Steigen die Energiepreise weiter? Lokale Versorger geben eine Antwort

Zum 1. Oktober werden die Energiepreise angezogen. Doch war es das dann für dieses Jahr?

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Symbolbild | Foto: pixabay

Region. Die Erhöhung der Gas- und Strompreise beschäftigt die Menschen in der Region und die Sorge vor weiteren Preissteigerungen ist groß. regionalHeute.de hat daher bei den Energieversorgern der Region nachgefragt, ob bis zum Jahresende mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen ist.



Seit Jahresbeginn wird auf den Energiemärkten ein starker Anstieg der Strom- und Gaspreise verzeichnet. Hinzu kommt nun auch noch die Gasumlage von 2,419 Cent pro Kilowattstunde. Zum 1. Oktober werden die Energiepreise also ordentlich steigen. Doch ob damit schon das Ende der Fahnenstange erreicht ist, vermag derzeit kein Anbieter so ganz genau zu sagen. Grund dafür sei, dass selbst die Versorger keine genaue Prognose abgeben können und wollen, weil man nicht sagen könne, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird.

Staatliche Umlagen treiben Preise hoch


Wie genau sich die erhöhten Preise zusammensetzen, erklärt die HarzEnergie. Demnach seien unter anderem die beiden staatliche Umlagen, mit denen der Gesetzgeber die Versorgungssicherheit im Winter sichern will, für die Preisentwicklung verantwortlich. Die Gasbeschaffungsumlage stützt Gasimport-Unternehmen, die vertraglich zwar vereinbarte, jetzt aber ausbleibende Gaslieferungen aus Russland zu extrem hohen Preisen nachbeschaffen müssen. Die Umlage in Höhe von 2,88 ct/kWh (brutto) gilt vom 1. Oktober 2022 bis zum 1. April 2024. Ihre Höhe kann vom Gesetzgeber in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Zum gleichen Termin wird die Gasspeicherumlage in Höhe von 0,07 ct/kWh (brutto) eingeführt. Hierüber werden die Zusatzkosten für die Befüllung der deutschen Erdgasspeicher solidarisch auf alle Gaskunden verteilt. Zusätzlich wird die Bilanzierungsumlage von 0,00 auf 0,68 ct/kWh (brutto) erhöht.

Erhebliche Mehrkosten würden zudem die seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine nochmals drastisch gestiegenen Beschaffungskosten verursachen. In einem Zeitraum von zirka einem Jahr hätten sich die Gaspreise im Großhandel mehr als versiebenfacht, heißt es. "Auch wenn diese Entwicklung nicht eins zu eins auf die Verbraucherpreise durchschlägt, kann die Harz Energie die gravierend hohen Kostensteigerungen - trotz einer langfristigen Beschaffungsstrategie – jetzt nicht mehr ausgleichen", teilt die Harz Energie mit. Am 1. Oktober 2022 erhöht die Harz Energie GmbH & Co. KG die Erdgaspreise im Grundversorgungstarif. Für Kunden der Harz Energie in anderen Tarifen außerhalb der Grundversorgung werden die Preise gleichfalls angepasst. Hier ändern sich die Preise durch die neuen Umlagen zum 1. November 2022 und aufgrund der höheren Beschaffungskosten zum 1. Januar 2023.

Weitere Preisanpassungen nicht auszuschließen


Bisher habe man die Preise recht stabil halten können, teilen die Stadtwerke Peine auf Nachfrage mit. Im Zuge des Wegfalls der EEG-Umlage konnte der Strompreis zum 1. Juli 2022 gesenkt werden. Zudem kaufe man den Großteil der benötigten Energiemengen in Tranchen über mehrere Jahre im Voraus. So seien die extremen Preisverwerfungen am Energiehandelsmarkt bisher gut kompensiert worden. "Die Preise für Energie haben sich an den Handelsplätzen seit Mitte letzten Jahres bis heute vervielfacht, so dass sich auch unsere Energiekunden auf weitere Preiserhöhungen einstellen müssen", lassen die Stadtwerke Peine wissen. Die Stromkunden müssten sich nun nach fast zwei Jahren wieder auf eine Preiserhöhung einstellen. "Die Lage am Energiemarkt hat sich bis heute nicht entspannt, so dass die Stadtwerke Peine weitere Preisanpassungen im laufenden Jahr nicht ausschließen können. Wir werden unsere Kundinnen und Kunden sechs Wochen vorher über Art und Umfang der Preisanpassung informieren", so Unternehmenssprecherin Petra Kawaletz.


