachsen


Das Startchancenprogramm wird zum 1. August dieses Jahres implementiert und läuft über zehn Jahre. „Das kommende Schuljahr steht dabei bewusst im Lichte des Aufbaus des Programms. Da es über einen langen Zeitraum wirken soll, ist ein guter und überlegter Einstieg – gemeinsam mit den Schulen und Schulträgern - entscheidend für den Erfolg“, so die Ministerin. „Entscheidend wird hierbei auch sein, die Bemühungen der Schulen mit den kommunalen Maßnahmen der Jugend- und Familienhilfe zusammenzudenken, weil viele Themen und Herausforderungen für junge Menschen erfahrungsgemäß deutlich über die Schule hinausgehen.“

Der Bund fördert das Programm mit einer Milliarde Euro pro Jahr und flankiert damit die finanziellen Anstrengungen der Länder. Niedersachsen wird mit jährlich rund 96 Millionen Euro an Bundesmitteln von dem Programm profitieren. Das Programm umfasst drei Säulen: Investitionsprogramm für eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung, Chancenbudgets für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung und Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams.

40 Prozent der Fördermittel sollen für eine bessere und damit lernförderlichere Infrastruktur und Ausstattung der Startchancenschulen eingesetzt werden. Hierfür wird derzeit eine Förderrichtlinie für die Schulträger abgestimmt. 30 Prozent der Mittel fließen als sogenannte Chancenbudgets in bedarfsgerechte Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung. Hier können die Schulen Lösungen umsetzen, die zu den konkreten Herausforderungen vor Ort passen. Die Möglichkeiten reichen von der Leseförderung mit außerschulischen Partnern über Zirkusprojekte bis hin zu Projekten zur Gewaltprävention und vieles mehr. Weitere 30 Prozent fließen in die Stärkung multiprofessioneller Teams (z. B. durch Schulsozialarbeitende und pädagogisch Mitarbeitende).

Bis zum Ende der Programmlaufzeit soll die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, an den Startchancen-schulen halbiert werden.

Zudem soll das Startchancenprogramm Erkenntnisse auch für andere Schulen zu der Frage Abbau von Bildungsbenachteiligungen liefern. Deshalb wird das Vorhaben auch nach dem Start als lernendes Programm wissenschaftlich begleitet und regelmäßig evaluiert. Durch eine bestmögliche Vernetzung der Startchancenschulen will Niedersachsen zudem den Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen fördern - damit gute Ideen möglichst viele Kinder und Jugendliche erreichen.


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