Braunschweig. Wie kann das Dorf von morgen aussehen? Mit dieser Frage wandten sich die Bürgermeisterin und der Rat der Gemeinde Wasbüttel im Landkreis Gifhorn an die Technische Universität Braunschweig. Was folgte, war ein ungewöhnlicher und beispielhafter Entwicklungsprozess mit einem Wissensdialog, Vor-Ort Erkundungen und gemeinsamen Workshops, aus dem heraus Architekturstudenten Ideen für die Zukunft des Dorfes erarbeiteten. Die Ergebnisse stellen die Studenten am 27. Mai in Wasbüttel der Öffentlichkeit vor und zeigen sie in einer Ausstellung. Das berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung.
Wasbüttel, ein Dorf mit rund 1.800 Einwohnern im Landkreis Gifhorn, steht wie viele andere ländliche Gemeinden in Deutschland vor großen Herausforderungen: Demografischer Wandel, Klimakrise, Digitalisierung und Urbanisierungsdruck verändern Lebensrealitäten, so die TU. Der ländliche Raum befinde sich in einem tiefgreifenden Wandel. Zugleich sei ein Drittel der niedersächsischen Bevölkerung in ländlichen Räumen zu Hause. Die Frage, wie diese Orte zukunftsfähig gestaltet werden können, sei also hochrelevant.
Herausforderungen und Wünsche identifiziert
Das SpACE Lab am ISU – Institute for Sustainable Urbanism der TU Braunschweig setzt sich unter der Leitung von Professorin Vanessa Miriam Carlow seit vielen Jahren in Projekten wie der „Projektakademie Ländlicher Raum“, „Metapolis“ oder aktuell im „UCFL – Urban Climate Future Lab“ am Zentrum Klimaforschung Niedersachsen intensiv mit dem ländlichen Raum und Stadt-Land-Beziehungen auseinander. In einem Auftaktworkshop an der Universität im SpACE Lab wurden mit der Bürgermeisterin Nadine Hering und den Ratsvertretern gemeinsam Herausforderungen und Wünsche identifiziert sowie mögliche Methoden und Strategien für die Entwicklung einer Vision für Wasbüttel erarbeitet.
Langfristige Perspektive für Wasbüttel
Wasbüttel liegt verkehrsgünstig zwischen Gifhorn, Braunschweig und Wolfsburg in unmittelbarer Nähe zum Mittellandkanal. Das Ortsbild ist geprägt von freistehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern, umgeben von Feldern und kleinen Waldflächen. Der öffentliche Nahverkehr und die Nahversorgung sind nur begrenzt ausgebaut. Traditionelle Lebens- und Arbeitsmodelle wandeln sich.

Während des Workshops diskutierten und entwickelten Studenten gemeinsam mit Bürgern Visionen für Wasbüttels Zukunft. Foto: SpACE Lab at ISU – Institute for Sustainable Urbanism / TU Braunschweig
Deshalb hat sich die Gemeinde Wasbüttel zum Ziel gesetzt, nicht kurzfristig auf Bedarfe – etwa die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Energieproduktion oder zusätzlichen Wohnraum durch die Ausweisung neuer Einfamilienhausgebiete – zu reagieren, sondern eine langfristige Perspektive zu entwickeln. Als ersten Schritt auf dem Weg zu einem räumlichen Leitbild für Wasbüttel haben Studenten am ISU – Institute for Sustainable Urbanism in einem sogenannten studentischen kooperativen Entwurfsstudio verschiedene Zukunftsszenarien erarbeitet.
Enge Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft
Im Zentrum des Entwurfsstudios „Wasbüttel – ein Dorf im Werden?!“ stand die enge Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft. Zu Beginn des Kurses setzten sich die Studenten sowohl mit großmaßstäblichen, visionären Projekten auseinander als auch mit vier Zukunftsszenarien für den ländlichen Raum in Niedersachsen, die das Institut im Rahmen langjähriger Forschungsarbeit entwickelt und 2022 unter dem Titel „Metapolis. Topoi. Scenarios for Urban-Rural Sustainability in Lower Saxony“ bei Jovis veröffentlicht hat.

Bürgermeisterin Nadine Hering (rechts), sowie Daniel Grenz (Mitte), Benedikt Herz (links) und Olaf Mumm (nicht im Bild) vom Institute for Sustainable Urbanism eröffneten den Workshop. Foto: SpACE Lab at ISU – Institute for Sustainable Urbanism / TU Braunschweig
Parallel dazu wurde intensive Feldforschung betrieben. Die Studenten erkundeten Wasbüttel aus verschiedenen Perspektiven: Jugendliche und Senioren, Pendler und Landwirte zeigten den Studenten „ihr“ Wasbüttel. Auf dieser Grundlage entwarfen diese erste Konzepte für das Dorf, die im April vor Ort mit Bürgern getestet, diskutiert und weiterentwickelt wurden. In den darauffolgenden Wochen vertieften die Studenten ihre Arbeit am „Dorf der Zukunft“, begleitet von Professorin Vanessa Miriam Carlow sowie Daniel Grenz, Benedikt Herz und Olaf Mumm vom ISU-Team.
Präsentation in der Alten Schule
Die Ergebnisse werden am 27. Mai von 12:30 bis 16:00 Uhr in der Alten Schule in Wasbüttel präsentiert. Neben Bürgermeisterin Nadine Hering, Vertretern des Gemeinderates und dem TU-Team wird auch Dr. Naomi Hanakata von der National University Singapore anwesend sein. Die Veranstaltung ist öffentlich, alle Interessierten sind eingeladen.