New York. Der stellvertretende UN-Sondergesandte für Afghanistan, Markus Potzel, hat die Männer in dem Land dazu aufgefordert, der immer restriktiveren Frauenpolitik des Taliban-Regimes entgegenzutreten. Das von den Taliban nun erlassene Universitätsverbot für Studentinnen "zeigt einmal mehr die Verachtung einer kleinen Minderheit der Taliban für gebildete Frauen", sagte der frühere deutsche Botschafter in Afghanistan dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Und es zeige, "welche Rolle diese wenigen Herren mit ihrem rückwärtsgewandten Denken den Frauen in der derzeitigen afghanischen Gesellschaft zuzuweisen gedenken". Er denke nicht, dass sich die Frauen das lange gefallen lassen werden. "Es ist jetzt vor allem auch an den Männern, gegen diese Politik zu opponieren." Der Vize-Sondergesandte kritisierte weitere "drakonische Maßnahmen" des Taliban-Regimes gegen Frauen.
So hätten die Islamisten im Mai verfügt, dass Frauen mit einem verwandten männlichen Begleiter unterwegs sein müssen, wenn sie sich über längere Strecken von zu Hause wegbewegen. "Auch wenn Sie ins Ausland reisen, müssen Sie als afghanische Frau einen männlichen Begleiter haben, der ein Verwandter ist, also Bruder, Sohn, Mann, Vater", sagte der Diplomat. "Im November wurde erlassen, dass Frauen nicht mehr in öffentliche Parks gehen dürfen, nicht mehr in Badehäuser gehen dürfen, auch nicht mehr in Fitnesscenter gehen dürfen." Bereits kurz nach ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 hatten die Taliban Mädchen den Besuch weiterführender Schulen verboten.
Potzel sagte, er gehe nicht davon aus, dass diese Mädchenschulen in absehbarer Zeit wieder öffnen würden. Das Verhalten des Taliban-Regimes ähnele immer mehr dem ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. "Wir haben seit Anfang dieses Jahres einen generellen Abwärtstrend hin zu den Taliban, wie sie in den 1990ern waren, gesehen", sagte der Diplomat. "Ich sehe nicht, dass die Taliban sich verändert haben."
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