Thorsten Nowak ist Jailhouse Cooking

von Andreas Molau




In Wittmar an der Asse gibt es einen kulinarischen Genusspunkt in der Region. Jailhouse Cooking ist Hobby und Passion zugleich.


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Zwischen halb elf und elf in Wittmar. Ein besonderer Termin, der mal wieder zeigt, dass Facebook verbinden kann, wenn man sich denn verbinden lassen will. Auch in der realen Welt. Ich wurde auf das Projekt Jailhouse Cooking aufmerksam. Genau in der Nachbarschaft. Von Groß denkte nach Wittmar könnte man auch bequem mit dem Fahrrad fahren, wenn nicht ein unbequemes Hügelchen als Ausläufer der Asse dazwischen liegen würde. Aus dem abstrakten Kontakt zu Jailhouse Cooking wurde ein persönlicher Nachrichtenaustausch mit Thorsten Nowak. Und der schlägt gleich vor, eben mal rum zu kommen, damit er sein Hobby vorstellt. Auf seinem Blog kann man schon sehen, wie vielfältig das ist, was man beim Barbecue zaubern kann. Mit Fast Food hat das nichts zu tun, wie ich erfahren werde. Halbwegs pünktlich stehe ich vor dem Einfamilienhaus und linse am Haus vorbei in den Garten, wo eine Gestalt emsig hin- und herläuft, die mein Klingeln wohl nicht hört.


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Freundliche Begrüßung

Mit vorsichtigem Anpirschen geht es also direkt in den Garten. Dem Ziel des Ortstermins. Thorsten Nowak begrüßt mich freundlich. Ein Hüne von Mann, muskulös, freundlich lächelnd. Ein sympathischer Typ, den man sofort mag. Ein Kümmerer, der ganz ruhig seine Vorbereitungen trifft. Ich fühle mich an den freundlichen Baloo aus dem Dschungelbuch erinnert. Auch wenn Jailhouse zunächst etwas Anderes suggeriert. »Als aus meinem Hobby Barbecue etwas mehr wurde und ich an einen Blog und die Arbeit bei Facebook dachte, musste ein Name und ein Logo her«, berichtet er, während seine großen Hände filigran kleine Paprikas filetieren. Thorstens-Barbecue-Point habe er nicht so gut gefunden, wer mag es ihm verdenken. Und dann hatte er die Idee. Die Brücke vom Beruflichen zum Privaten.


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Leckerer Duft im Garten

Der gelernte Bäcker und frühere Zeitsoldat arbeitet nun in der Justizvollzugsanstalt. Da passt Jailhouse Cooking, auch wenn man nicht annehmen möchte, dass es im Gefängnis derartig lecker zugehen wird. Denn lecker duftet es sehr rasch. Neben einem imposanten Gasgrill mit nicht enden wollender Grillfläche steht auf einer Kiesfläche eine Tonne mit einer runden Stahlplatte darauf. In der Mitte züngeln aus einem Loch fröhlich orangefarbene Flammen. Und als Thorsten Nowak seine ersten mit einer Schafskäsecreme gefüllten Paprikas auf die heiße Fläche legt, die er zuvor mit etwas Öl bestrichen hat, zischt es verheißungsvoll.


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Der Weg zum Barbecue

Mit dem Grillen habe es ganz normal angefangen. »Kohle, viel Hitze, Steaks, Bratwürste und Bier zum Ablöschen«, lächelt er, während er seine Zutaten für die Burger vorbereitet. Aber dann habe er sich hereingesteigert in dieses Hobby. Immer neue Dinge ausprobieren und draußen im Freien halte er sich ohnehin am liebsten auf. »Bevor ich die Küche vollqualme, gehe ich lieber nach draußen«, meint er. Erst seien es selbst eingelegte Fleischstücke gewesen. Danach ein Weber-Gasgrill. Und mit dem Wachstum der Grillfläche stellte sich immer mehr Kreativität ein. Thorsten Nowak ist ein herzlicher Mensch und so macht ihm das Bewirten von Freunden und Familie Spaß. Auch zum Kulinarisch38-Termin hat er gleich Nachbarn eingeladen, die sich zum frühen Mittag einfinden.


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Geselligkeit ist Trumpf

Herzliche Begrüßung. Gute Nachbarschaft. Es gibt Gründe, warum man sich in Dörfern wie Wittmar wohlfühlen kann, obwohl die Möglichkeiten der Stadt nicht vorhanden sind. Wenn der Barbecuer aus Passion sich in seiner Freizeit in seinem Ort an den Grill stellt, dann verwöhnt er zum Beispiel bei Festen die Eltern und Gäste des Kindergartens Assewind. Und zu Hause, so wie heute, macht er Menschen einfach nur Freude. Durch den Blog animiert er zum Selbermachen und auch die Rezepte des Besuchstages macht er allen Interessierten zugänglich. Und man sollte probieren, sie nachzugrillen. Als ersten Burger nach der Vorspeise wagte sich Torsten Nowak das erste Mal an »Surf & Turf«. Fleisch und Fisch zwischen leckeren Burger-Brötchen mit einer selbst gemachten Aioli, Salat und ebenso selbst gemachtem Pesto. Ein Gedicht. Ebenso wie sein »Einsteigerburger«. Hier schnitt er marinierte Nackensteaks in Scheiben und servierte sie mit wenig Sauce und Salat. Ein kulinarisches Vergnügen.

Einfach mal anfangen

Während wir auf das Dessert warten, erzählt der Nachbar, dass Thorstens Ideen gerne aufgegriffen würden. Gegrillte Nudeln etwa. Und schließlich serviert der Grillfanatiker einen Traum von Nachtisch. Eine geeiste, ausgehöhlte Orange ist mit einem Zitronen-Buttelmilcheis gefüllt, das er im Thermomix zubereitet hat. Dazu gibt es eine Schokoladen-Mikadostange mit Bacon umwickelt. Denn bei Jailhouse Cooking gibt es überall etwas Gegrilltes dazu. Ein schöner Grillmittag geht zu Ende. Weitere Termine warten. Thorsten Nowak animiert dazu, Neues zu wagen. »Einfach mal das Fleisch selbst einlegen. Neue Rezepte probieren. Dann wird aus dem Grillen ein ganz anderes Erlebnis«, rät er. Wer sich die Bilder auf seinem Blog anschaut, dem wird es sofort in den Fingern kribbeln. Und wer seine Kreationen erst mal probiert hat, der wird von der Begeisterung von tolles Barbecue sowieso angesteckt werden.


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