Mailand. Die italienische Großbank Unicredit will ihr Deutschlandgeschäft ausbauen und liebäugelt dabei mit Zukäufen. Das Institut wachse in der Bundesrepublik organisch und könne das auch weiterhin tun, sagte Vorstandschef Andrea Orcel dem "Handelsblatt".
Fusionen und Übernahmen könnten jedoch "ein Beschleuniger sein und zu den richtigen Bedingungen einen Mehrwert schaffen". Eine "signifikante Erhöhung" des Marktanteils in Deutschland "wäre gut für die Unicredit als Ganzes". Unicredit sei eine paneuropäische Bank, erziele aber immer noch 40 bis 45 Prozent ihrer Erträge in Italien, so Orcel. "Mein großes Ziel ist es, unsere Ertragsquellen weiter zu diversifizieren, um eine voll entwickelte europäische Bank zu werden."
Mit Übernahmen würde er deshalb am liebsten das Geschäft außerhalb Italiens stärken. Finanzkreisen zufolge hat sich Orcel Anfang 2022 mit Commerzbank-Chef Manfred Knof ausgetauscht, Übernahmepläne dann aber wegen des Ukraine-Kriegs auf Eis gelegt. Weit fortgeschritten waren die Gespräche über einen Kauf der Commerzbank laut Orcel aber nicht. "Es gab hierzu keinen engeren Austausch."
Eine möglicher Rückzug Unicredits aus Russland ist laut Orcel komplizierter als gedacht. "Seit dem ersten Tag des Krieges suchen wir nach Optionen für einen Exit." Mitarbeiter müssten aber unterstützt und Kunden weiter betreut werden. "Wir haben uns eine ganze Reihe Optionen angeschaut, dabei gibt es aber immer mehr Einschränkungen, da die Zahl der sanktionierten Unternehmen weiter steigt."
Hinzu kommt, dass der Unicredit-Chef die Russland-Tochter nicht verschenken will. "Ich fände es falsch, und auch mit der Idee der Sanktionen nicht vereinbar, wenn wir ein Geschäft, das mehr als drei Milliarden Euro wert ist, für einen Euro weggeben."
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