Paris. Der Exekutivrat der Unesco hat die Aufnahme von 64 Dokumenten in das internationale Register "Memory of the World" gebilligt. Aus Deutschland wurden der Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg und der Behaim-Globus des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg zum Weltdokumentenerbe erklärt, wie die Deutsche Unesco-Kommission am Donnerstag mitteilte.
Zudem wurden Dokumente zur Geschichte der Hanse in das Register eingeschrieben, die in Belgien, Dänemark, Estland, Lettland, Polen und unter anderem im Archiv der Hansestadt Lübeck bewahrt werden. Ebenfalls aufgenommen wurden Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen aus der Stadtbibliothek Trier sowie aus Bibliotheken in Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien. Joachim-Felix Leonhard, Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees für das Weltdokumentenerbe, zeigte sich über die Entscheidungen erfreut. "Die Neuaufnahmen aus Deutschland sind in ihrer kulturellen Vielfalt wertvolle Quellen, die von der Entwicklung Europas im Mittelalter zeugen", so Leonhard.
"Sie gewähren uns faszinierende Einblicke in frühere, aber bis heute lebendige Epochen und sind ein wichtiger Beitrag zu Verständigung und Zusammenarbeit." Mit deutscher Beteiligung wurde zudem der Dokumentarfilm "Shoah" von Claude Lanzmann in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. An der Nominierung der französischen Association Claude et Felix Lanzmann beteiligte sich das Jüdische Museum Berlin, das 120 Kassetten mit Zeitzeugen-Interviews in seinen Sammlungen führt. "Mit dem gemeinsamen deutsch-französischen Eintrag des Dokumentarfilms `Shoah` von Claude Lanzmann wird ein mahnendes Zeugnis unserer schrecklichen Vergangenheit gewürdigt", sagte Peter Reuss, Deutschlands Botschafter bei der Unesco.
"Zugleich zeugt die Zusammenarbeit bei dieser Nominierung von der Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, die zum Fundament der europäischen Integration wurde." Ebenfalls Teil des Unesco-Registers sind nun Mawlanas Kulliyat, die gesammelten Werke des Sufi-Meisters Rumi. Sie wurden von der Türkei unter Beteiligung von Bulgarien, Deutschland, dem Iran, Tadschikistan und Usbekistan nominiert. Schriften Rumis befinden sich auch in der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Staatsbibliothek zu Berlin.
"Das Weltdokumentenerbe führt uns kulturelle Wendepunkte der Geschichte vor Augen", sagte Reuss. "Mit jedem neuen Eintrag in das UNESCO-Register wächst das Gedächtnis der Menschheit und wird zugleich für kommende Generationen bewahrt. Diese Dokumente sind nicht nur historisch bedeutend, sondern sorgen für Dialog und Kooperation im Hier und Jetzt." Das Weltdokumentenerbe vereint laut Unesco Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte.
Insgesamt zählt es 496 Einträge. Darunter befinden sich 28 Beiträge aus Deutschland, von denen viele als internationale Gemeinschaftsprojekte erarbeitet wurden. Das Unesco-Programm wurde 1992 ins Leben gerufen. Ziel des 1997 im Rahmen des Programms gestarteten internationalen Registers ist es, dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern, zugänglich zu machen und auf deren Bedeutung hinzuweisen.
Vorschläge aus Deutschland für das internationale Register werden durch das deutsche Nominierungskomitee für das Weltdokumentenerbe geprüft, bewertet und ausgewählt. Das Komitee ist bei der Deutschen UNESCO-Kommission angesiedelt. Über Aufnahmen entscheidet der Exekutivrat der Weltkulturorganisation auf Empfehlung des Internationalen Komitees für das Unesco-Programm "Memory of the World".
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