Grundwasserpegel auf historischem Tief: "Die ersten Anzeichen einer Wasserkrise sind da"

Trotz Regen hätten sich die Grundwasserstände von den Dürresommern der vergangenen beiden Jahre nicht erholen können.

Die Grundwasserstände sind so niedrig wie nie zuvor - Dies sei eine Folge der vorangegangenen Dürrejahre. Der viele Regen der letzten Tage ändere daran wenig. (Symbolbild)
Die Grundwasserstände sind so niedrig wie nie zuvor - Dies sei eine Folge der vorangegangenen Dürrejahre. Der viele Regen der letzten Tage ändere daran wenig. (Symbolbild) | Foto: Marvin König

Region. Auch die Regenfälle der letzten Tage werden nichts mehr daran ändern: Niedersachsen geht nach zwei Trockenjahren in Folge mit niedrigen Grundwasserständen in den bevorstehenden Sommer. Entsprechende Zahlen stellte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Rahmen eines kürzlich veröffentlichten Sonderberichts vor. Für die Experten ist klar: Die beobachteten historisch niedrigen Grundwasserstände sind nicht mehr allein mit zufälligen Witterungsschwankungen zu erklären, so der NLWKN in einer Pressemitteilung.


"Die sich seit einigen Jahren in den Messungen des NLWKN abzeichnende Entwicklung ist auch Ausdruck eines sich infolge des Klimawandels insgesamt verändernden Landschaftswasserhaushalts. Die Grundwasserstandsextreme in den Trockenjahren 2018 und 2019 führen dabei anschaulich die in Folge des Klimawandels möglichen Veränderungen vor Augen", betont Bernhard Ohlrogge, Aufgabenbereichsleiter Grundwasser beim NLWKN. Umweltminister Olaf Lies zeigte sich in einer eigenen Pressemitteilung besorgt: "Die ersten Anzeichen einer Wasserkrise sind da - auch wenn Niedersachsen ein wasserreiches Land ist und bleibt."

"Die ersten Anzeichen einer Wasserkrise sind da - auch wenn Niedersachsen ein wasserreiches Land ist und bleibt."

- Olaf Lies, Niedersächsischer Umweltminister



Im Vergleich zum Trockenjahr 2018 mit bereits landesweit extrem niedrigen Grundwasserständen hat sich die Situation in Niedersachsen 2019 demnach weiter verschärft. An über der Hälfte der Messstände sei der Grundwasserpegel auf einen Tiefststand von historischen Ausmaßen gefallen. „Trotz verhältnismäßig hoher Niederschläge im vergangenen Winter kann auch für das laufende hydrologische Jahr nicht von einer generellen Entspannung der Grundwasserstandssituation ausgegangen werden", prognostiziert Bernhard Ohlrogge.

Nach dem Dürrejahr 2018 hatte der NLWKN im Frühjahr 2019 erstmals im Rahmen des jährlich erscheinenden Grundwasserberichts Niedersachsen die Entwicklung der Grundwasserstände in einem Sonderbericht dargestellt. „Bereits damals hatten die Grundwasserstände infolge der lang andauernden Trockenheit extreme Tiefstände im Vergleich zu den vorangegangenen 30 Jahren erreicht", erinnert Wriedt. Im hydrologischen Jahr 2019 hat sich die Grundwasserstandssituation im Vergleich zum Vorjahr landesweit noch einmal deutlich verschärft.

Kein Ende in Sicht


Umweltminister Lies weist zugleich auf wenig erfreuliche Prognosen der Klimaforscher hin, die von einem weiteren Anstieg der Jahresmitteltemperaturen ausgehen. Im Klartext: „Niedersachsen wird eine Verschiebung der Niederschlagsverteilung erleben - mit Trockenheit im Sommer und oftmals Starkregen mit wolkenbruchartigen Wassermassen im Winter", befürchtet Lies: „Wir werden also beides bekommen - häufigere Trockenphasen, aber ebenso häufigere Hochwasser." Lies plädiert unter diesen Vorzeichen für ein umfassendes Wassermengenmanagement in ganz Niedersachsen, welches den Gefahren von "zu viel" und "zu wenig" Wasser sinnvoll begegne.

Auch wenn die Talsperren voll sind - dem Landesweiten Grundwasserpegel nützt das wenig.
Auch wenn die Talsperren voll sind - dem Landesweiten Grundwasserpegel nützt das wenig. Foto: Marvin König



Alle hätten in den letzten Jahren erleben müssen, dass Wasser ein hohes Gut und dass das unbegrenzte Vorhandensein von Trinkwasser keineswegs selbstverständlich ist. „Für mich steht damit die Botschaft fest: Wir werden umdenken müssen, unser Wassermanagement muss die Sicherung von Menge und Qualität und Verteilung der Ressource - mit der allerhöchsten Priorität für die Versorgung mit Trinkwasser - ebenso im Blick haben wie den Schutz vor Hochwasser." Der Umweltminister warnt zugleich vor dem Irrglauben, „dass wir noch genug Zeit haben. Wir alle - und dabei schließe ich mich ein - haben nicht mit solchen Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt in Niedersachsen gerechnet. Viele dachten, nach zwei schlechten Jahren wird's wieder besser. Falsch."

Extremwetter in ungekanntem Ausmaß


Wie dramatisch sich die Situation entwickelt habe, macht der Umweltminister an einem Beispiel deutlich: „Deutschland war im Jahr 2018 weltweit am stärksten von Extremwetterereignissen betroffen - zusammen mit Japan und den Philippinen. Wir werden also alles daran setzen müssen - auch in Niedersachsen -, um den Klimawandel zu begrenzen und unsere Anpassung an die Folgen zu intensivieren. Wir müssen aber auch alle Anstrengungen darauf richten, unser Lebensmittel Nummer eins, das Wasser, in bester Qualität zu erhalten."


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