Versorgung sichern


"Energieversorger müssen diese gestiegenen Kosten zunächst vorfinanzieren, ehe sie das Geld über die monatlichen Abschlagszahlungen für den jeweils prognostizierten Verbrauch von ihren Kunden zurückerhalten. Die eigene Liquidität zu erhalten, um weiterhin Energie oder Energieträger beschaffen zu können, ist daher für viele Energieversorger die derzeit wichtigste Aufgabe zur Sicherung der Versorgung", erklärt Lennart Danckert von BS Energy. Auch hier müssen sich Kunden in den kommenden Wochen auf Preissteigerungen einstellen. Zum 1. November werden auch hier die staatlichen Umlagen an die Kunden weitergeben.

Ob und falls ja, wann und in welcher Höhe die nächste Anpassung der Strompreise erfolgen muss, sei derzeit noch nicht absehbar. "Wir beobachten weiterhin den Markt. Aufgrund der weiterhin angespannten Lage im Großhandel erwarten wir allerdings perspektivisch weiter steigende Preise", so Danckert.

Auch die LSW wird die Gaspreise zum 1. Oktober 2022 anheben. Wie die weiteren Entwicklungen an den Energiemärkten auf die Verbraucherpreise wirken und zu welchen Zeitpunkten weitere Anpassungen der Strom- und Erdgaspreise erfolgt, dazu könnten aktuell noch keine konkrete Aussage getroffen werden. "Wir beobachten intensiv die Energiemärkte", sagt LSW-Sprecherin Birgit Wiechert.

Energiemarkt sehr dynamisch


Auch bei den Stadtwerken Wolfenbüttel kann man keine verlässliche Aussage über die Entwicklung treffen. "Der Energiemarkt ist aktuell enorm dynamisch mit vielen Unbekannten. Beispielsweise hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aktuell die Nachbesserung der Gasumlagen angekündigt – das Ergebnis steht noch aus. Auch gibt es noch keine Entscheidung, wie die angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer zur Entlastung der Bürger für die Gaspreise auf den Weg gebracht wird", sagt Stadtwerkesprecherin Kerstin Hecker. Fest stehe, dass die Zeiten günstiger Energie erstmal vorbei und ein Ende der Allzeithochs bei den Beschaffungspreisen nicht in Sicht sei. "Innerhalb der letzten zwölf Monate sind die Großhandelspreise von Erdgas um den Faktor 10, der Strompreis um den Faktor 14 gestiegen. Insbesondere die Strompreise sind unverhältnismäßig stark angestiegen. Sie werden derzeit vor allem von den hohen Brennstoffkosten getrieben. Der Strompreis orientiert sich aktuell am Gaspreis und stieg von März 2022 bis September 2022 auf ein bis dahin neues Allzeithoch auf knapp 100 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) im Einkauf", so Hecker weiter.

Aufgrund der Beschaffungsstrategie müsse nur ein Teil der Mengen für dieses Jahr zu den aktuell horrenden Preisen eingekauft werden und für nächstes Jahr zwar mehr, aber nicht alles. Das wirke sich im Moment noch dämpfend auf die Preisentwicklung aus. "Dennoch werden auch wir durch die anhaltend steigende Preise im Großhandel um den Jahreswechsel herum unsere Preise an die Marktentwicklung und unsere tatsächlichen Kosten anpassen müssen", kündigt Kerstin Hecker an. Weil die jetzige Situation von einer nie da gewesenen Komplexität sei, könne man aber zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Aussagen zur Preisentwicklung treffen.

Verlässliche Prognose nicht möglich


Die Situation an den Energiemärkten hat sich in den letzten Monaten erheblich zugespitzt. Davon sei auch die WEVG Salzgitter betroffen und die Preise für Strom und Erdgas müssen zum 1. Oktober 2022 angepasst werden, heißt es dort auf Nachfrage. „Uns ist bewusst, dass die Gesamtsituation rund um Preiserhöhungen in verschiedenen Lebensbereichen für alle Menschen belastend ist“, erläutert Rainer Krause, kaufmännischer Geschäftsführer der WEVG, „dennoch müssen wir diesen Schritt gehen, da sich unsere Energiemarktkosten erheblich erhöht haben.“ Matthias Giffhorn, Vertriebsleiter der WEVG, vermutet: „Wie es mit den Kosten am Beschaffungsmarkt weitergeht, kann aktuell nur spekuliert werden und niemand seriös vorhersagen. Wir müssen aktuell auch in Zukunft von weiter stark steigenden Energiepreisen ausgehen.“


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