Vom Traualtar zum Scheidungsanwalt: So viele Ehen scheitern in der Region

In einer Stadt der Region werden besonders häufig Ehen geschieden.

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Region. "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang", sagte schon der große Friedrich Schiller in seinem "Lied von der Glocke". Doch nicht alle Paare scheinen das zu beherzigen, denn laut eines Berichts des Informationsportals Betrugstest.com hat die Corona-Pandemie vielen verheirateten Paaren einiges abverlangt: Rund 373.000 Ehen wurden 2020 aufgelöst - durchschnittlich sind das vier von zehn Eheschließungen. Das Portal untersuchte auch, in welcher Stadt die meisten Scheidungen eingereicht werden. Darunter auch einige Städte der Region.


Für die Analyse wurden insgesamt 133 deutsche Städte auf ihre Eheschließungen und Ehescheidungen im Kalenderjahr 2020 hin untersucht. Die Angaben gehen aus den jeweiligen Statistikämtern der Länder und des Bundes hervor, berichtet das Portal. Unter den Top 100 der Städte mit den meisten Scheidungen, finden wir auf Platz neun Salzgitter. Pro 100 Eheschließungen wurden hier 60 wieder geschieden. Weiter unten im Ranking finden sich weitere Städte der Region. Auf Platz 51 Wolfsburg mit 42 Scheidungen auf 100 Eheschließungen, Platz 61 Braunschweig mit 41 Scheidungen pro 100 geschlossener Ehen. Auf Platz 71 finden wir die Stadt Gifhorn mit 39 Eheauflösungen je 100 Eheschließungen und auf Platz 98 ist Wolfenbüttel mit 32 Scheidungen je 100 Eheschließungen.

Mehr Scheidungen im Coronajahr?


Mit Blick auf das abgelaufene Jahr zeigen wir die Scheidungen in den Städten und Kreisen der Region, die uns auf Anfrage von den zuständigen Amtsgerichten übermittelt worden. Ob sich die Pandemie tatsächlich auf die Trennungsrate auswirkt, kann derzeit nicht beurteilt werden.


"Man kann eine Steigerung der Anträge nicht feststellen, allerdings ist Voraussetzung eines Scheidungsantrages, dass das Trennungsjahr abgelaufen ist. Wer sich also in 2021 getrennt hat, kann den Antrag erst 2022 einreichen. Scheidungsanträge werden auch nicht immer sofort nach Ablauf des Trennungsjahres gestellt", führt Angelika Braut, Direktorin des Amtsgerichts Gifhorn, aus. Dort sind im Jahr 2021 etwa zwischen 290 und 300 Scheidungsanträge eingegangen. 2020 waren es 308 und 2019 334 Scheidungsanträge.



Und auch beim Amtsgericht Braunschweig sieht man kein Mehr an Scheidungen in Coronazeiten. Im Jahr 2019 wurden 619 Ehen geschieden und im Jahr 2020 654. Im vergangenen Jahr gab es 588 Scheidungsanträge und 558 Scheidungen. "Dass weniger Scheidungen ausgesprochen werden als es anhängige Verfahren gibt, kann sich daraus ergeben, dass manche Verfahren, bei denen es komplizierte Vermögensauseinandersetzungen gibt, länger dauern und nicht sofort zur Scheidung kommen. Auch können Anträge zurückgenommen werden oder abgewiesen werden, wenn gar keine Trennung festzustellen ist", erklärt Dr. Robin Sühle vom Amtsgericht Braunschweig.



Beim Amtsgericht Peine wurden im vergangenen Jahr 254 Scheidungsanträge eingereicht, im Jahr 2020 waren es 309 und im Jahr 2019 264. Also ist auch hier bisher kein Anstieg im Coronajahr zu verzeichnen. Zumindest nicht, wenn man von Trennungen im ersten Lockdown im März 2020 ausgeht, deren Trennungsjahr dann im März 2021 abgelaufen wäre, sodass eine Scheidung hätte eingereicht werden können.

Kaum Unterschiede


Andrea Tietze, Direktorin des Amtsgerichts Goslar, erklärt auf Nachfrage, dass auch in Goslar kein Anstieg der eingereichten Scheidungen zu spüren sei. Ganz im Gegenteil: Dort halten sich die Scheidungsanträge schon fast konstant bei um 150. Im Jahr 2019 waren es 153 neue Verfahren, 2020 148 und 2021 ebenfalls 148 Scheidungsverfahren.

Auch beim Amtsgericht Wolfsburg - Platz 51 im Scheidungs-Städte-Ranking - zeichne sich kein „kein Corona-Trend“ ab, berichtet Henning Lüdtke, Direktor des Amtsgerichts Wolfsburg. Im vergangenen Jahr sind dort 308 Scheidungsanträge eingegangen, 315 Ehen wurden geschieden. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Jahr 2020 mit 321 eingegangenen Scheidungsanträgen und 303 geschiedenen Ehen. 2019 gingen 338 Scheidungsanträge ein, 308 Scheidungen wurden vollzogen.


Beim Amtsgericht Wolfenbüttel (Platz 98) ist ein Rückgang der Scheidungsanträge zu verzeichnen, wenn man sich die vergangenen drei Jahre anschaut. Im Jahr 2021 gingen dort 228 Scheidungsanträge ein, im Jahr zuvor waren es noch 235 und 2019 sogar noch 254. Gründe zur Entwicklung könne man nicht benennen, heißt es aus dem Amtsgericht.

Vom Amtsgericht Salzgitter erhielt unsere Onlinezeitung trotz mehrfacher telefonischer und schriftlicher Anfragen keine Rückmeldung zu den Scheidungszahlen.


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