Region. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat sich zu einer der größten Bedrohungen für den internationalen Frieden entwickelt. Seit Beginn des Krieges droht die Lage immer weiter zu eskalieren, und die Furcht vor einem weltweiten Krieg wächst. Das hat beispielsweise Schweden erkannt und bereitet die eigene Bevölkerung vor.
Russland erhält Unterstützung aus China, und Berichte deuten darauf hin, dass auch nordkoreanische Truppen in den Kämpfen involviert sind. Auf der anderen Seite leistet die NATO der Ukraine weiterhin militärische Hilfe, was die Spannungen weiter anheizt. Doch inmitten dieser drohenden Gefahr stellt sich die Frage: Wie kann sich die Zivilbevölkerung auf eine solche Krisensituation vorbereiten?
Zunehmende Bedrohung durch militärische und hybride Angriffe
Ein Beispiel für eine proaktive Antwort auf diese Frage liefert Schweden. Das Land hat kürzlich eine überarbeitete Broschüre mit dem Titel „Om krisen eller kriget kommer“ („Wenn die Krise oder der Krieg kommt“) an alle schwedischen Haushalte verteilt. Diese Broschüre, herausgegeben von der schwedischen Behörde für Zivilschutz und Notfallvorsorge (Myndigheten för samhällsskydd och beredskap - [MSB]), bietet praktische Ratschläge und ist eine Reaktion auf die zunehmende Bedrohung durch militärische und hybride Angriffe. Sie dient als richtungsweisende Anleitung, wie auch andere Länder auf mögliche Krisen und Kriege reagieren können. In einer Zeit wachsender globaler Unsicherheit, in der die Bedrohung durch Cyberangriffe, Terrorismus und andere Gefahren ebenfalls nicht aus den Augen verloren werden darf, setzt Schweden auf Selbstvorsorge.
Die Broschüre betont, dass die Bevölkerung sich darauf vorbereiten muss, im Falle einer Krise mindestens eine Woche lang ohne öffentliche Hilfe auszukommen. Es wird empfohlen, dass Bürger Vorräte an Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten, Bargeld und anderen lebenswichtigen Gütern bereithalten – nicht nur für sich selbst, sondern auch, um im Bedarfsfall Nachbarn zu unterstützen. Diese Form der Selbstvorsorge soll es den Schweden ermöglichen, in den ersten Tagen einer Krise auf eigenen Füßen zu stehen, während der Staat mit der Bewältigung der Situation beschäftigt ist.
Zivile Vorbereitung als Notwendigkeit in Krisenzeiten
Die Inhalte der Broschüre gehen weit über die bloße Vorbereitung auf einen militärischen Angriff hinaus. Schweden sieht auch hybride Bedrohungen als mögliche Gefahr. Zu diesen gehören Cyberangriffe, Desinformationskampagnen, Terroranschläge und Sabotageakte, die das alltägliche Leben destabilisieren können. Angesichts dieser vielfältigen Bedrohungen fordert die Broschüre die Bürger dazu auf, ihre digitale Sicherheit zu stärken, sich auf extreme Wetterereignisse vorzubereiten und die Grundlagen der Ersten Hilfe zu erlernen. Diese Anleitungen sind sachlich, beruhigend und bieten handfeste Tipps, ohne Panik zu verbreiten.
Krieg in Deutschland? BBK informiert
Für Deutschland stellt sich mittlerweile ebenfalls die Frage, wie die Zivilbevölkerung auf diese Bedrohungen reagieren sollte. Zwar ist die Bundesrepublik durch ihre NATO-Mitgliedschaft weniger wahrscheinlich direkt von einem großflächigen militärischen Angriff betroffen, doch Experten zufolge sind hybride Angriffe auf kritische Infrastrukturen nicht auszuschließen.
In diesem Zusammenhang bietet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) eine Vielzahl von Materialien zur Notfallvorsorge an. Diese beinhalten etwa die „Ratgeber Notfallvorsorge“, "Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen" und "Stromausfall - Vorsorge und Selbsthilfe", die Bürger dazu ermutigt, Vorräte für verschiedene Krisenszenarien anzulegen und sich auf Stromausfälle sowie andere Notlagen vorzubereiten. Dennoch fehlt es an spezifischen Empfehlungen für Kriegsszenarien, wie sie in Schweden bereits umgesetzt werden. Die deutsche Bevölkerung ist zwar grundsätzlich auf Naturkatastrophen und technische Ausfälle vorbereitet, doch eine ganzheitliche Betrachtung von Kriegs- und Krisensituationen, wie sie Schweden vorlegt, fehlt bislang.
Empfehlung aus Schweden als Modell für Deutschland?
Die schwedische Broschüre verdeutlicht, wie sich Länder auf Kriegs- und Krisensituationen vorbereiten können, indem sie ihre Zivilbevölkerung zur Selbstvorsorge anregen. Der Ansatz, dass Bürger in Krisenzeiten in der Lage sein sollten, sich selbst zu versorgen und ihre Mitmenschen zu unterstützen – zumindest in den ersten Tagen ohne staatliche Hilfe – wird als wichtig erachtet. In Schweden wird dieser Leitfaden bereits auf breiter Basis an die Bevölkerung weitergegeben. In Deutschland gibt es zwar bestehende Notfallvorsorgepläne, die sich jedoch bislang vor allem auf alltägliche Notfälle konzentrieren. Angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen und der zunehmenden Bedrohung durch hybride Angriffe könnte Schweden als Beispiel dienen, die Vorsorgemaßnahmen weiter auszubauen und auf potenzielle militärische Krisensituationen auszudehnen. Künftig könnte auch in Deutschland die zivilgesellschaftliche Vorsorge verstärkt als wichtiger Bestandteil der Krisenbewältigung betrachtet werden.
Die Broschüre aus Schweden ist unter folgendem Link zu finden (Englisch): https://rib.msb.se/filer/pdf/30874.pdf
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