Prag. Die Ukraine muss sich nach Einschätzung des neuen tschechischen Präsidenten Petr Pavel auf nachlassende westliche Unterstützung einstellen. "Wir müssen die Kriegsmüdigkeit in Rechnung stellen und was sie für die Unterstützung durch die westlichen Staaten bedeutet. Diese wird mit der Zeit nachlassen", sagte Pavel der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe).
Der frühere Chef des Nato-Militärausschusses verwies auf die Präsidentschaftswahlen in den USA im kommenden Jahr und die dort zu erwartende Fokussierung auf die Innenpolitik. "Erlahmt die Unterstützung der USA, erlahmt auch die Unterstützung einer Reihe europäischer Staaten. Das muss die Ukraine einkalkulieren", warnte Pavel.
Nächstes Jahr könne die Ukraine daher wahrscheinlich keine große und aufwendige Operation mehr starten, sagte der Präsident. "Entscheidend für die Entwicklung des Krieges ist dieses Jahr." Die westlichen Staaten versorgten die Ukraine derzeit mit den nötigen Waffen, damit sie sich für etwaige Verhandlungen in eine bessere Ausgangsposition bringen könne. In diesem Zusammenhang lobte Pavel die deutsche Entscheidung, Kampfpanzer vom Leopard-2 an die Ukraine zu liefern.
Skeptisch äußerte sich Pavel zu den Aussichten der Ukraine für einen Beitritt zur Nato in absehbarer Zeit. "Der Weg der Ukraine nach Europa sollte über eine schnellere Annäherung an die Europäische Union führen und erst danach an die Sicherheitsstrukturen. Das halte ich für die richtige Reihenfolge", sagte er.
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