Khartum. Der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Sudan, Volker Perthes, sieht Anzeichen eines "partiellen Kontrollverlusts" auf Seiten der Militärfraktionen, die einander in dem Land bekämpfen. Es komme immer wieder zu Plünderungen durch Soldaten, sagte Perthes der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe).
Es gebe die große Besorgnis, "dass es zu viel mehr Kriminalität führen könnte, wenn wir nun längerfristig Straßenkämpfe in Khartum haben". Der deutsche Politikwissenschaftler leitet seit 2021 die UN-Mission UNITAMS und ist Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs. Angesichts der Kämpfe in der Hauptstadt Khartum wurde das Hauptquartier von UNITAMS vor wenigen Tagen nach Port Sudan verlegt. Die meisten ausländischen Mitarbeiter der Mission ebenso wie der übrigen UN-Programme würden derzeit aus Sudan gebracht, sagte Perthes.
"Die große Mehrheit der ausländischen Mitarbeiter wird erst einmal das Land verlassen. Ich bleibe mit einem kleinen Team in Sudan." Man hoffe, dass man bald nach Khartum zurückkehren könne. "Dafür müssen aber die Sicherheitsbedingungen stimmen."
Mitarbeiter seien dort zwar nicht gezielt als UN-Personal angegriffen worden, viele seien aber in die Schusslinie geraten, so der Sonderbeauftragte. Einige Programme der UN sollen dennoch nach Möglichkeit fortgeführt werden. "Da, wo man Dinge weitermachen kann, werden sie weitergemacht", sagte Perthes. "Die humanitären Organisationen versuchen, ihre Präsenz zumindest teilweise aufrechtzuerhalten."
UNITAMS selbst arbeite an drei Zielen: "Erstens, einen Waffenstillstand. Zweitens, zurück zu politischen Gesprächen. Drittens, die Leiden der Bevölkerung lindern und den humanitären Wiederaufbau einleiten." Perthes wollte die Hoffnung nicht aufgeben, eine Feuerpause zu erreichen.
Es gebe neue internationale Initiativen, etwa unter Beteiligung mehrerer Präsidenten der ostafrikanischen Staatengemeinschaft IGAD, die sich bereit erklärt hätten, zwischen Armeechef Abd al-Fattah al-Burhan und RSF-Führer Mohammad "Hemeti" Hamdan Dagalo zu vermitteln. "Das ist für Sudan schon sehr gewichtig, das können weder al-Burhan noch Hemeti zurückweisen", sagte Perthes. Er warnte zugleich: "Wenn es nicht in den nächsten 14 Tagen zu einer Waffenruhe kommt, dann steht die Zukunft des Landes auf dem Spiel."
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